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Copernicus stellt sich vor

Hallo zusammen,

ich bin 32 Jahre alt und wohne mit meiner Freundin zusammen in einer größeren Stadt in Mitteldeutschland.

Ich lebe schon seit je her sparsam, Konsum hat mir nie viel bedeutet. Ich messe den Dingen oft unterbewusst einen bestimmten Wert zu, und wenn der Kaufpreis darüber liegt entscheide ich mich dagegen. In meiner Jugend wurde ich deswegen öfters spasshalber als Sparbrötchen bezeichnet. Ich habe aber kein Problem 800€ für ein paar Ski auszugeben, wenn es mir persönlich das Wert ist.

Mein mtl Einkommen beträgt ca 3200€ netto. davon spare ich gut 2000€. Bzw. anders ausgedrückt, ich benötige sie nicht. Ich habe gut 70.000€ angelegt, zu großen Teilen in ETFs, kleinere Positionen auch in Aktien. Im Corona Crash hab ich ordentlich eingekauft.

Nachdem ich mir in den letzten Monaten eine kleine Auszeit gegönnt habe, habe ich gemerkt wie schön das Leben ohne Arbeit ist. Das klingt lächerlich; aber ich war so viel glücklicher, produktiver, und hatte jeden Tag von 7 in der früh bis 11 uhr abends was zu tun und  Spaß dabei. In der Arbeit bin ich zwischen 7 und 4 und der Tag ist danach gelaufen. Der Job ist fordernd und ich hab das Gefühl ich rette mich nur von WE zu WE.

Die letzten drei Absätze in Kombination haben mich dazu gebracht über Teilzeit (bspw 60% Stelle) nachzudenken. Andererseits wäre ich in 3 Jahren in einer leitenden Position, in der ich mein Gehalt schnell verdoppeln könnte. Aber ist das nicht nur ein weiterer Spurt im Hamsterrad?!

Gleichzeitig denke ich über Anlagestrategien nach. Beispielsweise finde ich es irrsinnig jeden Monat 470€ Miete (anteilig) zu verpulvern. Lieber würde ich selbst ne Wohnung besitzen und diese abbezahlen, oder sie vermieten. Allerdings finde ich die Immobilienpreise  derzeit deutschlandweit zu hoch.

Was sind eure Meinungen dazu? Ich suche ein bisschen Gedankenanstoss / andere Sichtweisen. Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

arbeitzeit reduzeiren und job suchen der ned so auslaugt

Zitat von Copernicus am 13. Juni 2021, 19:54 Uhr

Mein mtl Einkommen beträgt ca 3200€ netto. davon spare ich gut 2000€. Bzw. anders ausgedrückt, ich benötige sie nicht. Ich habe gut 70.000€ angelegt, zu großen Teilen in ETFs, kleinere Positionen auch in Aktien. Im Corona Crash hab ich ordentlich eingekauft.

Hört sich erstmal gut an, 2000€ im Monat zu investieren. Mit 32 dann erst 70.000€ zusammenzuhaben ist allerdings nicht gerade berauschend. Oder hast du erst mit Ende 20 angefangen zu arbeiten?

Nachdem ich mir in den letzten Monaten eine kleine Auszeit gegönnt habe, habe ich gemerkt wie schön das Leben ohne Arbeit ist. Das klingt lächerlich; aber ich war so viel glücklicher, produktiver, und hatte jeden Tag von 7 in der früh bis 11 uhr abends was zu tun und  Spaß dabei. In der Arbeit bin ich zwischen 7 und 4 und der Tag ist danach gelaufen. Der Job ist fordernd und ich hab das Gefühl ich rette mich nur von WE zu WE.

Wie können wir uns das vorstellen? Hast du den Job gewechselt und zwischendurch ein paar Monate freigehabt? Oder unbezahlten Urlaub genommen?

Die letzten drei Absätze in Kombination haben mich dazu gebracht über Teilzeit (bspw 60% Stelle) nachzudenken. Andererseits wäre ich in 3 Jahren in einer leitenden Position, in der ich mein Gehalt schnell verdoppeln könnte. Aber ist das nicht nur ein weiterer Spurt im Hamsterrad?!

Wenn du weiterhin so wenig ausgibst wie jetzt und den Rest investierst könnte das auch Schlussspurt sein.  Da könntest du ja nach deinen Aussagen das Doppelte verdienen (also 6400 netto), das Gleiche ausgeben (1200) und damit 5200 € pro Monat investieren. Damit wärst du relativ schnell finanziell unabhängig.

Ich habe allerdings noch nie davon gehört, dass man, wenn man eine Hierarchiestufe aufsteigt, das doppelte Nettoeinkommen hätte. Auch nicht das doppelte Brutto.

Gleichzeitig denke ich über Anlagestrategien nach. Beispielsweise finde ich es irrsinnig jeden Monat 470€ Miete (anteilig) zu verpulvern. Lieber würde ich selbst ne Wohnung besitzen und diese abbezahlen, oder sie vermieten. Allerdings finde ich die Immobilienpreise  derzeit deutschlandweit zu hoch.

Aktuell bezahlst du jemanden (deinen Vermieter) dafür, dass dir jemand eine Wohnung zur Verfügung stellt.

Kaufst du eine Wohnung (um selbst darin zu wohnen), dann bezahlst du jemanden (die Bank) dafür, dass sie dir Kapital zur Verfügung stellt.

Dass du deine Miete "verpulverst", solange du zur Miete wohnst, respektive das Geld für dich anlegst, wenn du einen Immobilienkredit tilgst, stimmt nicht. Das wäre nur gegeben, wenn die Zinsen 0 betragen würden und es keine Kaufnebenkosten gäbe.

Darüber hinaus hast du ja bereits selber erkannt, dass die Immobilienpreise in den letzten Jahren explodiert sind. Sie werden sich nicht in diesem Stil weiterentwickeln.

Was sind eure Meinungen dazu? Ich suche ein bisschen Gedankenanstoss / andere Sichtweisen. Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

Ermitteln wieviel Geld ich Mittel- und Langfristig pro Monat benötige.

Mit 4% Regel ermitteln wieviel Kapital ich benötige um dies aus dem Aktienmarkt zu generieren.

Ermitteln wie lange ich dafür noch in etwa arbeiten muss.

Abwägen ob ich das aushalte, oder vorher die Reissleine ziehen muss.

Ich messe den Dingen oft unterbewusst einen bestimmten Wert zu, und wenn der Kaufpreis darüber liegt entscheide ich mich dagegen.

Das tue ich auch, und das sollte jeder tun, der finanziell gut dastehen möchte.

Mein mtl Einkommen beträgt ca 3200€ netto. davon spare ich gut 2000€. Bzw. anders ausgedrückt, ich benötige sie nicht. Ich habe gut 70.000€ angelegt, zu großen Teilen in ETFs, kleinere Positionen auch in Aktien. Im Corona Crash hab ich ordentlich eingekauft.

Sehr gut!

Nachdem ich mir in den letzten Monaten eine kleine Auszeit gegönnt habe, habe ich gemerkt wie schön das Leben ohne Arbeit ist.

Das stimmt 🙂

Die letzten drei Absätze in Kombination haben mich dazu gebracht über Teilzeit (bspw 60% Stelle) nachzudenken.

Ich arbeite Teilzeit (60%) und bin ganz zufrieden.

Andererseits wäre ich in 3 Jahren in einer leitenden Position, in der ich mein Gehalt schnell verdoppeln könnte. Aber ist das nicht nur ein weiterer Spurt im Hamsterrad?!

Ja, genau. Das ewige Hamsterrad Arbeit->Konsum->mehr Arbeit->mehr Konsum. Das willst du doch nicht.

Gleichzeitig denke ich über Anlagestrategien nach. Beispielsweise finde ich es irrsinnig jeden Monat 470€ Miete (anteilig) zu verpulvern. Lieber würde ich selbst ne Wohnung besitzen und diese abbezahlen, oder sie vermieten. Allerdings finde ich die Immobilienpreise  derzeit deutschlandweit zu hoch.

Mieten oder kaufen hängt von vielen Faktoren, das ist keine eindeutige Entscheidung. Der Wohnungseigentümer "verpulvert" auch Geld, und zwar nicht umlegbare Kosten + Opportunitätskosten (d.h. verpasste Rendite von A1JX52 oder ähnlicher Investition am Kapitalmarkt).

Sehr hilfreicher Artikel von J.L.Collins: https://jlcollinsnh.com/2012/02/23/rent-v-owning-your-home-opportunity-cost-and-running-some-numbers/

Disclaimer: ich bin Wohnungseigentümer und Vermieter, wir haben also entschieden, zu kaufen. Allerdings hatte unser Geschäftsmodell (möblierte Wohnungen in wachsender Großstadt) ein ganz niedriges Kauf-/Miet-Verhältnis beim Zeitpunkt des Kaufs. Bei den aktuellen Kaufpreisen würden wir vielleicht mieten, oder mindestens nicht 3 Wohnungen kaufen, sondern nur die eigene.

Zitat von Copernicus am 13. Juni 2021, 19:54 Uhr

... 32 Jahre alt ...

Ich lebe schon seit je her sparsam, Konsum hat mir nie viel bedeutet. ... Mein mtl Einkommen beträgt ca 3200€ netto. davon spare ich gut 2000€. ... benötige sie nicht. Ich habe gut 70.000€ angelegt, ...

ok, bei mir bleibt nur ca. die Hälfte "übrig"
(wobei ich nicht gezielt spare, sondern einfach wenig "materielle"/teure Bedürfnisse habe)

und das seit 18 Jahren ...

Deine 70 k€ sind knapp 3 "Jahresersparnisse" ...
hattest also auch 20 Semester entspanntes Dauerstudentenleben 😛

 

Zitat von Copernicus am 13. Juni 2021, 19:54 Uhr

... haben mich dazu gebracht über Teilzeit (bspw 60% Stelle) nachzudenken. Andererseits wäre ich in 3 Jahren in einer leitenden Position, in der ich mein Gehalt schnell verdoppeln könnte. Aber ist das nicht nur ein weiterer Spurt im Hamsterrad?!

"Hamsterrad" ist doch eher dadurch definiert, dass es Dich nicht weiterbringt ...

wenn Du mit doppeltem Geldeingang dann 4.500 Euro im Monat = 54 k€ im Jahr sparst:
dann hast Du 10 Jahre nach der Beförderung mit ca. 45
70 k€ + 3 x 24 k€ + 10 x 54 k€ = 680 k€ zzgl. Kursgewinne und Dividenden

sprich: FI 22 Jahre vor dem "offiziellen" Rentenbeginn

--> also musst DU entscheiden, ob DU lieber mit 60 %-Stelle noch 25 Jahre arbeitest (und dann eine Lücke von 10 oder 12 Jahren überbrücken kannst) oder ob es DIR liegt, 12 oder 13 "Vollgas" zu geben ... und DANN vollkommen selbstbestimmt Dein weiteres Leben zu gestalten ...

Moin moin und herzlich willkommen!

Tipps und Hinweise haben ja schon einige andere gegeben. Da will ich mich gar nicht einmischen. 😉

Was ich mich aber frage - und was für Deine Zukunft auch auf der finanziellen Ebene nicht ganz unwichtig ist - wäre inwieweit Deine Freundin ein ähnliches Lebensmodell anstrebt. Habt Ihr darüber gesprochen? Und eine weitere Frage: Ihr seid noch ziemlich jung, sind also Kinder ein Thema?