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Der Semifrugalist stellt sich vor - Finanzielle Freiheit mit 50

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Hallo liebe Frugalisten und FIRE-Enthusiasten!

Ich bin schon vor einiger Zeit auf Olivers Blog gestoßen, welches mich sehr inspiriert und mir geholfen hat, meine Pläne zur finanziellen Freiheit voranzubringen. Ich lese auch schon eine Weile sehr interessiert hier im Forum mit, nun möchte ich aber auch endlich mal aktiv werden und mich ebenfalls einbringen.

Vita

Ich bin 42 Jahre alt, Diplom-Informatiker, verheiratet und habe mit meiner Frau zusammen zwei Kinder (9 und 10 Jahre alt). Wir kommen ursprünglich aus Berlin und leben jetzt im Berliner Umland. Beruflich geht es mir - zumindest finanziell - ziemlich gut. Ich habe derzeit ein Basisgehalt von 120.000 EUR brutto im Jahr, dazu kommt eine betriebliche Altersvorsorge mit ordentlichem Arbeitgeberzuschuss sowie eine Mitarbeiter-Unternehmensbeteiligung, die über die nächsten vier Jahre schrittweise wirksam wird.
Darüber hinaus bin ich bereits seit Studientagen nebenbei als Freiberufler tätig und habe hier noch einmal Einkünfte von durchschnittlich rund 30.000 EUR brutto im Jahr.

Meine Frau ist Krankenschwester, hat die ersten Jahre nach der Geburt der Kinder nicht gearbeitet, und ist nun seit rund 5 Jahren wieder teilzeit (50%) in ihrem Beruf tätig und erzielt ein jährliches Bruttoeinkommen von knapp 30.000 EUR.

Kindheit und Jugend

Ich komme aus relativ einfachen Verhältnissen, mein Vater war KFZ-Schlosser, meine Mutter hat mit 16 Jahren meine Schwester und mit 20 Jahren meinen Bruder bekommen, war dann Hausfrau und hat nie eine Ausbildung gemacht. Später haben sich meine Eltern mit bescheidenem Erfolg selbständig gemacht und bis zum Tod meines Vaters ein kleines Einzelhandelsgeschäft geführt. Wir konnten davon relativ gut leben, es hat uns an nichts gemangelt, aber letztlich hat es auch nur funktioniert, weil meine Eltern sich selber ausgebeutet haben: 6 Tage die Woche 12-13h im Laden stehen, über 20 Jahre keinen Urlaub, keine Angestellten, die mal etwas Last abnehmen und am Ende hin hat mein Vater auch die private Altersvorsorge aufgebraucht um finanzielle Löcher zu stopfen. Wäre mein Vater nicht mit 63 Jahren verstorben, hätte sie wohl noch mit über 80 täglich im Laden gestanden oder wären im Alter auf Sozialhilfeniveau abgerutscht, da auch nur ein minimaler Rentenanspruch vorhanden war.

Die finanziellen Sorgen meiner Eltern haben mich meine ganze Kindheit und Jugend begleitet und mich doch recht stark geprägt. Ich wusste damals schon: So möchte ich nicht leben, ich brauche eine finanzielle Sicherheit.

Der Traum meiner Eltern war damals ein großer Gewinn im Lotto, der sich natürlich nie eingestellt hat. Ich persönlich fand als Kind den Hauptgewinn in der "Glücksspirale" faszinierend: 10.000 DM Sofortrente, ein Leben lang. Quasi das, was wir heute als passives Einkommen bezeichnen. Egal was passiert, man könnte niemals Pleite gehen und immer ein gutes Leben führen.

Frühe Sparsamkeit

Meine Eltern war es sehr wichtig, dass ich ordentlich aufwachse, eine gute Bildung genieße und mir es an nichts Wesentlichem fehlt. Größere Wünsche konnten sie mir aber nur bedingt erfüllen, so fing ich früh an mein Taschengeld eisern zu sparen und mir hier und da noch etwas Geld nebenbei zu verdienen, z.B. durch Hilfe bei Inventuren. Mein Traum Anfang der 90er Jahre war ein eigener PC, damals unglaublich teuer für einen Schüler und so stellte ich mir einen mehrjährigen Plan auf, wie ich dieses Ziel erreichen könnte. Mit dem zusätzlichen Geld, welches ich zu meinen Geburtstagen, Weihnachten und meiner Firmung geschenkt bekommen hatte, konnte ich mir dann 1995 meinen Traum erfüllen und mir für ca. 5.000 DM den Computer kaufen.

Hausbau

2007 haben meine Frau und ich beschlossen, dass wir Kinder bekommen und eine eigene Immobilie besitzen wollen. Von der Idee der finanziellen Freiheit und der Möglichkeit, sich deutlich früher aus dem Arbeitsleben zu verabschieden, hatte ich damals noch nicht gehört. Die Vorstellung, keine Miete zu bezahlen und dadurch im Alter deutlich weniger Kosten zu haben und unabhängiger zu sein, fand ich aber bereits damals sehr attraktiv.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige zehntausend Euro angespart und mein Vermögen bis 2009 auf rund 100.000 EUR gesteigert. In dieser Zeit haben wir wirklich jeden Euro gespart, auf alles Überflüssige verzichtet und sehr frugal gelebt.

Unser Haus ist hingegen nicht wirklich minimalistisch ausgefallen, wir wollten viel Platz haben, insbesondere für die bereits geplanten Kinder (mind. 2, evtl. auch mehr). So haben wir uns an der Stadtgrenze zu Berlin ein knapp 1000m² großes Grundstück gekauft und ein Haus mit 220m² Wohnfläche darauf bauen lassen. Verglichen mit heute waren die Kosten aber auch noch überschaubar, so haben wir für das Grundstück, den Hausbau und die Außenanlagen insgesamt rund 500.000 EUR ausgegeben, 350.000 EUR davon haben wir über Immobiliendarlehen finanziert, der Rest kam aus dem Eigenkapital.

Meine oberste finanzielle Prämisse in den letzten gut zehn Jahren war die Tilgung der Immobilienkredite. Zum einen bin ich kein Freund von Schulden, zum anderen konnte ich mit der Tilgung der Kredite völlig risikolos rund 4,5% Rendite erzielen. Durch eine recht hohe monatliche Annuität (ca. 2.300 EUR) und jährlichen Sondertilgungen von rund 10.000 EUR, konnte ich die Kreditsumme zum Ablauf der zehnjährigen Zinsbindung von 350.000 EUR auf 150.000 EUR reduzieren. Bis Juni 2024 läuft jetzt unsere Anschlussfinanzierung mit knapp unter einem Prozent anfänglichen Zins und mein Plan ist, den Kredit in diesen fünf Jahren komplett zu tilgen.

Unsere Einkünfte

Meine Frau verdient ca. 1.000 EUR netto im Monat, dazu kommen 408 EUR Kindergeld. Ich verdiene aktuell ca. 7.200 EUR netto im Monat (inkl. Arbeitgeberzuschuss zur PKV). Meine freiberuflichen Gewinne lasse ich hier mal außen vor, da ich sie bisher fast komplett in den Hausbau und später in Sondertilgungen für unser Haus gesteckt habe und dies auch weiter so handhaben werde.

Unsere Ausgaben

Annuitätendarlehen für unser Haus mit 5% Tilgung 750 EUR/Monat (derzeit ca. 650 EUR Tilgung und 100 EUR Zins)
Wohnnebenkosten (Strom, Wasser, Heizung, Abfall, Grundsteuer) 300 EUR/Monat
Diverse Verträge (DSL, Mobiltelefone, Streamingdienste, GEZ, Beiträge Vereinsmitgliedschaften, etc.) 150 EUR/Monat
PKV (für mich und meine Kinder) 900 EUR/Monat
Kapitalbildende Versicherungen 600 EUR/Monat
Sonstige Versicherungen 150 EUR/Monat
Konsum, Auto, Urlaube und Ausgaben für die Kinder (Hobbies, Kleidung, Schulsachen, etc.) 2.000 EUR/Monat

Derzeitige Sparrate

Position Zweck Betrag
ETF-Kauf Für die finanzielle Unabhängigkeit 2.000 EUR/Monat
Tagesgeld Für die finanzielle Unabhängigkeit 500 EUR/Monat
Tagesgeld Notgroschen/Rücklagen Haus/große Anschaffungen 500 EUR/Monat
ETF-Sparplan Für die Rentenzeit 200 EUR/Monat
Kapitalbildende Versicherungen Für die Rentenzeit 600 EUR/Monat
Tilgung Immobilienkredit Reduzierung unserer Verbindlichkeiten 650 EUR/Monat
Sondertilgung Immobilienkredit Reduzierung unserer Verbindlichkeiten 15.000 EUR/Jahr, bzw. 1.250 EUR/Monat

Wenn ich die Sondertilgungen außen vor lasse und nur unser Gehalt betrachte, kommen wir also auf eine Sparrate von rund 50%, bzw. 60% wenn ich nur mein Gehalt als Maßstab nehme.

Unsere aktuelle Vermögenssituation

Einzelaktien (primär Amazon.com) 320.000 EUR
ETFs (primär MSCI World) 100.000 EUR
Versicherungen (Riester, Basisrente, KLV, FLV) 120.000 EUR
EFH in guter Wohnlage nahe Berlin mit 220m² Wohnfläche und knapp 1000m² Grundstück. Die Anschaffungskosten lagen 2010 bei 500.000 EUR, die Restschuld unseres Annuitätendarlehens liegt bei rund 100.000 EUR. Der Zeitwert ist unklar, aber alleine der Quadratmeterpreis für Grundstücke hat sich bei uns im Ort seit 2010 ca. verdreifacht.
Unternehmensanteile an meinem aktuellen Arbeitgeber Wert aktuell noch unklar, IPO ist in den nächsten drei Jahren geplant. Ich rechne konservativ mit einer niedrigen sechsstelligen Summe nach Steuern. Im Worst Case kann der Wert aber auch bei Null liegen.
Rentenpunkte (meine Frau) 19 (Stand Ende 2020)
Rentenpunkte (ich) 26 (Stand Ende 2020)

Die Idee der finanziellen Freiheit

2018 wurde ich 40 Jahre alt, lag zu diesem Zeitpunkt im Sommerurlaub mit meiner Familie am Strand und habe mir passend zum realistisch betrachteten Beginn meiner zweiten Lebenshälfte, Gedanken gemacht, was ich noch erreichen möchte. Das Ergebnis dieser Überlegungen war, aus der Tretmühle des Arbeitslebens irgendwann ausbrechen zu können und zwar nicht erst mit 67. Kurz darauf habe ich erst mal meinen damaligen Job gekündigt, in dem ich nicht mehr so ganz glücklich war und mir eine neue und auch noch besser bezahlte Position gesucht. Darüber hinaus lief im Jahr darauf meine erste Immobilienfinanzierung aus und somit konnte ich die monatliche Annuität von 2.300 EUR auf 750 EUR drücken. Zusammen mit dem neuen Job standen so über 2.000 EUR mehr pro Monat zur Verfügung, die ich nun zum Erreichen meiner finanziellen Freiheit investieren konnte.

Mein Plan

Im Jahr 2028 werde ich 50 Jahre alt und möchte, dass wir dann die finanzielle Freiheit erreicht haben. Ich lasse es mir noch offen, ob ich zu diesem Zeitpunkt komplett aufhören werde zu arbeiten, ich möchte es aber nicht mehr müssen und mir keine Gedanken um meine finanzielle Situation oder mein Einkommen mehr machen. Vielleicht mache ich ein längeres Sabatical, reduziere meine Arbeitsstunden deutlich oder suche mir einen Job, der mir sehr viel Spaß macht, auch wenn das Gehalt niedriger ist. Evtl. mache ich mich auch noch einmal ohne finanziellen Druck selbständig oder fahre einfach mit dem Segelboot um die Welt. 🙂

Ich bin mit meinem Vermögen natürlich sehr vom Kapitalmarkt abhängig, d.h. wenn es schlecht läuft, muss ich meine Pläne noch ein paar Jahre nach hinten verschieben, das wäre aber auch nicht weiter schlimm. Mein aktuelles und hoffentlich halbwegs realistisches Szenario sieht folgendermaßen aus:

  1. Ich investiere bis Juni 2024 jeden Monat 2.000 EUR in ETFs (MSCI World und EM).
  2. Im Juli 2024 werde ich voraussichtlich unser Haus abbezahlt haben, ab dann erhöhe ich die ETF-Investitionen auf 3.000 EUR/Monat.
  3. Ich versuche bis 2029 mind. 100.000 EUR in Cash anzusparen.
  4. Ich behalte meine Einzelaktien (Amazon.com) bis mindestens 2029 und hoffe auf eine Verdopplung bis dahin.
  5. Ich hoffe auf einen lukrativen IPO meines derzeitigen Arbeitgebers und auf mind. 100.000 EUR Ertrag nach Steuern aus dem Verkauf meiner Unternehmensanteile. Die Summe kann aber auch deutlich niedriger oder höher liegen, das Ganze ist eine ziemliche Wundertüte.

2029 hätte ich dann unter o.g. Annahmen folgendes Vermögen zusammen:

Einzelaktien 600.000 EUR
ETFs 400.000 EUR
Unternehmensanteile 100.000 EUR
Cash 100.000 EUR

Ab unserem 67. Lebensjahr im Jahr 2045, stehen uns darüber hinaus noch einmal voraussichtlich ca. 600.000 bis 700.000 EUR aus diversen Lebensversicherungen und meinem ETF-Sparplan zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt können wir nach heutigem Stand (und wenn wir bis mindestens Ende 2028 weiter arbeiten) darüber hinaus auch noch mit monatlich ca. 4.500 EUR aus der gesetzlichen Rentenkasse sowie privaten Rentenversicherungen und unseren betrieblichen Altersvorsorgen rechnen.

Die 1.200.000 EUR aus der obigen Rechnung müssten meines Erachtens nur zur Überbrückung der maximal 17 Jahre bis zum Renteneintritt reichen. Laut Entnahmerechner könnten wir bei 5% Rendite während der Entnahmephase, rund 100.000 EUR pro Jahr, bzw. ca. 8.300 EUR pro Monat entnehmen (die zum Teil noch versteuert werden müssen). Das entspricht ungefähr unserem aktuellen Nettoeinkommen und würde uns wohl ein sehr angenehmes Leben ermöglichen. Sollten sich die Kapitalmärkte nicht wie erhofft entwickeln, würden wir aber auch mit deutlich weniger auskommen, bzw. evtl. doch wieder temporär oder in Teilzeit arbeiten gehen.

Warum "Semifrugalist"?

Als echte Frugalisten, so wie Oliver, werden wir mit unseren hohen monatlichen Ausgaben und der bereits lange eingesetzten Lifestyle-Inflation wohl nicht durchgehen. Für ein wirklich frugales Leben fehlt auch bisher die Akzeptanz beim Rest der Familie, so leben wir halt in einem - wie ich finde - guten Kompromiss: Wir leben gut, aber deutlich unterhalb unserer finanziellen Möglichkeiten und ich versuche Verschwendungen so gut wie möglich zu vermeiden. Beispiele für unseren "Semi-Frugalismus" sind:

  • Wir haben ein recht teures Auto der oberen Mittelklasse, fahren dieses aber auch bereits seit 8 Jahren, obwohl wir uns sicherlich alle 3-4 Jahre einen Neuwagen leisten könnten. Im Gegensatz zu den meisten Nachbarn verzichten wir auch auf einen Zweitwagen, ich fahre stattdessen mit der Bahn zur Arbeit.
  • Wir gönnen uns jedes Jahr durchaus einen größeren Familienurlaub und wissen auch schöne Hotels zu schätzen. Hier versuchen wir trotzdem die Kosten im Rahmen zu halten und suchen nach günstigen Schnäppchen. Wir verzichten auch auf einen zweiten oder gar dritten teuren Urlaub im Jahr, den sich viele in unserem Umfeld leisten und fahren stattdessen z.B. mit den Kindern noch mal preiswert campen (finden die eh cooler).
  • Wie oben beschrieben, haben wir ja ein recht großes und auch nicht ganz billiges Haus. Bei der Einrichtung waren wir aber bisher relativ sparsam, haben auch auf den Pool verzichtet, den hier mittlerweile jeder zweite Nachbar für wahnsinnig viel Geld bauen lässt und haben auch seit einigen Jahren keine Haushaltshilfe mehr - wir können auch selber putzen. 🙂
  • Ich kaufe mir gerne hochwertige und teure Elektronik, z.B. alle drei Jahre ein neues iPhone, dafür werden die dann anschließend noch über mehrere Generationen von meiner Frau und den Kindern weiterverwendet. Genauso sind auch unsere ebenfalls wohl überteuerten Macs 10 Jahre und mehr im Einsatz, genau so wie iPads, Fernseher, Hifi- und Haushaltsgeräte.
  • Wir kaufen uns und den Kindern nur gute Kleidung und Schuhe, diese ist dann aber auch lange in Benutzung (zumindest bei meiner Frau und mir). Ich habe dieses Jahr z.B. noch keinen Euro für neue Kleidung ausgegeben, zugegebenermaßen auch dank Covid-19.
  • Wir gehen eher selten im Restaurant Essen und kaufen kein überteuertes Fertigessen, dafür kochen wir lieber selber und wenn möglich mit hochwertigen Bio-Zutaten. Auch versuchen wir keine Lebensmittel wegzuschmeißen und nutzen Angebote im Supermarkt gezielt aus.

 

Soviel zu meiner/unserer Vorstellung. Ich glaube zwar nicht, dass diesen Roman viele zu Ende gelesen haben - falls doch: Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! 😉

Ich freue mich sehr auf Feedback und Fragen zu meinen Plänen und viele weitere interessante Diskussionen rund um das Thema Frugalismus und FIRE mit euch hier im Forum!

Viele Grüße vom
Semifrugalisten

Hallo Semifrugalist,

herzlich willkommen im Forum! Das sieht doch nach einer klasse Ausgangslage aus.
Auch habe ich das Gefühl, dass ihr da einen angenehmen "Mittelweg" findet, gut auf das Geld zu achten aber eben nicht zu energisch.
Wie groß ist der Anteil von Amazon.com an den Einzelaktien? Wahrscheinlich investierst du schon länger in Amazon & freust dich darüber 😉
Ich habe im Portfolio ebenfalls eine starke Tech-Übergewichtung & fühle mich momentan noch wohl damit, bringe aber auch aus Altersgründen eine recht hohe Risikobereitschaft.

Viele Grüße & viel Spaß hier im Forum!

 

Hallo @semifrugalist, ich habe durchaus alles gelesen und sage Glückwunsch zu all dem, was du schon erreicht hast.

Dein Haus mit Grundstück dürfte mittlerweile einiges Wert sein, auch wenn du es in deinem Vermögen gar nicht aufzählst. Plant ihr darin alt zu werden, oder wollt ihr euch evtl. verkleinern, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Allein die Option zu haben gibt euch ja noch eine Schippe mehr Sicherheit.

Wie kommst du zu deiner Affinität zu Amazon?

Was machst du beruflich, wenn ich fragen darf? 120.000€ ist ja schonmal eine Hausnummer für einen Informatiker, zumal mit noch genug Energie für eine freiwillige Tätigkeit obendrauf. 🙂 Wie viele Stunden/Woche arbeitest du im Schnitt?

Möchtest du in jedem Fall irgendwann von 100 auf 0? Mit der 30.000€ Nebentätigkeit hättest du ja auch ideale Voraussetzungen für einen schrittweise Reduzierung.

 

Hallo Koelschejung!
Vielen Dank für die nette Begrüßung und dein Lob!
Zitat von koelschejung am 24. Oktober 2020, 21:45 Uhr

Auch habe ich das Gefühl, dass ihr da einen angenehmen "Mittelweg" findet, gut auf das Geld zu achten aber eben nicht zu energisch.

Bisher klappt das mit dem Mittelweg ganz gut. Hin und wieder muss ich mir natürlich sinngemäß Sprüche anhören wie "wir können uns das nicht leisten, obwohl du über 7000 Euro im Monat verdienst und ein paar Hunderttausend Euro im Depot liegen hast", aber nachdem ich noch mal den Sinn und Zweck erklärt habe und was uns das irgendwann ermöglichen wird, ernte ich meist schon Verständnis. 😉

Was hin und wieder nicht so verstanden wird ist, warum ich mit den verschiedenen Budgets, z.B. für den Konsum oder bei der monatlichen ETF-Sparrate so strikt bin. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass genau so ein Schlendrian, hier mal das Budget überziehen, da mal eine Sparrate aussetzen oder gar vorzeitig ans angesparte Vermögen rangehen, den Plan am Ende gefährden wird.

Wie groß ist der Anteil von Amazon.com an den Einzelaktien? Wahrscheinlich investierst du schon länger in Amazon & freust dich darüber 😉

Bei den Einzelaktien liegt der Anteil von AMZN liegt bei fast 100%, den Rest habe ich in ETF umgeschichtet. Ich bin seit 2014 in Amazon investiert und habe rund 1000% seither gemacht, lief also nicht schlecht. 😉 Warum halte ich die weiter? Zum einen glaube ich fest an den langfristigen Erfolg von Amazon, zum anderen müsste ich gerade sehr viel Steuern bezahlen, wenn ich die Aktien verkaufen würde. Das möchte ich lieber auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

Ich habe im Portfolio ebenfalls eine starke Tech-Übergewichtung & fühle mich momentan noch wohl damit, bringe aber auch aus Altersgründen eine recht hohe Risikobereitschaft.

Ich fühle mich auch wohl damit, aber ich weiß nicht, ob ich meinen Tech-Anteil gerade noch weiter explizit ausbauen würde. Klar, beim MSCI World ist Tech auch sehr hoch gewichtet, aber ich hadere z.B. immer wieder damit, ob ich nicht noch zusätzlich in einen ETF auf den NASDAQ-100 investieren sollte. Gerade traue ich mich nicht so wirklich Tech und USA noch mehr zu übergewichten. Eigentlich möchte ich ja mehr Diversifikation und nicht weniger.

In welche Tech-Aktien oder ETF bist du noch investiert?

Viele Grüße!
Der Semifrugalist

Zitat von TheWanderer am 24. Oktober 2020, 21:48 Uhr

Hallo @semifrugalist, ich habe durchaus alles gelesen und sage Glückwunsch zu all dem, was du schon erreicht hast.

Vielen Dank! 🙂

Dein Haus mit Grundstück dürfte mittlerweile einiges Wert sein, auch wenn du es in deinem Vermögen gar nicht aufzählst. Plant ihr darin alt zu werden, oder wollt ihr euch evtl. verkleinern, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Allein die Option zu haben gibt euch ja noch eine Schippe mehr Sicherheit.

Sehr gute Frage! Sowohl der Besitz des Hauses, d.h. immer ein Dach über dem Kopf zu haben und mietfrei wohnen zu können, als auch der mögliche Erlös aus einem Verkauf, gibt uns natürlich ein gutes Gefühl der Sicherheit. In den nächsten 10-15 Jahren werden wir hier wohl auf jeden Fall wohnen bleiben, bis die Kinder die Schule und Studium/Ausbildung abgeschlossen haben, es sei denn sie zieht es dazu beide weg aus Berlin/Brandenburg. Bis dahin betrachte ich das Haus nicht mit einem nominellen Wert, da dieser ja nur auf dem Papier existieren würde und nicht liquide ist. Wir haben das Haus und das Grundstück auch bisher nicht schätzen lassen, daher habe ich keine reale Vorstellung, wie hoch der Wert aktuell ist - vielleicht ist das auch besser so. 😉

Ob wir hier alt werden wollen, weiß ich auch noch nicht. Uns gefällt es hier, wir haben nette Nachbarn, sehr gute Infrastruktur und leben zwar im Grünen, aber trotzdem nah an der Großstadt. Das Haus ist zwar recht groß, aber auch nicht so überdimensioniert, dass man im Alter hier nicht zu zweit wohnen könnte. Ich glaube wir werden uns diese Gedanken noch mal machen, sobald die Kinder dann wirklich aus dem Haus sind.

Wie kommst du zu deiner Affinität zu Amazon?

Ich bin halt sehr von Amazon überzeugt, sowohl als Kunde, als auch als Anteilseigner. Die Firma wird einfach hervorragend geführt und auf extrem langfristigen Erfolg ausgerichtet. Auch wenn man bei der aktuellen Marktkapitalisierung kaum noch von einem vergleichbaren Wachstum des Aktienkurses wie in den vergangenen Jahren ausgehen kann, sehe ich da noch einiges an Potential. Insbesondere AWS, welches ich auch beruflich schon sehr lange nutze, wird die Bewertung von Amazon in der Zukunft noch mal deutlich nach oben treiben.

Was machst du beruflich, wenn ich fragen darf?

Ich bin Technischer Leiter bei einem Software-Unternehmen.

120.000€ ist ja schonmal eine Hausnummer für einen Informatiker,

Kommt darauf an, ich habe auch als Software Engineer in der Vergangenheit bereits sechsstellig verdient. Man muss halt die richtigen Qualifikationen haben und sich gut verkaufen können. In anderen Ländern, z.B. in den USA, sind auch für Softwareentwickler noch ganz andere Gehälter möglich.

zumal mit noch genug Energie für eine freiwillige Tätigkeit obendrauf. 🙂

Damit hadere ich aber zugegebenermaßen schon etwas länger. Zum einen ist meine freiberufliche Tätigkeit relativ leicht verdientes Geld, da ich mir die Arbeit fast vollständig selber einteilen und ich so sehr schnell das Haus abbezahlen kann, zum anderen geht halt ein nicht unerheblicher Teil meiner Freizeit dafür drauf - häufig abends/nachts oder am Wochenende. Ich überlege dieses Kapitel zu beenden, sobald die letzte Sondertilgung geleistet ist.

Wie viele Stunden/Woche arbeitest du im Schnitt?

In meinem normalen Job offiziell 40h/Woche, wobei ich über die tatsächlichen Stunden kein Buch führe, die Überstunden sind eh mit dem Gehalt abgegolten. 😉 Ich denke aber auch nicht, dass es durchschnittlich mehr als 45h/Woche sind, ich versuche das schon im Rahmen zu halten.

Meine freiberufliche Tätigkeit nimmt dann noch mal so ca. 10h/Woche ein, wobei es Phasen gibt, in denen ich kaum etwas mache und dann wieder Wochen, wo etwas mehr zu tun ist.

Möchtest du in jedem Fall irgendwann von 100 auf 0?

Nicht in jedem Fall. Aktuell könnte ich mir sehr gut vorstellen, mal 3 oder 6 Monate ein Sabbatical zu machen, also wirklich die Arbeit auf 0 zu fahren. Ob ich sowas auf Dauer durchhalte, müsste ich wohl ausprobieren.

Mein derzeitiger Job ist schon relativ stressig und ich könnte mir aktuell nicht vorstellen, ihn (oder etwas vergleichbares) noch weitere 25 Jahre bis zur Rente zu machen. Eher stelle ich mir vor, noch mal ein Startup zu gründen oder als Co-Founder irgendwo einzusteigen und etwas eigenes aufzubauen. Aktuell traue ich mich das nicht so wirklich, weil ich damit mein Ziel der finanziellen Freiheit gefährden würde. Wäre ich jetzt schon bei der Zielsumme aus meinem ersten Beitrag, würde ich es wohl sofort tun. Ich hatte auch in letzter Zeit einige sehr interessante Anfragen, die ich leider aus finanziellen Gründen abgelehnt habe.

Mit der 30.000€ Nebentätigkeit hättest du ja auch ideale Voraussetzungen für einen schrittweise Reduzierung.

Ja, das ist auch ein Gedanke von mir, dass ich zumindest freiberuflich tätig bleibe und mir immer mal wieder Projekte suche, die ich interessant und/oder lukrativ finde. Gerade wenn die Börse doch nicht so für mich läuft, wie ich es mir erhoffe, wäre das ein guter Kompromiss.

Viele Grüße
Der Semifrugalist

Zitat von Semifrugalist am 25. Oktober 2020, 0:23 Uhr

Ich fühle mich auch wohl damit, aber ich weiß nicht, ob ich meinen Tech-Anteil gerade noch weiter explizit ausbauen würde. Klar, beim MSCI World ist Tech auch sehr hoch gewichtet, aber ich hadere z.B. immer wieder damit, ob ich nicht noch zusätzlich in einen ETF auf den NASDAQ-100 investieren sollte. Gerade traue ich mich nicht so wirklich Tech und USA noch mehr zu übergewichten. Eigentlich möchte ich ja mehr Diversifikation und nicht weniger.

In welche Tech-Aktien oder ETF bist du noch investiert?

Viele Grüße!
Der Semifrugalist

Der mittlerweile mit Abstand größte Batzen liegt in Mitarbeiteraktien (teils Stock Options, teils günstiger eingekaufte Mitarbeiteraktien.)
Die Firma mag ich aufgrund "Angst" vor neugierigen Kollegen nicht verraten, ist eine große US-Softwarefirma.
Weitere größere Positionen habe ich auf den MSCI World, den S&P500 Information Technology, sowie diverse Tech-Einzelaktien (Docusign, MongoDB, Paypal, BYD, Xiaomi, The Trade Desk). Ich werde mir also mittelfristig ebenfalls die Diversifikation auch nochmal ansehen müssen.
Glückwunsch jedenfalls zum guten Amazon-Händchen!

 

Zitat von koelschejung am 25. Oktober 2020, 12:25 Uhr

Der mittlerweile mit Abstand größte Batzen liegt in Mitarbeiteraktien (teils Stock Options, teils günstiger eingekaufte Mitarbeiteraktien.)
Die Firma mag ich aufgrund "Angst" vor neugierigen Kollegen nicht verraten, ist eine große US-Softwarefirma.
Weitere größere Positionen habe ich auf den MSCI World, den S&P500 Information Technology, sowie diverse Tech-Einzelaktien (Docusign, MongoDB, Paypal, BYD, Xiaomi, The Trade Desk). Ich werde mir also mittelfristig ebenfalls die Diversifikation auch nochmal ansehen müssen.
Glückwunsch jedenfalls zum guten Amazon-Händchen!

Danke! 🙂

Ich habe mir gerade mal deine Vorstellung durchgelesen: Großen Respekt vor dem, was du bisher und vor allem in deinem Alter schon erreicht hast! Ich sehe da einige Parallelen zu mir und es erinnert mich sehr daran, wo ich stehen könnte, hätte ich mein Geld damals nicht in der Immobilie gebunden. 😉

Ich hatte mal, nachdem ich mich ein bisschen in das Thema Kaufen vs. Mieten eingelesen hatte,  durchgerechnet, welches Vermögen wir bereits erreicht haben könnten, wenn wir einfach zur Miete wohnen geblieben und das Geld (relativ konservativ) investiert hätten. Die finanzielle Freiheit hätten wir ohne selbstgenutzte Immobilie wohl bereits erreicht. Aber auch so bereue ich nichts, dafür führen wir ein sehr schönes Leben hier und wenn alles gut geht, klappt es ja mit der finanziellen Freiheit trotzdem irgendwann. 🙂

Lieber Semifrugalist

Vielen Dank für deine sehr offene, umfassende ja rundum gelungene Vorstellung.

Ich finde dein Angestelltengehalt im Tech Bereich mit Leitungsposition als angemessen. Im größeren Konzern oder bei einem Wechsel wäre sicher noch Luft nach oben.

Gerade am Wochenende in der FAS einen Bericht zu den Vermögen der Deutschen gelesen. In deinem Alter bist du mit rund 450.000 Neth Worth bei den 10% der Wohlhabendsten. Übrigens liegen 2/3 der Vermögen in Immobilien. Ganz am Ende des Artikels kam das Statement dass eine Vermögensbildung mit Aktien viel besser klappt. Real schaffen es in D jedoch die meisten mit Immobilien.

Ich finde es immer wieder schön wenn man etwas über das Zahlenwerk aber auch den Mensch dahinter erfahren darf.

Unsere Wege durchs Leben verlaufen nicht zufällig und bei dir haben die familiären Prägungen am Ende einiges an Energie freigesetzt auf dessen Status Quo du stolz sein kannst.

Vergiss dich selbst nicht dabei und behalte dich, deine Interessen und Bedürfnisse im Blick.

Dinge wie "du verdienst doch genug und wir haben soviel Geld um uns das zu leisten" kommen mir bekannt vor 😎

Ich sehe bei mir viele Parallelen im Ldbensverlauf zu dir. Auch ich habe für 4 gearbeitet und arbeite noch. Haus gebaut und abgetilgt.

Bin 7 Jahre älter. Wenn ich rückblickend was anders machen würde wäre es eine Partnerschaft die finanziell einigermaßen gleichberechtigt ist oder zumindest beide dazu beitragen und jeweils eigenständig sein könnten. Ich glaube dass heute keiner in die klassische Geschlechterrolle der 50er Jahre möchte.

Dir aber viel Fülle in der Partnerschaft und weiter gute Beiträge hier im Forum

 

Hallo Semifrugalist,

klingt finanziell alles gut, aber wie du ja schon selber schreibst wenig frugal. Da war / bin ich doch deutlich frugaler, wenn es aber immer auch bei mir ein paar Ausreisser gab (3 Urlaube im Jahr waren immer drin, dieses Jahr leider nicht).

Mit deinen finanziellen Prognosen wäre ich schon vorsichtiger. Ich würde immer eher mit Szenarien rechnen (worst, soso, best). Deine Amazon Prognose entspricht sicher eher dem Wunsch Szenario. Ich will nicht ausschliessen, dass die sich in 10 Jahren verdoppeln (und dann die 600k ergeben), würde aber auch mit einer Halbierung (auf dann 150k) rechnen. So was kann schnell gehen, siehe heute SAP.

Weiter alles Gute!

Hallo @privatier!
Zitat von Privatier am 26. Oktober 2020, 14:36 Uhr

klingt finanziell alles gut, aber wie du ja schon selber schreibst wenig frugal.

Semifrugal! 😉 So unfrugal finde ich meine persönliche Sparquote von 60% gar nicht. Aber klar, mehr geht immer. 🙂

Mit deinen finanziellen Prognosen wäre ich schon vorsichtiger. Ich würde immer eher mit Szenarien rechnen (worst, soso, best). Deine Amazon Prognose entspricht sicher eher dem Wunsch Szenario. Ich will nicht ausschliessen, dass die sich in 10 Jahren verdoppeln (und dann die 600k ergeben), würde aber auch mit einer Halbierung (auf dann 150k) rechnen. So was kann schnell gehen, siehe heute SAP.

Da hast du natürlich vollkommen recht! Da wir ja alle nicht in die Zukunft schauen kommen, habe ich bisher nur halbwegs realistische Annahmen getroffen, die natürlich nicht exakt so eintreffen werden. Amazon hat die letzten 10 Jahre eine durchschnittliche Rendite von um die 30% pro Jahr erzielt. Mir ist natürlich klar, dass das so nicht dauerhaft weiter gehen kann, aber für eine Verdopplung in 10 Jahren reichen ja auch bereits knapp über 7% p.a.

Ich persönlich glaube nicht an einen so drastischen langfristigen Kurseinbruch von 50%. Wenn ich dieses Szenario für realistisch halten würde, müsste ich meine Amazon-Aktien bereits jetzt verkaufen, aber ganz auszuschließen ist es natürlich nicht. In dem Fall hab ich dann einfach Pech gehabt und würde noch etwas länger arbeiten. Ich bin ja in der glücklichen Lage, dass mich keiner zwingt mit 50 Jahren aufzuhören, das ist ja bisher nur ein Gedankenexperiment. 🙂

Damit ich langfristig nicht mehr so von einer einzelnen Aktie abhängig bin, habe ich ja bereits vor zwei Jahren begonnen, stattdessen den MSCI World und EM zu besparen und habe nun auch bereits 25% meines Aktienvermögens darin investiert. Mein Ziel ist es, diese Quote kontinuierlich zu steigern und langfristig den überwiegenden Teil meines liquiden Vermögens in breit diversifizierten ETFs zu investieren.

Weiter alles Gute!

Vielen Dank, wünsche ich dir auch! 🙂

 

Viele Grüße vom
Semifrugalisten

Zitat von Muslime_Frugi am 26. Oktober 2020, 14:09 Uhr

Ich finde dein Angestelltengehalt im Tech Bereich mit Leitungsposition als angemessen. Im größeren Konzern oder bei einem Wechsel wäre sicher noch Luft nach oben.

Ich finde mein Gehalt auch mehr als angemessen, insbesondere für Berliner Verhältnisse. Ich bekomme hin und wieder Anfragen von Head Huntern, die noch etwas mehr versprechen, aber zumindest die nächsten gut 3,5 Jahre bin ich noch mit "goldenen Handschellen" (Mitarbeiter-Unternehmensbeteiligung) an meine derzeitige Firma gebunden. Wenn das alles so klappt mit den IPO, wäre es ein weiterer wichtiger Baustein, der mich der finanziellen Freiheit ein Stück näher bringt. Und wenn nicht, ist es auch kein Beinbruch - ich bekomme die Firmenanteile ja on-top auf das Basisgehalt, welches ja für sich genommen bereits sehr gut ist.

Gerade am Wochenende in der FAS einen Bericht zu den Vermögen der Deutschen gelesen. In deinem Alter bist du mit rund 450.000 Neth Worth bei den 10% der Wohlhabendsten.

Es ist gut, sich so etwas vor Augen zu führen, wie gut es uns eigentlich geht. Das relativiert auch viele der "Probleme", die man häufiger meint zu haben.

Ich weiß nicht, wie die FAS den Net Worth berechnet hat, aber falls die da auch selbstgenutzte Immobilien einrechnen, wären wir ja sogar bereits bei über einer Million Euro. Das klingt für mich ehrlich gesagt noch etwas surreal.

Übrigens liegen 2/3 der Vermögen in Immobilien. Ganz am Ende des Artikels kam das Statement dass eine Vermögensbildung mit Aktien viel besser klappt. Real schaffen es in D jedoch die meisten mit Immobilien.

Immobilien zwingen einen halt zum Sparen und man hat man dank möglichen Fremdkapital einen deutlich größeren Hebel. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, aber ich denke für mein Ziel, wäre ich für Immobilien zu spät dran.

Ich finde es immer wieder schön wenn man etwas über das Zahlenwerk aber auch den Mensch dahinter erfahren darf.

Das geht mir auch so, deswegen wollte ich auch ein wenig von mir und meiner Motivation preisgeben. So viele gleichgesinnte, die ähnliche Ziele verfolgen, findet man ja selten auf einem Haufen. 🙂

Unsere Wege durchs Leben verlaufen nicht zufällig und bei dir haben die familiären Prägungen am Ende einiges an Energie freigesetzt auf dessen Status Quo du stolz sein kannst.

Danke! 🙂

Vergiss dich selbst nicht dabei und behalte dich, deine Interessen und Bedürfnisse im Blick.

Mache ich! Auch wenn es manchmal auch Kompromisse sind - aber meistens auch gute.

Dinge wie "du verdienst doch genug und wir haben soviel Geld um uns das zu leisten" kommen mir bekannt vor 😎

Ich sehe bei mir viele Parallelen im Ldbensverlauf zu dir. Auch ich habe für 4 gearbeitet und arbeite noch. Haus gebaut und abgetilgt.

Wann möchtest du denn aussteigen, bzw. was hält dich noch davon ab? Du bist ja ungefähr in dem Alter, was ich mir so als Ziel für den möglichen Ausstieg gesetzt habe.

Bin 7 Jahre älter. Wenn ich rückblickend was anders machen würde wäre es eine Partnerschaft die finanziell einigermaßen gleichberechtigt ist oder zumindest beide dazu beitragen und jeweils eigenständig sein könnten. Ich glaube dass heute keiner in die klassische Geschlechterrolle der 50er Jahre möchte.

Das wäre in der Tat erstrebenswert und würde auch das gesamte Thema finanzielle Freiheit deutlich vereinfachen. Ich habe einige Paare im Freundeskreis, bei denen beide Top-Positionen bekleiden und die haben natürlich noch mal ganz andere finanzielle Möglichkeiten als beispielsweise wir. Fast alle geben es aber für einen ziemlich luxuriösen Lebensstil aus, keiner davon hat sich je in Richtung FIRE oder gar Frugalismus bekannt.

Aber ehrlich gesagt: Ich habe mir meine Frau damals nicht nach finanziellen Gesichtspunkten ausgewählt und würde es auch nicht anders machen, wenn ich wieder in der gleichen Situation wäre. 🙂 Wenn aber jemand das Glück hat, auch mit seinem Partner finanziell auf Augenhöhe zu sein, ist das natürlich umso besser.

Dir aber viel Fülle in der Partnerschaft und weiter gute Beiträge hier im Forum

Vielen Dank für deine nette Begrüßung und deine lieben Worte!

 

Viele Grüße vom
Semifrugalisten

In dem FAS Artikel sind beim Vermögen selbstgenutzte Immobilien bei dem Vermögen berücksichtigt.

Es gibt viele, viele mit sehr wenig Vermögen.

Ich plane mit 53 aufzuhören. Ich wäre wohl jetzt schon soweit. Es kam eine Scheidung dazwischen.

Wenn du die Vorstellung vom Kölsche Jung gelesen hast findest du da eine Verlinkung von mir zu meinem Weg.

Alles Gute dir!

Hi Semifrugalist,

möchte hier gerne deine Fragen zur Planung weiterführen und dich dazu anregen weiter zu schreiben und den Austausch fortzuführen.

Wenn du mit etwa 50 Den Ausstieg planst, so plane ich dies etwa 3 Lebensjahre später.

Ähnlich wie Privatier plane ich die ersten Jahre nur mit Cash, bzw. Die ersten 3-4 von einer Abfindung zu leben (die Angebote kommen in meinem Laden recht zuverlässig). Ab 60 dürften die Kosten mit AV (BAV, DC, Riester, Rürup, DV), den Mieteinnahmen einer dann bezahlten Wohnung sowie Dividenden zu decken sein.

Bei der Lücke von 3 - 4 Jahren ist die Inflation egal. Die meisten anderen Assets wirken inflationsausgleichend.

Unterstützt durch das Wohnen in einer bezahlten Immobilie plus Kostenanteil/-teilung durch das Zusammenwohnen der Lebenspartnerin.

Mit 65 kommt dann die GRV (bes. langen. Vers. Status) hinzu. Die ich dann bei einigermaßen frugalen Lebensstil gar nicht bräuchte.

Tut mir leid wenn ich dich eventuell von der Seite angeschossen habe. Die Rollenteilung wie du sie lebst habe ich genauso gelebt und konnte einiges mit ein paar Therapiestunden und einer sehr guten Familienaufstellung für mich klären. Das tickert mich gelegentlich noch an -;)

In Erkenntnis dessen möchte ich auf keinen Fall wieder in diese Rolle fallen und Beziehung anders leben.

Der gesellschaftlich festsitzende Adenauer Muff, Ehegattensplitting, ein Mangel an Frauen in gut bezahlten Berufen und familiäre Prägungen führen dazu dass Rollenteilungen heute immer noch so angenommen und gelebt werden.

Nach der Scheidung betreuen wir die Kinder im paritätischen Wechselmodell. Ich arbeite weiter Vollzeit und meine Ex Frau weiter in TZ im schlechtbezahlten Bereich.

Es hat sich also nichts geändert.

 

In dem FAS Artikel sind beim Vermögen selbstgenutzte Immobilien bei dem Vermögen berücksichtigt.

Ich bin bei dem Thema immer etwas zwiegespalten. Einerseits gehören Immobilien natürlich zum eigenen Vermögen, andererseits existiert dieses Vermögen nur auf dem Papier, solange man nicht verkaufen möchte. Mir bringt es z.B. wenig, wenn ich dank meiner Immobilie theoretisch Millionär bin, aber diesen Wert nicht erlöse, sondern bis zum Lebensende darin wohnen bleibe. Ich betrachte die selbstgenutzte Immobilie daher lieber als eine Art "geldwerten Vorteil", da ich ja theoretisch bis zum Lebensende jeden Monat die Miete spare und dadurch auch entspannter zukünftigen Entwicklungen am Immobilienmarkt entgegenblicken kann. Andererseits bindet man sich natürlich auch das Risiko teurer Reparaturen ans Bein, die irgendwann kommen werden.

möchte hier gerne deine Fragen zur Planung weiterführen und dich dazu anregen weiter zu schreiben und den Austausch fortzuführen.

Sehr gerne! 🙂

Wenn du mit etwa 50 Den Ausstieg planst, so plane ich dies etwa 3 Lebensjahre später.

Mal schauen ob ich das in 8 Jahren immer noch so sehe und dann nicht doch lieber noch etwas länger arbeite. Ich finde aber sowohl 50, als auch 53 eine gute Zeit. Ursprünglich hatte ich mal 55 angepeilt, aber in der Zwischenzeit wurde ich dann noch etwas ambitionierter. 🙂

Ähnlich wie Privatier plane ich die ersten Jahre nur mit Cash, bzw. Die ersten 3-4 von einer Abfindung zu leben (die Angebote kommen in meinem Laden recht zuverlässig). Ab 60 dürften die Kosten mit AV (BAV, DC, Riester, Rürup, DV), den Mieteinnahmen einer dann bezahlten Wohnung sowie Dividenden zu decken sein.

Bei der Lücke von 3 - 4 Jahren ist die Inflation egal. Die meisten anderen Assets wirken inflationsausgleichend.

Ja, 3-4 Jahren finde ich in Cash absolut sinnvoll und da würde ich mir um die Inflation auch keine sonderlichen Gedanken machen. Ich fand nur die - wenn ich ihn richtig verstanden habe - 17 Jahre vom Privatier spannend, die er in Cash vorhält. Da wäre mir das Inflationsrisiko zu hoch und der Gedanke an die potentiell entgangene Rendite würde an mir nagen. 😉

Du bist ja gerade im Alter auch wirklich breit aufgestellt, da würde ich mir auch keine Sorgen machen. Ich bin auch noch am überlegen, ob ich noch vermietete Immobilien mit ins Portfolio nehmen sollte. Mein bisheriger Eindruck war aber, dass ich dafür fast schon etwas spät dran bin und der Markt aktuell (zumindest hier in der Gegend) einfach zu teuer geworden ist.

Mit 65 kommt dann die GRV (bes. langen. Vers. Status) hinzu. Die ich dann bei einigermaßen frugalen Lebensstil gar nicht bräuchte.

Könntest du dir vorstellen, dann auch wieder etwas weniger frugal zu leben und dir mehr zu gönnen? Ich persönlich finde Sparsamkeit ja gut, aber nicht als reinen Selbstzweck. 🙂

Tut mir leid wenn ich dich eventuell von der Seite angeschossen habe. Die Rollenteilung wie du sie lebst habe ich genauso gelebt und konnte einiges mit ein paar Therapiestunden und einer sehr guten Familienaufstellung für mich klären. Das tickert mich gelegentlich noch an -;)

In Erkenntnis dessen möchte ich auf keinen Fall wieder in diese Rolle fallen und Beziehung anders leben.

Der gesellschaftlich festsitzende Adenauer Muff, Ehegattensplitting, ein Mangel an Frauen in gut bezahlten Berufen und familiäre Prägungen führen dazu dass Rollenteilungen heute immer noch so angenommen und gelebt werden.

Nach der Scheidung betreuen wir die Kinder im paritätischen Wechselmodell. Ich arbeite weiter Vollzeit und meine Ex Frau weiter in TZ im schlechtbezahlten Bereich.

Es hat sich also nichts geändert.

Interessantes Thema! Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn meine Frau so viel oder gar mehr verdienen würde wie ich, das würde auch einiges einfacher machen, insbesondere was das Thema finanzielle Freiheit angeht. Auch hätte ich zum Beispiel gerne länger Elternzeit genommen (so nur pro Kind die zwei üblichen Vatermonate) oder würde die Stunden reduzieren oder auch mal eine Zeit lang auf 50% runtergehen und mich primär um die Kinder kümmern. In unserer aktuellen Rollenverteilung hat das so nicht funktioniert, da wir mein volles Einkommen brauchten. Wobei ich seit März durchgängig im Home Office bin und mich seither mehr um die Kinder kümmern kann als sie, auch mal eine gute Erfahrung - für beide Seiten.

Ich habe einige Fälle im Freundeskreis, bei denen auch die Frau Karriere gemacht hat und ein ähnlich hohes oder gar höheres Einkommen als ihr Mann erzielt - funktioniert auch ziemlich gut. Bis auf einen Fall sind das allerdings alles "DINKs", scheint also nicht so wirklich familienkompatibel zu sein.

Zitat von Semifrugalist am 29. Oktober 2020, 1:16 Uhr

Mal schauen ob ich das in 8 Jahren immer noch so sehe und dann nicht doch lieber noch etwas länger arbeite. Ich finde aber sowohl 50, als auch 53 eine gute Zeit. Ursprünglich hatte ich mal 55 angepeilt, aber in der Zwischenzeit wurde ich dann noch etwas ambitionierter. 🙂

Ich finde ja, da sollte man ruhig etwas sportlich rangehen. Mein ganz ursprüngliches Ziel war so 46 gewesen. Aber dann kamen 2001 und 2008 2 heftige Börseneinbrüche dazwischen, meine Frau, die noch ein zweites mal studiert hat und mein Sohn. Setze dir 50 als Ziel, wenn es dann 2,3 Jahre länger dauert auf Grund der Umstände, ist es auch noch ok.

Zitat von Semifrugalist am 29. Oktober 2020, 1:16 Uhr

Ja, 3-4 Jahren finde ich in Cash absolut sinnvoll und da würde ich mir um die Inflation auch keine sonderlichen Gedanken machen. Ich fand nur die - wenn ich ihn richtig verstanden habe - 17 Jahre vom Privatier spannend, die er in Cash vorhält. Da wäre mir das Inflationsrisiko zu hoch und der Gedanke an die potentiell entgangene Rendite würde an mir nagen. 😉

Nicht ganz. Ich bin ja nun inzwischen 53 und hatte das erst zum Jahresanfang so aufgesetzt. Der Cash Anteil reicht so 8 Jahre. Aktuell ist Inflation ja kein Thema. Das ist auch so nicht in Stein gemeißelt. Wenn sich die Situation ändert, ich zB denke, dass Cash nicht mehr sicher geht, kann es auch sein, dass ich das schnell auf 0 runterfahre. Rendite und Volatilität habe ich mit meinem Aktienportfolio mehr als genug.

Zitat von Semifrugalist am 29. Oktober 2020, 1:16 Uhr

Interessantes Thema! Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn meine Frau so viel oder gar mehr verdienen würde wie ich, das würde auch einiges einfacher machen, insbesondere was das Thema finanzielle Freiheit angeht. Auch hätte ich zum Beispiel gerne länger Elternzeit genommen (so nur pro Kind die zwei üblichen Vatermonate) oder würde die Stunden reduzieren oder auch mal eine Zeit lang auf 50% runtergehen und mich primär um die Kinder kümmern. In unserer aktuellen Rollenverteilung hat das so nicht funktioniert, da wir mein volles Einkommen brauchten. Wobei ich seit März durchgängig im Home Office bin und mich seither mehr um die Kinder kümmern kann als sie, auch mal eine gute Erfahrung - für beide Seiten.

Ich habe einige Fälle im Freundeskreis, bei denen auch die Frau Karriere gemacht hat und ein ähnlich hohes oder gar höheres Einkommen als ihr Mann erzielt - funktioniert auch ziemlich gut. Bis auf einen Fall sind das allerdings alles "DINKs", scheint also nicht so wirklich familienkompatibel zu sein.

Meine Frau arbeitet ja noch fleißig. Sie ist auch ein gutes Stück jünger und arbeitet eigentlich ganz gerne und es wäre, nach 2 Uniabschlüssen und jetzt einem echt guten Job, auch blöd, wenn sie aufhört. Wir  haben wir unsere Finanzen recht strikt getrennt. Ich selber hatte mit 46, um mich auf meinen Ausstieg schon mal vorzubereiten, 9 Monate Elternzeit genommen und dann nochmal 2,5 Jahre meine Arbeitszeit auf 80% reduziert.

Wenn beide voll in einem anspruchsvollen Job arbeiten und Kinder haben, bleibt immer jemand auf der Strecke: Vater, Mutter oder Kinder. In so einem Setting sollte man keine Kinder bekommen (ist meine Erfahrung / Meinung).

Zitat von Semifrugalist am 29. Oktober 2020, 1:16 Uhr

In dem FAS Artikel sind beim Vermögen selbstgenutzte Immobilien bei dem Vermögen berücksichtigt.

Ich bin bei dem Thema immer etwas zwiegespalten. Einerseits gehören Immobilien natürlich zum eigenen Vermögen, andererseits existiert dieses Vermögen nur auf dem Papier, solange man nicht verkaufen möchte.

Also ich bin immer wieder erstaunt, dass man überhaupt auf die Idee kommen kann, Immobilien NICHT beim Vermögen zu berücksichtigen. Natürlich müssen die da mit berücksichtigt werden. - Mein Aktienvermögen existiert auch "nur auf dem Papier", solange ich sie nicht verkaufe; noch nicht mal das, sondern eher als Bits und Bytes auf irgend einem Server. Soll ich die deswegen auch nicht beim Vermögen mit berücksichtigen?

Sehe ich auch so. Notfalls kann man die Hütte ja auch verkaufen. Viele listen auch die Altersvorsorge nicht mit auf. Alle Assets müssen berücksichtigt werden, natürlich auch Verbindlichkeiten. Dann hat man einen vernünftigen Überblick und kann das Vermögen auch strukturieren (zB Haus verkaufen, kleine Wohnung kaufen)

Zitat von Semifrugalist am 29. Oktober 2020, 1:16 Uhr
..., andererseits existiert dieses Vermögen nur auf dem Papier, solange man nicht verkaufen möchte. Mir bringt es z.B. wenig, wenn ich dank meiner Immobilie theoretisch Millionär bin, aber diesen Wert nicht erlöse, sondern bis zum Lebensende darin wohnen bleibe. ...

und wenn Du die Immobilie nicht in Deinem Eigentum hättest:

wieviel müsste das Aktiendepot dann ZUSÄTZLICH an Dividenden abwerfen, damit Du Dir diese (oder eine gleichwertige) Immobilie mieten könntest?

--> eine selbstgenutzte Immobilie ist ein Vermögenswert GEKOPPELT an eine Konsumentscheidung!

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