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das Leben im Hamsterrad für viele Menschen eine alltägliche Realität

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Hallo zusammen,

findet Ihr nicht, das viele Menschen heutzutage im "Hamsterrad" sich drehen, weil Sie nicht die finanziellen Mittel dazu haben?

Es sind viele Verpflichtungen, die Sie daran hindern, sich selbst "Unabhängig" zu machen.

Welche Erfahrungen konntet Ihr in eurem Freundeskreis oder Bekanntenkreis machen?

Viele Grüße

Das stimmt, viele haben nur wenig Geld zur Verfügung. Aber, viele Geben auch sehr viel Geld für Unsinn aus. Das trifft sowohl für gut Verdienende, als auch für weniger gut Verdienende zu. Die meisten leben über Ihre Verhältnisse, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ein Beispiel: Viele in meinem Freundes- und Bekanntenkreis bauen sich Häuser, teilweise für absurde Summen. Wo früher für eine Familie vielleicht 90 m² Wohnfläche üblich waren, ist heute 150 m² der Standard. Für eine dreiköpfige Familie! Ich frage mich wofür? Die Leute verschulden sich auf 15 bis 20 Jahre und begeben sich freiwillig und ohne echte Not in dieses Hamsterrad. Und später, wenn die Kinder dann mal aus dem Haus sind, merken die meisten, dass die Häuser viel zu groß, zu teuer und unpraktisch sind. Auch dafür kenne ich einige Beispiele. Warum sollte ich mir für 350 oder 400 TEUR ein Eigenheim bauen, wenn ich statt dessen für die gleiche Summe jedes Jahr 17 oader 20 TEUR an Einkünften generieren kann. Diese Überlegung machen aber die meisten nicht. Sie glauben diesen Unsinn vom "Betongold".

Hallo Coryno1983,

Deinem Namen nach zu urteilen bist Du 20 Jahre jünger wie ich. Du kannst also noch viel ändern in Deinem Leben. Ich bin jetzt 55 und habe vor ca 4-5 Jahren bemerkt, dass irgendwas in meinem Leben nicht so richtig läuft. Mein einziger Vorteil war und ist, dass ich einen ganz guten (wenn auch nicht zu doll bezahlten) Job habe, leider auch sehr stressig.

Ich kenne es von meinen Eltern das ganze Leben nicht anders, als fleißig sein, brav arbeiten und dann das Geld ins Haus stecken und einmal im Jahr sich was gönnen und in Urlaub fahren. Börse war für meine Eltern immer Teufelszeug. Geld kommt aufs Sparkassensparbuch und für den jährlichen Ölkauf und Renovierungen gedacht. In Rente ging man mit 65.

Genauso lief mein Leben dann auch 20 Jahre lang ab. Alles änderte als ich mit Burnout zu kämpfen hatte und Minimalismus kennenlernte. Nichts war wie es einmal gelernt hatte. Als dann vor 2 Jahren mein Vater starb wurde mir dann plötzlich klar, was ich ändern musste. Mein Vater hinterließ meiner Mutter und mir ein Haus voller gesammelter Dinge aus 50 Jahren. Nichts wurde jemals weggeschmissen. Ich mache ihm und auch meiner Mutter keinen Vorwurf. Sie haben noch den 2.Weltkrieg und die Nachkriegszeit miterlebt und haben auch nur das gemacht war ihnen anerzogen wurde.

Lange Rede kurzer Sinn 🙂 Seit 2 Jahren drehe ich an allen Schrauben um meinen Ausstieg aus dem Hamsterrad vorzubereiten. Ich spüre, dass meine Kraft endlich ist und ich den stressigen Job nicht bis 67 ohne ernsthafte gesundheitliche Schäden durchhalte.

Deshalb mein Rat an alle hier. (Gesunder) Minimalismus und Frugalismus und dazu eine vernünftige, ökologische Einstellung sind eine mögliche Lösung für ein Ausstieg aus dem Hamsterrad des Arbeitens, es sei den man hat das Glück einen Job auszuüben der einem Spaß macht und den man aus voller Überzeugung ausübt. Ich wünsche jedem hier, dass er für sich den richtigen Weg findet! 🙂

Hallo zusammen,

die Medien machen uns schmackhaft, das wir konsumieren und nicht sparen sollen. Viele sind bereit auch große Summen dafür zu bezahlen, damit man nicht verzichten muss. Außerdem ist es doch einfacher, wenn andere für uns denken. Dann brauchen wir es nicht selbst zu tun. Ich bin mal gespannt, was die Zukunft noch mit sich bringen wird?! Es kann nur noch besser werden, oder?

Viele Grüße

Was @fritz gesagt hat sehe ich ebenso - da bindet man sich für 15-20 Jahre einen verdammt großen Klotz ans Bein. Desweiteren sehe ich, dass es oft genau die Leute sind die selber garnix machen können die dann bauen - sich dann aber wundern wenn die Kosten ins Uferlose treiben.

Auch sehe ich beim Hausbau das Problem, dass viele von der jetzigen Situation ausgehen "gutes Gehalt und niedrige Zinsen" -- wieviele sind da draußen die momentan grad noch so die minimalste Tilgungsrate liefern können? Wehe da fällt ein Gehalt weg, steigt der Zins oder es fallen Reparaturen an....

...ich habe keinen Aluhut auf, behaupte aber dass das ganze ein bewusstes Spiel der Banken ist um in ein paar Jahren etliche Häuser zum vermieten zu haben.

 

 

Zurück zum Hamsterrad:

Tja, das Hamsterrad; um diesem zu entfliehen braucht es sicher ein gewisses Grundgehalt.

Wenn ich sehe, dass bei uns im Handwerk ein Geselle mit 30 Jahren Berufserfahrung, 40 Wochenstunden zzgl. etliche Überstunden und 28 Tagen Urlaub pro Jahr dann pro Monat grad an 3000 €/ brutto kratzt bekomme ich schon einen Hals

Der Handwerker macht sich körperlich kaputt, buckelt sich einen ab und bekommt dafür einen Witz an Geld mit dem er dann mal seine Wohnung, Versicherungen und Co. zahlen kann und wohl froh sein muss wenn er 200 € pro Monat auf die Seite legen kann.

Hat nicht Gerd Kommer im Gespräch mit Oliver die Ø-Sparquote von 10% genannt --- ja genau da schätze ich Sie bei den normalen Bürgern auch; allerdings differenziere ich hier in jene die nicht mehr sparen können (einfach weil halt nicht mehr da ist) und jene die mehr sparen könnten (einfach weil zuviel Geld für Irrsinn rausfliegt).

 

Erfahrungen im Freundeskreis:

Da muss ich anfangen zu lachen - von Frugalismus keine Spur; lieber nach aussen immer schön auf dicke Hose machen sprich:

- Umzug in eine neue Wohnung: Während ich für den Anfang mal gebrauchte Möbel aufgetrieben habe, eine 25 Jahre alte Küche etwas überarbeitet habe und ein Fernsehgerät mit nur 32 Zoll hiersteht muss es bei anderen immer das volle Programm sein und die Bude wird gleich komplett neu möbliert während ich mir im Laufe der Jahre passende Möbel selbst baue (gut als Schreinermeister eigentlich ein Muss).

- Urlaub: Während ich 1* im Jahr Urlaub mache und dann auch gerne mal das Fahrrad nehme und durch Deutschland radle muss es bei anderen mindestens 2* im Jahr weg gehen - zudem muss immer geflogen werden (ohne Flug war es wohl kein Urlaub).

- Fahrzeuge: Nuja ich fahre die 6km mit dem Fahrrad zur Arbeit, wir haben nur 1 Auto und das nutzt meine Frau da Sie knapp 30 km Strecke hat während andere 2 Autos haben obwohl Sie vielleicht 1 - 2 km Strecke zur Arbeit haben.

- Ausgehen: Vielleicht maximal 2* pro Monat in dem man mal essen geht, eine Kneipe besucht oder einen Film im Kino ansieht während andere jedes Wochenende in irgendeiner Kneipe, Disco o.ä. rumlungern.

 

 

 

 

 

Sicher gibt es viele Menschen, die objektiv gesehen nicht die Möglichkeit haben, einen Lebensstandard (im Bezug auf Dinge, die man für Geld kaufen kann) oberhalb von Grundsicherung zu halten, und dann noch so viel zur Seite zu schaffen, dass irgendwann allein davon gelebt werden könnte. Wenn man sich da in einem Hamsterrad fühlt, ist das natürlich schlecht.

Ist halt die Frage: Kann man von einem Hamsterrad sprechen, wenn man eine Arbeit macht, die man, wenn man die Wahl hätte, vjetzt zwar lieber nicht machen würde, die einen aber auch nicht wirklich belastet -  also man nicht befürchten muss, es körperlich nicht lange machen zu können, und die einen psychisch auch nicht so belastet, dass man nach der Arbeit nicht abschalten kann, oder man gar nachts nicht richtig schlafen kann? Ich habe Tätigkeiten gegen Geld gemacht, die zwar schon auch anstrengend waren (hab' bei einem Nebenjon auch mal zehn Kilo in einem Semester abgenommen, ohne auch nur im Ansatz Diät gehalten zu haben), danach gab es vielleicht noch ein, zwei Bier mit den Kollegen, dann ging man nach Hause, und die Arbeit war getan und es kam Geld auf's Konto. Keine wirklichen Konflikte oder sonstige Probleme, beste Stimmung unter Kollegen - wenn ich heute nacht träume, so eine Arbeit 40 Stunden die Woche machen zu müssen (und die Kinder in der Zeit auch gut betreut sind) - wäre das kein Albtraum, auch nicht, wenn ich das Geld dann für irgendwas ausgebe, für das ich es im wachen Leben eher nicht ausgebe. Der Albtraum wäre eher, vieles im Leben richtig gemacht zu haben, und in einem Job zu haben, der zwar gut bezahlt ist, der mich aber irgendwie fertig macht, und ich nicht aufhören kann, weil ich mein Häuschen im Neubaugebiet fertig abstottern muss, und mein Mittelklasse-Auto finanzieren, mit dem ich jeden Tag in die Arbeit fahre...

 

Ich denke, die meisten machen einen Kardinalsfehler, der dazu führt, dass Sie nie genügend Geld haben. Sie orientieren sich bei den Arbeitskollegen, den Freunden, den Nachbarn und den Verwanden. Und dann sagen Sie sich, dieses oder jenes hätte ich auch gern oder das ist eben heute der Standard. Aber niemand orientiert sich mal bei seinen Eltern oder gar bei seinen Großeltern. Wie haben die denn gelebt? Welche enormen Fortschritte hat der Lebensstandard in den letzten 50 Jahren gemacht? Ich bin noch keine 40, aber ich kann mich erinnern, dass zu meiner Kindheit ein Fernseher mit mehr als 60 cm Diagonale (24 Zoll) schon als groß galt. Heute ist ein 32 Zoll Monitor (81 cm) ein Minifernseher. Wir haben in den 1980er Jahren als 4-köpfige Familie auf 70 qm gewohnt, das wäre heutzutage Hartz IV Niveau und meine Eltern hatten beide gearbeitet. Meine Großeltern hatten noch nicht einmal ein richtiges Bad. Geheizt wurde mit Kohleofen. Ich denke, wenn man das mal in Betracht zieht, kann man sich auch mit wenig Geld heutzutage einen enormen Komfort schaffen. Ich kann nicht verstehen, warum sich die Leute eine Küche aus dem Küchenstudio für 30 TEUR einbauen lassen. Mit wenigen Abstrichen bekommt man das gleiche für 5.000. Dabei gibt es nur 3 Hersteller, die alle beliefern, sowohl Möbelmärkte, als auch Küchenstudios. Wozu braucht man unbedingt eine Fußbodenheizung? Die Dämmung ist heutzutage so gut, dass es kaum noch Fußkälte gibt. Warum muss ich mir gleich einen VW-Bus kaufen, wenn ich 2 Kinder habe. Nur weil die andern das auch alle haben? Oder weil es eben so üblich ist? Oder weil ich mir einfach zuviel Geraffel angeschafft habe, dass ich nicht mehr unterkriege?? Ich muss immer wieder den Kopf schütteln, wenn ich diese unsäglichen SUVs sehe. Kein Mensch braucht soetwas. Besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das für mich die Inkarnation der Maßlosigkeit und Verschwendung. Viele schmeißen Ihr Geld einfach zum Fenster raus. Einfach mal selbst nachdenken und sich nicht immer bei anderen orientieren...

ob das mit den Anpassen des Lebensstils an die finanziellen Möglichkeiten ein Fehler ist, oder nicht - hängt halt davon ab, wie viel Freude bzw. Unlust man an seinem Job (bzw. den Jobs, die man potenziell machen könnte) hat.

Wenn man mit dem Konzept Arbeit, wie es sich heute auch darstellen kann*, gut leben kann, ist es vielleicht ein Fehler, ohne Not ein großes Vermögen anzuhäufen. Was will man denn irgendwann damit machen, wenn man nicht vorhat, wirklich mit dem Arbeiten aufzuhören, oder radikal kürzer zu treten?

Und auch ein VW-Bus muss keine unreflektierte Anschaffung sein, die man halt kauft, weil es die anderen auch haben. Für uns kam sowas jetzt zwar nicht wirklich in Betracht - einfach weil es Alternativen gibt, die im Alltag nicht viel schlechter sind (und sogar ein paar Vorteile haben) aber nur 1/3 kosten - aber ein Fahrzeug wie einen VW-Bus zu haben, würde natürlich auch Möglichkeiten schaffen, die man ohne nicht hat. Wenn man diese Möglichkeiten wirklich gerne hätte, und man es sich dazu auch leisten kann - warum nicht?

*220 Tage im Jahr je acht Stunden zur Arbeit zu gehen, die einen vielleicht erfüllt, wahrscheinlich nicht erfüllt, aber halt auch nicht über die Zeit, in der man sie tun muss, hinaus belastet, und dafür genug Geld bekommt, für alles was man braucht, und halt mit Feierabende und dazu noch 145 arbeitsfreie Tage zur freien Verfügung vorlieb zu nehmen. Wenn das ein Arbeitnehmer vor gut 100 (oder gar 200) Jahren gehört hätte...

Zitat von Coryno1983 am 9. September 2018, 8:13 Uhr

Es sind viele Verpflichtungen, die Sie daran hindern, sich selbst "Unabhängig" zu machen.

Welche Erfahrungen konntet Ihr in eurem Freundeskreis oder Bekanntenkreis machen?

Das Hamsterrad ist sehr oft selbst gewählt. Ich habe einen ökonomisch und sozial recht breit gefächteren Freundes- und Bekanntenkreis. Von H4 bis Millionär ist alles dabei. Da gibt es Gutverdiener, die nie auskommen, weil sie immer den neusten Schnick haben wollen und Mittelverdiener, die hohe 6-stellig Summen auf dem Konto haben, aber weiter nur einen alten Seat Ibiza fahren. Alles eine Frage des Anspruchs.

Teilzeitfrugalist
Zitat von Badner am 9. September 2018, 14:44 Uhr

Tja, das Hamsterrad; um diesem zu entfliehen braucht es sicher ein gewisses Grundgehalt.

Wenn ich sehe, dass bei uns im Handwerk ein Geselle mit 30 Jahren Berufserfahrung, 40 Wochenstunden zzgl. etliche Überstunden und 28 Tagen Urlaub pro Jahr dann pro Monat grad an 3000 €/ brutto kratzt bekomme ich schon einen Hals

Der Handwerker macht sich körperlich kaputt, buckelt sich einen ab und bekommt dafür einen Witz an Geld mit dem er dann mal seine Wohnung, Versicherungen und Co. zahlen kann und wohl froh sein muss wenn er 200 € pro Monat auf die Seite legen kann.

Es geht noch "witziger" als im Handwerk. Ich kenne: Einzelhandel und Dienstleistung: 8,84 €/h Mindestlohn, unbezahlte Überstunden (nur die Ladenöffnungszeit wird bezahlt) dafür noch bei jedem A.... von Kunden quietschefreundlich sein. / Fabrikarbeiterin Wechselschicht (6 - 23 Uhr ohne Zulagen), 9,35 €/h, 20 Tage Urlaub.

Da wirds dann echt grenzwertig.

Der Handwerker mit 3000 € brutto bekommt bei Steuerklasse 1 / keine Kirche / günstigste Krankenkasse, etwa 1950 € raus. Ich kenne da eine Webseite, Fruga ... sonst was, die schön zeigt, dass man davon gut leben kann und einiges übrigbleibt.

Ins Hamsterrad steigen fast alle Schichten, weil (Meine Hypothesen)

Es gibt Millionen von Werbepsychologen, Marktforschern, Datenanalysten, Mediendesignern, die einen Billionenetat dafür bekommen, Menschen dazu verleiten, irgendetwas zu kaufen, dass sie eigentlich nicht brauchen. Oder sie kaufen etwas, das sie brauchen, teurer, weil das Produkt zusammen mit einem Gefühl verkauf wird (die Werbung verkauft ja kein Duschgel, das den Straßenstaub von der Haut wäscht, sondern das Gefühl in jugendlicher Frische unter Palmen herumzuhopsen). Diese Werbeleute sind halt nicht ganz erfolglos in ihrem Tun, außer bei einigen werberesistenten Fruga ...

Der Mensch will Anerkennung in seiner Sippe, das war in der Steinzeit essentiell um nicht augestossen zu werden und seine Gene weitergeben zu können. Damals war ein kräftiger Silberrücken ein Garant, dass die Kinder durchkommen denn alt = keine angeboreren Krankheiten und mächtig = Sicherheit, dass für Nahrung gesorgt war. Aber auch ein geschickter Jäger konnte Bewunderung erzielen, denn er brachte die Sippe weiter. Jetzt ist ein dicker Wagen die Uniform des Silberrückens. Wenn man sich die Insassen teurer Carbrios mal anschaut stößt man häufig auf nicht so attraktive Männer 50+ mit Frauen 30-. Und wenn ich abends aus dem Geschäft radle, stehen da neben der Halle (nicht auf den reservierten Plätzen) teilweise Schlitten, deren monatliche Kosten, gut angelegt über ein paar Jahrzehnte ein stattliches Vermögen erzeugen würden. Aber mit einem ETF Depot kann mann halt schlechter Frauen aufreißen.

Mit Geld Anerkennung zu erkaufen ist so zuckersüß einfach. Ganz anders als früher als der tapferste Jäger einen Mammut zu erlegen. Da aber riesig viel Geld im Umlauf ist, ist die Wirkung der Anerkennung superkurz und das Unterbewußtsein schreit nach einer Erhöhung der Dosis. Neues Auto, stolz vorgeführt, die Freunde sagen "cooler Wagen", man unterhält sich kurz über die neuesten Assistenzsysteme, nach zwei Tagen interessiert der Wagen in diesem Kreis keiner mehr. Dafür kommt der Kollege mit seinem iphone X. Bald nervt der nur noch mit seinem Getue mit dem Telefon, aber der andere Kollege erzählt was von seiner Kreuzfahrt durch die Karibik. Doch der aus der Buchhaltung war schon in der Antarktis. Urlaub zieht also gerade nicht, aber vielleicht mal den super dupper Webergrill mit Smoker anwerfen. Doch bald stielt der Nachbar die Show mit seinem sous vide Herd in der 40.000 Einbauküche. Und wie bei jeder Droge folgt auf das kurze Glückgefühl die harte Folge: Das Hamsterrad

 

Zum Glück leben wir in einer tollen Welt mit Optionen. Globale Kommunikation und Information gibt es für ein Handgeld (bei mir 12,90 für DSL und Festnetz). Ich habe die Option mir für 1,49 was zu kaufen, was mir 30 x den Straßenstaub aus den Haaren wäscht. Der tapfere Mammutjäger wäre unsagbar glücklich über den Gewinn an Lebensqualität durch so eine Flasche gewesen. Ich kann mir Leute suchen, die mich für Radeln bei Sturm und Schnee bewundern (inzwischen grüßen recht viele auf meiner Stammstrecke). Ich kann mir Foren suchen, in denen ich mich über ETF Anlagen statt über Assistenzsysteme unterhalten kann. Ich finde Olis Seite und das Forum hier toll, weil sie Optionen aufzeigen, die die Werbung mir nicht zeigt.

Der Handwerker mit 3000 € brutto bekommt bei Steuerklasse 1 / keine Kirche / günstigste Krankenkasse, etwa 1950 € raus. Ich kenne da eine Webseite, Fruga ... sonst was, die schön zeigt, dass man davon gut leben kann und einiges übrigbleibt.

Da hast Du aber die Pointe übersehen, ich schrieb von 30 Jahren Berufserfahrung 😉 d.h. ein frisch ausgelernter Geselle erhält weitaus weniger.

Mir ging es auch weniger um den verdienst ansich, sondern eher darum mal aufzuzeigen wie groß das Lohngefälle in Deutschland tatäschlich ist.

Denn die 3000 € brutto die unser Geselle mit 30 Jahren Berufserfahrung erhält, erhält im benachbarten Industriebetrieb ein frisch ausgebildeter Geselle !

Ein Handwerksgeselle nach der Ausbildung liegt stattdessen vielleicht bei 2200 - 2400 € brutto.

Somit ist es für den einen "eigentlich" einfacher frühzeitig Rücklagen zu bilden.

 

Aber @KostenRunter ansonsten kann ich deinem geschriebenen nur zustimmen.

 

Wie sagte schon mein Opa: "Es kommt nicht drauf an was man verdient, sondern was man drauß macht."

Zitat von KostenRunter am 12. September 2018, 22:44 Uhr

Mit Geld Anerkennung zu erkaufen ist so zuckersüß einfach. Ganz anders als früher als der tapferste Jäger einen Mammut zu erlegen. Da aber riesig viel Geld im Umlauf ist, ist die Wirkung der Anerkennung superkurz und das Unterbewußtsein schreit nach einer Erhöhung der Dosis. Neues Auto, stolz vorgeführt, die Freunde sagen "cooler Wagen", man unterhält sich kurz über die neuesten Assistenzsysteme, nach zwei Tagen interessiert der Wagen in diesem Kreis keiner mehr. Dafür kommt der Kollege mit seinem iphone X. Bald nervt der nur noch mit seinem Getue mit dem Telefon, aber der andere Kollege erzählt was von seiner Kreuzfahrt durch die Karibik. Doch der aus der Buchhaltung war schon in der Antarktis. Urlaub zieht also gerade nicht, aber vielleicht mal den super dupper Webergrill mit Smoker anwerfen. Doch bald stielt der Nachbar die Show mit seinem sous vide Herd in der 40.000 Einbauküche. Und wie bei jeder Droge folgt auf das kurze Glückgefühl die harte Folge: Das Hamsterrad

@kostenrunter , schöner Beitrag!

An den von Dir aufgezählten Beispielen sieht man aber auch schön, dass es sehr auf das Umfeld ankommt. Der Mensch muss zigtausend Entscheidungen fällen und nutzt zur Erleichterung selbiger Erfahrungen, Vorurteile, Vergleiche. Völlig normal. Gutes Beispiel: Erstausstattung von Babys. Man hat beim ersten naturgemäß keine Erfahrung damit und versucht, sich zu orientieren. Also fragt man im Bekanntenkreis. Je nach Bekanntenkreis wird die Ausstattung dann zwischen mehreren 1.000€ für die pädagogisch wertvolle, biologischdynamischschadstofffreie Ausstattung und wenigen 100,- für ein gebrauchtes Kinderzimmer, etwas Kleidung vom Babybasar und einen einfachen Kinderwagen liegen. Wenn im Umkreis alle einen 1000,- Kinderwagen fahren, schauen sie sich die für 250 vermutlich gar nicht erst an.

Auch wenn man als Erwachsener auf Konsumartikel verzichten kann, funktioniert das bei Kindern nicht immer. Und damit meine ich nicht die Wünsche der lieben Kleinen. Sondern das Symbolisieren von Zugehörigkeit, das mitunter z.B. für die Empfehlung oder Zulassung zur weiterführenden Schule entscheidet. Grob gesagt: der gutverdienende Prof. Dr. Zahnarzt kann es sich eher leisten, seine Kinder in ollen Klamotten auf die Straße und in die Schule zu schicken, als die alleinerziehende Mutter, der gleich unterstellt wird, sie bekäme ihr Leben nicht auf die Reihe.

Die Option, sich dem Konsumzwang zu widersetzen ist also nicht für alle gleich ausgestaltet.

Teilzeitfrugalist

btw: an dem Ansatz, sich von der Werbung, zu lösen ist einiges dran. Ich habe mich nie als Frugalisten gesehen. Aber trotzdem zeitweise sehr wenig konsumiert. Nicht weil ich Konsum kritisiert hätte oder sonstige grundsätzlichen Bedenken gehabt hätte, sondern einfach weil mich die Waren nicht interessiert haben, weil ich nicht gerne durch Läden streife, weil ich die Möglichkeiten gar nicht alle kannte. Ich besaß keinen Fernseher, hörte statt dessen die Informationssender des öffentlich rechtlichen Rundfunks (DLF, WDR5 usw sind werbefrei). Das hatte sich nach einem Umzug zufällig so ergeben und ich habe nichts vermisst. Nebenbei hat sich der Informationshorizont gewaltig erweitert, da die Radioberichte oft wesentlich tiefgehender als die auf kurze Konzentrationsspannen ausgelegten Fernsehbeiträge sind.

Teilzeitfrugalist

Hallo zusammen,

gibt es eine Möglichkeit zwecks gegenseitigen Kennenlernens? Vielleicht mal ein Treffen zu organisieren, oder eine whatsApp Gruppe zu gründen? Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße

@Katja, danke für das Lob. Du bringst auch weitere wertvolle Aspekte, denen ich voll zustimme. Je höher man in Bildung und Status steht, desto leichter hat man es, "anders" zu sein. Ein Laborarbeiter aus der Uni hat mal zu einem mir befreundeten Professor gesagt "Herr Professor, ich beneide Sie um Ihren Fußmarsch. Wenn Sie nicht mit dem Auto kommen dann halten das alle für eine besondere Überzeugung. Wenn ich das tue, denken alle, ich kann mir kein Auto leisten".

Auch richtig ist, dass man bei Kindern aufpassen muss, dass sie nicht aufgrund eines übertriebenen Sparticks der Eltern ausgegrenzt werden. Deswegen bin ich da auch großzügiger und meine Tochter ist derzeit der größte Ausgabenblock. Ich sehe aber auch, wie manche Eltern das übertreiben und ihr sauer verdientes Geld den Kindern mit der Fettpresse in den A... schieben. Z.B. Autos im Preis von 20.000+ für Grutzen in der Ausbildung. Wir haben unseren Kindern beigebracht, dass Ressourcen endlich sind und sie sich dann für etwas entscheiden müssen, es also nicht alles gibt. So hat sich meine Tochter für eine Fernreise statt Führerschein entschieden. Mein Sohn hatte auch mal eine Phase, in der er neidisch auf die Karren der Fettpressen Jungs geschaut hat und auch nur davon geredet hat, was er alles kauft, wenn er mit der Lehre fertig ist. Doch jetzt hat er sich für einen bescheidenen Gebrauchtwagen entschieden (auch von den laufenden Kosten), zahlt alles selber und spart etwas in einen ETF.

Ich habe auch keinen Fernseher, seit dem ich mit 18 ausgezogen bin. Ging auch mit Kindern lange gut. Mein Sohn hat mit 17 dann eine billige Schüssel und einen geschenkten Fernseher besorgt und meine Tochter hat seit 16 einen Streamingdienst. Von der Werbung bekomme ich wenig mit, in Büchern ist keine und im Internet habe ich einen guten Scriptblocker (uuMatrix)

 

@Coryno: Whatsapp nutze ich nicht, da sehe ich auch nicht den Mehrwert zu diesem Forum von Oli. Für ein Treffen (ganz Oldschool analog zu reden) wäre ich zu haben. Oli hatte ja am 2.9. nach Hannover geladen, süddeutscher Raum ware für mich günstiger. Vielleicht machen wir aber besser dafür einen neuen Tread auf.

Zitat von KostenRunter am 13. September 2018, 22:58 Uhr

"Herr Professor, ich beneide Sie um Ihren Fußmarsch. Wenn Sie nicht mit dem Auto kommen dann halten das alle für eine besondere Überzeugung. Wenn ich das tue, denken alle, ich kann mir kein Auto leisten".

Genau das meine ich. Wenn man mitteleuropäischer Herkunft mit angesehenem Job ist, kann man sich einige Freiheiten leisten. Umgekehrt kann ich extrem gut verstehen, dass alle, die diese Kriterien nicht erfüllen, Geld einsetzen, um dazuzugehören. Das sind oft Kleinigkeiten. Wir machen z.B. den Geburtstagstütenwahn in der Kita (jedes Geburtstagskind bringt nicht nur einen Kuchen, sondern für alle anderen Kinder noch so kleine Geschenktüten mit) bisher nicht mit. Befreundete Eltern, die ich für ganz vernünftig hielt, machen es mit. Als wir uns darüber unterhielten, sagten Sie "Ihr könnte Euch das leisten. Wir sind in der Kita als schräge Vögel angesehen, da wollen wir keinen Anlass zu weiterer Kritik geben". Die ausländischen Eltern machen es auch mit. Aus dem gleichen Grund. Würde ich an deren Stelle vermutlich genauso machen.

Auch richtig ist, dass man bei Kindern aufpassen muss, dass sie nicht aufgrund eines übertriebenen Sparticks der Eltern ausgegrenzt werden.

Ja. Wir haben deshalb vor einem Jahr nach 20 Jahren Abstinenz wieder einen Fernseher gekauft. Die Kinder sollen ja lernen, mit Medienkonsum umzugehen und auch in Kita und Schule nicht ausgegrenzt werden. Wir nutzen allerdings nur die Mediatheken der ÖR, Privatsender sind wg DVBT eh nicht drin.

@Coryno: Whatsapp nutze ich nicht, da sehe ich auch nicht den Mehrwert zu diesem Forum von Oli.

Dito. Kein Smartphone vorhanden.

Teilzeitfrugalist

Bei dem Beispiel vom Professor und dem Laborarbeiter geht es ja aber auch nur um eins: nämlich darum, „was die anderen denken“. Irgendwie hat mich das noch nie so wirklich gejuckt... Vielleicht sollte man eher da ansetzen, dass man überlegt warum einem das wichtig ist was die anderen denken? Und dann könnte man einfach tun, was man möchte.

Das mit den Kindern überzeugt mich auch noch nicht wirklich. Die brauchen noch viel weniger Statuskram als die Erwachsenen, da würde ich gar nicht drauf anspringen. Ich selber habe mit sehr eingeschränkten Mitteln zwei Kinder aufgezogen (400€ im Monat für uns drei, für alles, Essen, Kleidung, Schulsachen etc.). Da war nicht ansatzweise irgend ein „Statussymbol“ drin, ich konnte nicht mal einen Fruchtjoghurt kaufen wenn die Kinder einen wollten. Wir waren trotzdem glücklich und zufrieden und beide Kinder sind auch beruflich erfolgreich. Wenn die Kinder kein Geld zur Verfügung haben, finden sie andere Wege, tolle Sachen zu erleben, im positiven Sinn. Und dieses „Statusdenken“ habe zumindest ich im Umfeld der Kinder nie erlebt. Denen war das wurscht, was für Kleidung sie oder andere anhatten, und auch wenn damals schon eine der Mädchen einen iPod hatte, besaß sie deswegen keine Sonderstellung, und die anderen wollten auch nicht den iPod „unbedingt haben“. Das findet alles mehr in den Köpfen der Eltern statt, glaube ich...

 

 

Zitat von uhuohnehu am 17. September 2018, 14:37 Uhr

Bei dem Beispiel vom Professor und dem Laborarbeiter geht es ja aber auch nur um eins: nämlich darum, „was die anderen denken“. Irgendwie hat mich das noch nie so wirklich gejuckt... Vielleicht sollte man eher da ansetzen, dass man überlegt warum einem das wichtig ist was die anderen denken? Und dann könnte man einfach tun, was man möchte.

Ja, es geht nur darum. Mir persönlich ist völlig wurscht, was die anderen denken. Aber diese Haltung will ich nicht einfach so meinen Kindern überstülpen. Kinder, gerade kleine Kinder, sind ja eingefleischte Konformisten 😉

Das mit den Kindern überzeugt mich auch noch nicht wirklich. Die brauchen noch viel weniger Statuskram als die Erwachsenen, da würde ich gar nicht drauf anspringen.

Um Statussymbole geht es da gar nicht (dafür sind unsere glücklicherweise noch zu klein). Aber es ist nun einmal so, dass man nicht völlig unabhängig von der Umwelt agiert. Die Meinung von Lehrern usw. kann einem z.B. nur so lange egal sein, wie sie nicht Einfluss auf das Wohlergehen des Kindes haben. Und dann gibt es noch Dinge, die einfach schön sind, wenn man sie sich leisten kann. Musikunterricht z.B. Bloß weil ich selbst (künstlich) sparsam bin, würde ich den meinen Kindern nicht versagen. Es macht einen Unterschied, ob man etwas abschlagen muss, weil man es sich nicht leisten kann (das ist dann eben so und zu akzeptieren), oder weil man es sich nicht leisten will (und 1000e € auf dem Konto liegen hat).

Der andere Punkt sind die einkommensabhängigen Kosten. Wir zahlen für (kommunale) Kita und Co ein Vielfaches dessen was andere zahlen, weil wir mehr verdienen und die Beiträge einkommensabhängig sind. Wir sparen auch für die Ausbildung der Kinder, weil sie kein Bafög erhalten werden. Da kann man nichts dran drehen, diese Kosten sind einfach da.

Teilzeitfrugalist
Zitat von Coryno1983 am 13. September 2018, 18:20 Uhr

Hallo zusammen,

gibt es eine Möglichkeit zwecks gegenseitigen Kennenlernens? Vielleicht mal ein Treffen zu organisieren, oder eine whatsApp Gruppe zu gründen? Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße

Hallo zusammen,

hat jemand von Euch Interesse an einer whatsApp Gruppe "Frugalisten"?

Habe mir für die whatsApp Gruppe, das "Ok" vom Oliver Noelting geholt. Vielen Dank!

Viele Grüße

Der Nachteil bei FB ist, das man meist seine Familie und Bekanntenkreis als Freunde hat und die dann auch einiges mitbekommen, deshalb gefällt mir so ein relativ anonymes Forum besser.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
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