Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Das Frugal-Ziel erreicht - und dann?

.

weniger ist mehr...

Das ist ein Punkt der auch gerade viel in der FIRE Bewegung besprochen wird. Man sollte sich mit Vicki Robins und anderen Buchautoren zu diesem Thema beschäftigen. Auch Mr. MoneyMustache schreibt ja, dass man sich schon auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit Gedanken machen sollte, was einen "danach" mit Freude und Zufriedenheit ausfüllt. Für den einen ist es das Hobby auszuleben, für den anderen sich mit seiner Community stärker zu beschäftigen und wiederum für einige, das Leben mit der Frau und Kinder so weit wie möglich selbst gestalten zu können (Reisen, Projekte, Zeit zusammen). Die englischsprachige Community bietet dazu viele Podcasts und bald auch eine eigene Dokumentation.

Wichtig ist es glaube ich zu erkennen, was einen heute schon unglücklich macht und nicht zu hoffen, dass das Ziel diese Situation ändern wird. Man muss sich bewusst machen, dass das Ziel nur ein Mittel ist, sein Leben freier zu gestalten. Das "Glück" kann jeder nur für sich selbst finden, was ein lebenslanger Prozess ist. FI hilft hierbei nicht.

Ich zum Beispiel möchte mit meinem Kind und meiner Frau mehr Zeit haben, reisen und gemeinsam Projekte machen, damit ich später mal zurückschauen kann und nicht bereue mein Leben zum größten Teil für den Konsum (Kompensation für Unzufriedenheit) gelebt zu haben. Trotzdem werde ich danach arbeiten, jedoch freiberuflich für die Projekte die mir Spaß machen. Es ist eben gefühlt ein Stück Freiheit, wenn man nicht täglich arbeiten muss, um die Fixkosten zu decken. Glücklich machen aber die gemeinsamen Momente mit den nahestehenden Menschen. Oder eben die Tätigkeiten, die für die persönlichen Bedürfnisse ein Glücksgefühl auslösen.

Ich glaube, es wird immer auf das "nie wieder arbeiten" heruntergebrochen, weil es sonst nicht in einem 2-3 Minuten Fernseh-Beitrag, Twitter Kommentar oder Blogpost komplett greifbar ist für andere, die sich noch nie damit auseinander gesetzt haben. Und die Leute sind immer geneigt, sich mit einfachen Floskeln, dass ganze Thema greifbar zu machen.

Gerade in Deutschland sind die jungen Generationen von den Bildern der Eltern/Großeltern geprägt, wodurch die Idee einer finanziellen Unabhängigkeit auf offene Ohren trifft. Auch aus Sicht der fehlenden finanziellen Bildung in Deutschland, ist die FIRE Bewegung doch sehr positiv zu betrachten.

Mein Ziel ist es in 7,5 Jahren die Fixkosten zu decken, danach mind. 1 Jahr eine Auszeit zu nehmen und die Länder bereisen zu können, die auf meiner Liste stehen. Nach diesem Jahr werde ich mein Hobby zum Startup machen und schauen wo die Reise hingeht. Eventuell wird auch um priorisiert, wenn das Kind eigene Ziele verfolgt, die wir als Eltern unterstützen wollen. Wenn ich meine Großeltern betrachte, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, ohne viel Urlaub zu machen und jetzt kaum noch rauskommen, dann ist das für mich ein abschreckendes Bild zu wissen, dass ich mit 65/67 in Rente gehen darf, um mehr Zeit für Familie und Reisen zu haben, obwohl man schon ausgebrannt und abgestumpft ist.

@frugmas

Ein schöner Beitrag!

Ich habe mich gedanklich damit auseinandergesetzt und bin zu folgenden Schlüssen gekommen:

Möglichst in jüngeren Jahren auszusteigen ist sicher nicht das schlechteste, da man grundsätzlich kreativer ist als meinetwegen mit 60.

Aussteigen ohne finanzielle Toleranz (deutliches finanzielles Polster) scheint mir ein großer Fehler. Mit z.B. 40 entscheiden, das ich jetzt bis zum Lebensende mit z.B. 1.500 €/mon auskommen muss (weil einem das aktuell als ausreichend erscheint) stellt ein hohes Risiko dar. Man ändert seine Meinung ggf. im Laufe des Lebens, oder hat neue Interessen die mehr Geld kosten, Familie, oder oder.

Ich halte einen Ausstieg emotional nicht für planbar, denke jedoch, dass man ggf. auch in ein Loch fallen muss um wieder kreativ zu werden und was neues (unbezahltes) anzugehen. Man muss sich vielleicht auch mal selbst überraschen können mit Ideen.

Ich denke zudem, dass ein Ausstieg aus dem Geldverdienhamsterrad ein tiefer sozialer Akt sein kann. Die frei werdende Zeit kann allgemeinnützig gefüllt werden. Sei es in einem Verein, sei es im Sozialbereich, im Umweltschutz, im Ausland. Man kann "dem System" durchaus was zurückgeben. Übrigens 60 % der Arbeiten in DE sind sowieso ohne Vergütung: Von Haushalt führen bis Teilnahme am Vereinswesen. Wird oft vergessen von Kritikern eines Berufsausstiegs, von wegen "asozial nicht mehr mitzumachen und auf Kosten der Anderen" usw.

Daher konkrete Antwort auf Ihre Frage: Geregelte Arbeit kann so vieles sein, auch ohne Bezahlung.

Zitat von Absprung_2020 am 23. Januar 2019, 11:42 Uhr

Aussteigen ohne finanzielle Toleranz (deutliches finanzielles Polster) scheint mir ein großer Fehler. Mit z.B. 40 entscheiden, das ich jetzt bis zum Lebensende mit z.B. 1.500 €/mon auskommen muss (weil einem das aktuell als ausreichend erscheint) stellt ein hohes Risiko dar. Man ändert seine Meinung ggf. im Laufe des Lebens, oder hat neue Interessen die mehr Geld kosten, Familie, oder oder.

Ich denke für viele ist eher das Gegenteil zu empfehlen: Dann aussteigen, wenn man gerade so genug hat - weil sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere Einkommensquellen (oder kreative Einsparmöglichkeiten) eröffnen, solange man mit offenen Augen durch die Welt geht und sich nicht nur auf die Couch fallen lässt.

Das ist auch das Konzept hinter leanFIRE.

Dazu auch passend:
http://www.mrmoneymustache.com/2012/05/14/first-retire-then-get-rich/
http://www.mrmoneymustache.com/2018/03/09/money-and-confidence-are-interchangeable/
https://geldschnurrbart.de/2018/11/25/buerojob-als-ingenieur-mit-31-gekuendigt-warum-habe-ich-das-gemacht/

ilea

Ich denke, dass es wichtig ist, sich Vorstellungen über das Leben mit (ich schreibs mal ganz bewusst so) mehr Freizeit zu machen. Ganz ohne Plan wird man sicher nicht glücklich. Wie Frugmas schon schreibt, fallen viele Rentner egal welchen Alters in ein Loch, viel sie die lange Weile auffrist.

Glücklich wird nur, wer eine Vorstellung davon hat, was ihn glücklich macht.

Wie ich in meiner Vorstellung schon geschrieben habe, ist es nicht mein Ziel gar nicht mehr arbeiten gehen zu müssen. Ich möchte möglichst viel Zeit mit meiner Familie, meinen Hobbys, mit Reisen usw verbringen. Das will ich aber nicht erst wenn ich das "große Ziel" erreicht habe. Ich will es jetzt schon. Weiß ich, ob ich das "große Ziel" erlebe oder ob ich es jemals erreiche? Deshalb haben wir unsere Arbeitszeiten reduziert und leben entspannter. Für mich sind das so unterm Strich 2 Jahre früher Rente. Downshifter sind Frührentner auf Raten. 😉

 

Liebe Grüße, Flitzekittel --------------------------------------------- www.miteigenenhaenden.de - Minimalismus, Selbstversorgung, Konsumreduzierung, Suffizienz, DIY -

Ich weiß das abschließend und vor allem generalisierend auch nicht, jedoch kann ich zu den beiden folgende Zitaten sagen.

@ Oliver; Zitat: Ich denke für viele ist eher das Gegenteil zu empfehlen: Dann aussteigen, wenn man gerade so genug hat....

und in Kombination mit @ Flitzekittel; Zitat: ... fallen viele Rentner egal welchen Alters in ein Loch, viel sie die lange Weile auffrist.

Korrekt! Je früher je flexibler ist man. Je älter je unflexibler. Ausnahmen bestätigen die Regel!

Jedoch bekommt die Flexibilität die ich heute habe und die Einstellung die ich heute haben im Alter evtl. eine andere Bedeutung. Daher hatte ich geschrieben, dass ein Polster genau für die Fälle wichtig sein kann. Stichworte sind: Erkrankungen von sich selbst oder Angehörigen, Unterstützung von Angehörigen, Kinder studieren und bekommen dann eben kein BAFÖG, Einmalkosten für Umbau/Mobilität/Umzug, allgemein lässt Kraft oder Motivation nach....usw. usf.

Aber passt alles was hier steht, es ist ein Mix der Meinungen! Für jedeN was dabei.

Also ich weiß nicht ob jeder beim erreichen seines Sparziels direkt im Kopf hat komplett mit dem Arbeiten aufzuhören. Zumindest ist es bei mir selbst nicht der Fall. Ich würde eher sagen das ein weg vom fremdbestimmten Leben das häufigere bzw. bessere Ziel sein sollte. Fremdbestimmt heißt ja in diesem Falle ich muss arbeiten um Einnahmen zu erzielen bzw. leben zu können und meine Ausgabe im Griff zu haben. Nicht arbeiten heißt ja nicht automatisch glücklich sein, was denke ich vielen Auswanderern schon zum Verhängnis wurde. Mein persönliches Ziel ist auch nicht unbedingt weniger zu arbeiten, sondern selbstbestimmt zu arbeiten bei freier Zeiteinteilung. Ich will keinen Job mehr wo ich Terminen hinterher hetzen muss, Umsatz und Erfolgsdruck habe oder ich mich über den allerletzten Kunden ärgere und dann auch noch gezwungen bin freundlich zu sein. Das habe ich jetzt noch für die nächsten drei Jahre und hoffe mit 55 mein Ziel erreicht zu haben und aus dem hier im Forum schon genannten Hamsterrad aussteigen zu können.

Da mich kosten- und energiesparendes Bauen interessiert bzw. jetzt ja schon beruflich beschäftigt werde ich in diesem Bereich in drei Jahren einer selbstbestimmten Tätigkeit nachgehen. Erstes Projekt wird ein kleines Doppelhaus werden mit 2 x 100 m² Wohnfläche das ich dann auch komplett selbst bauen will. Kein Termindruck, kein Handwerkerstress,  keine Kunden (später vielleicht mal Mieter), kein Erfolgs- bzw. Umsatzziel. Aber eine lohnende Nebentätigkeit wenn ich bedenke was so eine Handwerkerstunde so kostet. Als zweites Projekt werde ich dann das vorhandene Elternhaus Bj.1970 meiner Ehefrau komplett auf energieautark sanieren, und als drittes ein kleines Einfamilienhaus bauen als späteren behindertengerechten Alterwohnsitz falls erforderlich. Das sind dann Projekte die mich geistig und körperlich fit halten, mir ohne viel Risiko auch noch eine ordentliche Rendite einfahren und die ich stressfrei nacheinander abwickeln kann. Wenn der Bau dann mal ein halbes Jahr länger dauert ist das Rendite mäßig etwas ärgerlich, aber eben auch kein Weltuntergang beim derzeitigen Zinsniveau. Die Grundstücke sind schon im Besitz, die Bauvoranfragen sind genehmigt, die Baupläne u. Bauanträge abgabefertig vorbereitet, Bodengutachen sind beauftragt.  Auch das sind ja schon Sparmaßnahmen für meinen beruflichen Ausstieg jetzigen beruflichen Tätigkeit. Die Neubaukosten liegen übrigens bei unter 1.100 Euro pro m² inklusive Grundstücken im Siegerland und allem anderen, aber ohne meine Eigenleistung.

Hobbys und Familie kommen dann auch nicht mehr so kurz, sind wieder besser planbar und damit auch entspannter zu Händeln.

Frugalist zu werden bedeutet für mich nicht unbedingt aufhören zu arbeiten, sonder eher anders zu arbeiten.

 

.

weniger ist mehr...

Hallo Frugmas,

mir geht es ähnlich wie Dir,  Frugal-Ziel erreicht ist eine Moment Aufnahme und keine Garantie für ewige Glückseligkeit.  Wenn man knapp rechnet, weil man denkt mit 1000€ auszukommen und demnach mit 12k x 25 = 300k€ aufhört (hab ich schon mal gemacht - damals noch in DM) und dann durch Fehlspekulation, ungeplanten Ausgaben (Krankenhaus in USA!!!), Partner mit Alkoholprobem, Trennung vom Partner,  Immobilienverkauf mit Verlust (das gab es damals!!!)  etc. kann das Geld schnell weg sein.  Ich war noch jung genug, um nochmal von vorne anzufangen.  Jetzt bin ich vorsichtiger.

Damals nannte man sich Aussteiger,  Internet war noch nicht erfunden und die Leute ordneten sich irgendwo zwischen Privatier, Lebenskünstler und verkrachte Existenzen ein.  Man konnte (noch) nicht sein ETF Depot von irgendwo managen und die Post wurde bestenfalls and eine P/O Box nachgeschickt.

Da gab es Leute,  die in Null Komma Nichts ein neues Business Modell entdeckt hatten und wieder so viel (oder mehr)  wie vorher arbeiteten.  Und Leute, deren Lebensstandard mangels Funds immer weiter nach unten tendierte, die es nicht mehr geschafft haben sich morgens zu duschen und saubere Klamotten anzuziehen.

M.E. brauchen die meisten Leute irgendeinen Plan und/oder eine konkrete Aufgabe, der man weiter nachgeht.  Es ist kein Urlaub!  Einfach in den Tag hineinleben macht wohl nicht glücklich und wenn man um 17:00h mit dem ersten Cocktail anfängt läuft was schief.

Ich suche seit Jahren (erfolglos) den 6 Monats Job.  1/2 Jahr arbeiten und 1/2 Jahr frei für Reisen, Bildung, Faulenzen.  Hätte auch steuerliche Vorteile,  nicht jahrelang im Spitzensteuersatz und dann gar nichts.  Wenn jemand dafür eine Idee hat bitte melden :-).

Also bleib ich noch ein bisschen im Job mit den goldenen Handschellen und dem Dienstwagen mit 190 PS und Alufelgen UND einem fetten ETF Sparplan.

 

.

weniger ist mehr...
Zitat von Frugmas am 26. Januar 2019, 9:02 Uhr
Zitat von Energiefuchs am 25. Januar 2019, 14:36 Uhr

Als zweites Projekt werde ich dann das vorhandene Elternhaus Bj.1970 meiner Ehefrau komplett auf energieautark sanieren

 

Eine echte 100%-Ganzjahres-Autarkie funktioniert/lohnt sich ökologisch/ökonomisch hierzulande bisher nicht.

Hallo Frugmas,

mir geht es hier nicht darum Stromanschluss und Wasseranschluss zu kappen oder solche wilde Ideen. Also brauchs auch keine Stromagregat. Autarkie bedeutet hier keine Energie mehr kaufen zu müssen. Natürlich hast du recht das der wirtschaftliche Punkt bei einer Reduzierung von ca 80 Prozent des üblichen Energieverbrauchs liegt, das wäre der sehr gute Passivhaus-Standard. Den sollte man im Falle einer Sanierung bzw. Neubaus auch immer wieder anstreben wenn der Baukörper nicht zu kompliziert wird. Es kommt bei der Energieautarkie auch auf die Rahmenbedingungen an wie du richtig ausführst, bei uns passt das entsprechend alles, z.B. Südhanglage usw.. Da ich beruflich in der gewerblichen Energieberatung zu Hause bin stehen mir hier aus professionelle Simulationtools zur Verfügung die im Normalfall für ein Einfamilienhaus nicht zum Einsatz kommen, ist auch ein bisschen mein Hobby. Hier ein paar Eckdaten zum Projekt: Ermittelter Stromverbrauch Haushalt ca.1.700 kWh/a.  Stromverbrauch  Heizung/WW für die kleine Wärmepumpe ca. 1000 kWh/a. Haustechnik 38 kWp Photovoltaikanlage, Erdwärmepumpe 3 kW, Duschwasserrückgewinnung, 12 kWh Batteriespeicher und eine Wärmedämmung rundherum mit mittlerem U-Wert von unter 0,07. Der Aufpreis für den Schritt zur Autarkie liegt derzeit bei ca. 6.000 Euro dank der sehr üppigen Förderprogramme, das ist dann gerade so an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit, aber wie gesagt es ist auch ein Hobby, ich mache alles selbst und Materialkosten zum Großhandelspreis. Ökologisch bin ich da schon besser unterwegs wie bei einer normalen Sanierung, das meiste an Dämmung ist Zellulose und die Haustechnik muß ja eh erneuert werden.

 

.

weniger ist mehr...

Der ganze Thread ist eigentlich nicht mehr lesbar durch den nicht vorhandenen Postinhalt von Frugmas.

Was ist da passiert ? Was soll das?