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coming out

Hallo allerseits,

ich muss mich outen: bis vor wenigen Wochen kannte ich den Begriff "Frugalist" noch gar nicht! Ich würde mich selbst nicht als Frugalist bezeichnen, bin aber trotzdem recht sparsam, nicht nur aus finanziellen sondern auch aus praktischen und ökologischen Gründen.
Auch der Begriff "finanziell frei" zu sein, (nur) auf dieses Ziel hin zu arbeiten, zu investieren und danach zu leben ist mir recht neu wenngleich ich viele "Frugalisten-Regeln" unbewusster Weise bereits seit meiner Kindheit gelebt habe.
Ich hatte beim Durchstöbern dieser Webseite viele AHA-Erlebnisse und fühlte mich sehr verbunden. Daher will ich mich euch hier mal vorstellen.

Ich reise sehr gerne aber statt viel Geld in Reisen zu investieren, hatte ich in jungen Jahren einen Beruf gewählt, mit dem ich um die ganze Welt gekommen bin und dabei noch anständig Geld verdient habe.
Nun, mit Frau und Kindern, bin ich etwas sesshafter geworden, habe vor ca. 25 Jahren einen Beruf gewählt, bei dem ich Dank Corona inzwischen 100% remote arbeiten kann und trotzdem nicht allzu schlecht verdiene.

Meine Frau hat zwar auch diverse Hochschulabschlüsse, ist aber nicht angestellt, so dass ich Alleinverdiener der Familie bin. Die Kinder kommen bald in die Grundschule, werden also noch ein paar Jahre von uns versorgt werden müssen.

Nun zu den Zahlen:
Netto Einnahmen/Monat:
Aktiv (Lohn): 4500 EUR
Passiv (Vermietungen): 4500 EUR

Ausgaben/Monat:
Feste Kosten (Kredite, Versicherungen, Nebenkosten, Steuern, Internet, Handy, GEZ etc.): ca. 3200 EUR
Variable Kosten (Essen, Freizeit, Transport etc.): ca. 1300 EUR

Ich bin und war schon immer in der GKV weil ich dieses deutsche Zwei-Klassen-Gesundheitssystem schon immer als asozial empfand und daher auf die Vorteile der PKV bewusst verzichtet hatte.

Vermögen:
selbstbewohnte, abbezahlte Immobilie: ca. 1 Mio EUR
vermietete Immobilien: ca. 500K EUR
Crypto: 10K
stillgelegte Rürup: 15K
Cash: 10K

Verbindlichkeiten:
Immobilienkredite: 320K EUR

regulärer Rentenbescheid:
Ab jetzt ca. 850 EUR/Monat
Ab Rentenalter von 67 ca. 2000 EUR/Monat

Das Nettoeinkommen pro Monat liegt also etwa bei 9K EUR, die Ausgaben bei ca. 50% dessen. Die Einnahmen werden gegen Ende des Jahres voraussichtlich um mind. 500 EUR/Monat steigen, weil die Vermietung steigen wird. Die Kosten werden voraussichtlich wegen Inflation und steigenden Energiepreisen allerdings auch etwas steigen.
Die Immobilienkredite gehen teilweise zwar noch bis zu 18 Jahre aber ich könnte sie durch Sondertilgungen schon deutlich eher abbezahlen. Finanziell wäre das kein Problem, da ich bei der momentanen Situation mehr als 50K EUR pro Jahr zur Seite legen könnte.

Die Rürup mit integrierter BU (Berufsunfähigkeitsversicherung) habe ich stillgelegt (kann man leider nicht kündigen und auszahlen lassen) weil mir erstens die Rendite viel zu mager erscheint und ich zweitens auf die Sicherheit der BU seit der vollständigen Tilgung des Kredites unserer selbstbewohnten Immobilie und der Vermietung anderer Immobilien verzichten kann.
Ich hatte übrigens auch mal eine Riester angespart (>10K EUR), die ich inzwischen aber gekündigt und auszahlen lassen habe, weil mir auch dort die Renditeaussichten zu mager und die Auszahlungsformalitäten zu restriktiv (z.Bsp. nicht im außereurpäischem Ausland auszahlbar)erschienen.

Ich arbeite seit meinem 16. Lebensjahr in Vollzeit, nur unterbrochen durch Lehre, Zivi und Hochschulstudium und wenige Wochen Arbeitslosigkeit. Ich habe mehr als 10 Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet. Ich würde gerne kürzer arbeiten aber denke, dass es eigentlich recht leicht verdientes Geld ist, auf das ich dann verzichten würde. Ich befürchte, dass ich bei kürzerer Arbeitszeit das nahezu gleiche Arbeitspensum zu erledigen hätte. Außerdem hätte ich auch geringeren Anspruch auf Urlaub (bei Vollzeit momentan 30 Tage/Jahr).

Einige meiner Kollegen, wenngleich sehr sympathisch, drehen echt am Rad und wollen viel schaffen. Ich kann zwar auch ranklotzen, insbesondere als ich noch keine Kinder hatte, habe aber nun andere Prioritäten, wie z.Bsp. Gesundheit, Sport, gut essen, Freizeit, Zusammensein mit meiner Frau und Kindern, Eltern kümmern, Immobilien renovieren und vermieten.
Manche Meetings oder Aufgaben im regulären Job sind so langweilig, dass ich es als Lebenzeitverschwendung empfinde. Andererseits muss ich nur dasitzen, meine Meinung (bzw. Wissen) kundtun, und kriege so viel Geld wie für noch keine andere Tätigkeit zuvor in meinem Leben.
Will ich meinen etablierten, guten Ruf in der Firma beibehalten, müsste ich eigentlich mehr Zeit investieren, damit ich immer einen Schritt voraus bin, mit Leistungen weiterhin glänzen kann und nie enttäusche.
Sollte ich auf das Geld verzichten und dafür mehr Zeit für sinnvollere oder interessantere Dinge haben?

Klar, ganz aufhören mit dem regulären Job würde finanziell kaum gehen, es sei denn, wir würden uns mehr einschränken aber genau das Gegenteil ist der Fall, denn meine Frau und ich haben unser ganzes Leben schon sehr sparsam gelebt und genießen es nun, sich auch mal im Restaurant bedienen zu lassen oder den Kindern die Welt zu zeigen.
Vielleicht investieren wir in weitere Immobilien, die wir profitabel vermieten können (allerdings ist der Markt leergefegt bzw. unerreichbar teuer). Das steigert den Cashflow und erschafft ein gewisses Polster/Erbe für unsere Kinder. Andererseits ist/war das auch immer mit viel Arbeit verbunden, weil wir aufgrund der hohen Immobilienpreise nur renovierungsbedürfige ETW gekauft und dann in viel Eigenarbeit selbst renoviert und dann vermietet haben.
Auch das war nur wegen remote-Arbeit möglich aber auch extrem stressig für mich, weil ich teilweise zeitgleich auf zwei Hochzeiten tanzen musste, wenn ihr versteht, was ich meine.

Meine Frau könnte zwar auch etwas dazuverdienen aber dadurch, dass sie nun schon länger aus dem Berufsleben weg ist, empfinde ich das als Hungerlohn, der den Aufwand kaum wert ist - insbesondere wenn ich es mit meinem Job und Gehalt vergleiche. Außerdem wäre sie dann beruflich mehr eingebunden, hätte weniger Zeit für Haushalt, Immobilien, Freizeitplanung und Kinder, so dass ich dann letztlich noch mehr Stress hätte, was ich eher vermeiden möchte.

Ca. 20 Jahre bis zur Rente könnte/müsste/sollte ich noch aber ich könnte mir auch gut vorstellen, jetzt schon mehr Zeit für andere Dinge im Leben Zeit zu haben, insbesondere seit ich von Frugalisten und ihrer Lebenseinstellung gelesen habe 🙂

Danke für eure Zeit! Ich freu' mich, bald von euch zu hören!

Zitat von Mike02 am 5. Juni 2022, 2:40 Uhr

...Ich würde gerne kürzer arbeiten aber denke, dass es eigentlich recht leicht verdientes Geld ist, auf das ich dann verzichten würde. Ich befürchte, dass ich bei kürzerer Arbeitszeit das nahezu gleiche Arbeitspensum zu erledigen hätte. Außerdem hätte ich auch geringeren Anspruch auf Urlaub (bei Vollzeit momentan 30 Tage/Jahr).

...
Manche Meetings oder Aufgaben im regulären Job sind so langweilig, dass ich es als Lebenzeitverschwendung empfinde. Andererseits muss ich nur dasitzen, meine Meinung (bzw. Wissen) kundtun, und kriege so viel Geld wie für noch keine andere Tätigkeit zuvor in meinem Leben.
Will ich meinen etablierten, guten Ruf in der Firma beibehalten, müsste ich eigentlich mehr Zeit investieren, damit ich immer einen Schritt voraus bin, mit Leistungen weiterhin glänzen kann und nie enttäusche.
Sollte ich auf das Geld verzichten und dafür mehr Zeit für sinnvollere oder interessantere Dinge haben?

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Hallo mike02, erstmal ein Willkommen am Forum.

Vielen Dank für die kurze Vorstellung. In Deinen Aussagen sehe ich persönlich gewisse Widersprüche/Interessenkonflikte. Einerseits möchtest Du gerne das leichtverdiente Geld mitnehmen, andererseits betrachtest Du manche Sachen als sinnlose Zeitverschwendung. Das musst Du einfach für Dich selber entsprechend abwägen.

Ich persönlich handhabe es seit einiger Zeit jedenfalls so: Laut Vertrag habe ich eine wöchentliche Arbeitszeit von 39 Stunden, die entsprechend vergütet wird. Wenn erforderlich, dann werden eben Überstunden gemacht - allerdings versuche ich die so schnell als möglich wieder abzutragen (bspw. früheres Arbeitsende in den nächsten Tagen). Lang genug habe ich intern schon kommuniziert, dass mir uneffektive Besprechung, in welchen sich Profilierungssüchtige Selbstdarsteller ohne konkretes Besprechungsziel / -ergebnis ein Greul sind und es den Arbeitgeber Geld kostet, da es vergeudet wird. Ebenso, dass ich aufgrund der uneffektiven Termine nicht gewillt bin, mein Überstundenkonto - wie manch andere - künstlich aufzubauschen. Die reguläre Arbeit wird dann eben am nächsten Tag erledigt - denn der Besprechungstermin wurde ja vom "Vorgesetzten" entsprechend eingerufen und ich werde fürs zuhören bezahlt.

Am Anfang hat es sicher für einige "Fragen" geführt, aber mittlerweile können viele meiner Kollegen die Sachlage nachvollziehen. Zudem hat es den positiven Effekt gehabt, dass sich Besprechungen mitunter beschleunigt haben und es schneller zum "Kernthema" kommt. Und wenn bei einem 1-Stunden-Termin die Sache in 45 Minuten abgeschlossen wird, kann man gerne noch 5-10 Minuten im Nachgang etwas Smalltalk betreiben. Effektiv hat man immer noch eine Zeitersparnis von 5 Minuten erzeugt.

Wie gesagt, es dauert eine gewisse Zeit in der Umstellungsphase - aber im Berufsleben habe ich dadurch auch den Ruf bekommen, dass ich eben (möglichst) effektiv und zielführend arbeite. Dadurch werde ich auch nicht schräg angeguckt, wenn ich mal nach 5 oder 6 Stunden an dem einen Tag den Arbeitstag beende (sofern es die Arbeit ermöglicht). Denn spätestens zum festgesetzten Termin wird ein ordentliches Ergebnis abgeliefert - und darauf verlassen sich die Leute. Vor allem informiere ich rechtzeitig über mögliche "Probleme" (bspw. brauche Informationen aus Nachbarabteilung um Weiterarbeiten zu können, heute kommen sie nicht mehr dazu, daher beende ich meinen Arbeitstag jetzt), welche die Abgabe verzögern könnte.

Somit nehme ich mir persönlich etwas den Druck raus. Zudem wird es auch transparenter, wo mitunter im Arbeitsprozess gewisse Probleme gibt.
Das mal als Anregung / Kommentar von meiner Seite.

Zum vorletzten Absatz möchte ich noch anmerken, dass es m.E. ein Blödsinn ist, zwei unterschiedliche Jobsituationen miteinander zu vergleichen ("sie nun schon länger aus dem Berufsleben weg ist, empfinde ich das als Hungerlohn, der den Aufwand kaum wert ist - insbesondere wenn ich es mit meinem Job und Gehalt vergleiche").
Sie ist lange aus dem Berufsleben und ist in einem ganz anderen Ressort (so deute ich das) - daher ist das ein Vergleich von Körben mit Äpfeln zu Kisten mit Birnen.
Ihr Job ist es eben, sich mehr um die Familie samt den anderen Themen zu kümmern, so dass Du weniger Stress hast.
Daher könntest Du ja ihre Arbeitszeit mit Deinem Stundensatz vergleichen.

Ich habe es in einem anderen Post schon geschrieben, dass Frugalismus für mich persönlich der "bewusste Konsum" ist. In der Arbeit versuche ich möglichst effektiv zu arbeiten, wodurch ich "mehr Freizeit" habe - also ein bewusster Arbeitskonsum, wenn man es so nennen möchte. Ebenso handhabe ich es mit der mir zur Verfügung stehenden Freizeit. Wenn ich etwas erledigen muss, dann versuche ich es so effektiv als möglich zu erledigen (bspw. Einkauf: Einkaufslisten schreiben und diesen so effektiv als möglich zu gestalten. Bspw. Gehe zu Laden A um dies und jenes von der Liste zu kaufen, Punkte 5 und 9 der Liste können beim nächsten Einkauf in Laden C in Kombination mit Laden E, der nur wenige Meter entfernt ist, kombiniert werden, um dort Punkt 8 zu kaufen).
Die dadurch (möglicherweise) erzeugte "mehr Freizeit" kann ich dann anderweitig verwenden, sei es nur 10 Minuten auf der Loggia zu sitzen und dem Wehen der Blätter zu zusehen.

Die Zeitersparnis mag ggf. nur marginal ausfallen, doch ich persönlich fühle mich dadurch ggf. besser und weniger gestresst. Somit kann ich entspannter mich um die anderen Dinge meiner Freizeitaktivitäten kümmern - denn es ist ja bekannt, dass die Zeit endlich ist.

Das mal von meiner Seite als kleine Anregung. Aber auf alle Fälle bin ich gespannt weiteres von Dir zu lesen.

Zitat von Mike02 am 5. Juni 2022, 2:40 Uhr

Manche Meetings oder Aufgaben im regulären Job sind so langweilig, dass ich es als Lebenzeitverschwendung empfinde. Andererseits muss ich nur dasitzen, meine Meinung (bzw. Wissen) kundtun, und kriege so viel Geld wie für noch keine andere Tätigkeit zuvor in meinem Leben.
Will ich meinen etablierten, guten Ruf in der Firma beibehalten, müsste ich eigentlich mehr Zeit investieren, damit ich immer einen Schritt voraus bin, mit Leistungen weiterhin glänzen kann und nie enttäusche.

Hallo Mike,

so ist das eben. Ich hatte teilweise, als ich in Elternzeit in Teilzeit war, einen unglaublichen Stundenlohn und sagte mir für das Geld fege ich auch den Innenhof.

Aber Geld ist bei mir auf Dauer ein schlechter Motivator. Wenn das, was ich tue, völlig sinnentleert ist, kann das Gehalt noch so hoch sein. Und deshalb habe ich dann auch irgendwann aufgehört.

Dann ist dein Ruf irgendwann eben nicht mehr so gut. Na und? Mein Chef sagte am Ende meiner Arbeitszeit mal zu mir, er habe den Eindruck ich könne mehr, würde aber mit angezogener Handbremse fahren. Das hatte er richtig erkannt. Und, hat das was geändert? Es kann dir doch egal sein, was die anderen denken...

Hi @mike02 wie hast du es geschafft mit vermietete Immobilien: ca. 500K EUR so hohe Mieten zu bekommen Passiv (Vermietungen): 4500 EUR

Das sind ja im Jahr 54k und damit eine Gesamtnettorendite von >10%. Welchen Turbo hast du da eingeschaltet? Etwa den Wert durch Renovierung auf 1,5Mio angehoben?

Zur Tätigkeit deiner Frau: Wichtig ist das sie sich nützlich und wertgeschätzt fühlt. Was sie für ihre Tätigkeit verdient ist dabei zweitrangig. Natürlich wäre es kontraproduktiv wenn ihr für die Kinderbetreuung mehr bezahlen müsstet als sie verdienen kann. Allerdings ist auch jede Stunde die du mit den Kinder verbringst eventuell viel mehr wert als was du in einer Stunde verdienen kannst. Deinen Kindern kannst du Werte mitgeben die sie ihr Leben lang prägen und zu einem gelungenen Leben beitragen. Eventuell besser als in einer Firma Dinge zu tun die auch andere erledigen könnten.

Hallo Mike,

herzlich willkommen hier im Forum und eine schöne und gelungene Vorstellung. Das Alter wäre noch ganz hilfreich, ich tippe auf Anfang 40?

Ich habe auch erst Anfang des Jahres den Weg hierhin gefunden und habe viele wertvolle Tipps und Anregungen mitnehmen können. Nun kann ich mit Mitte 50 nicht mehr groß das Ruder rumreißen, im großen und ganzen passt es aber auch.

Meine Einschätzung zur Arbeit der Frau: im Grunde genommen hast Du es selbst schon beantwortet, eine Berufstätigkeit macht nicht wirklich Sinn, zumal sie bereits eine anspruchsvolle und wertvolle Tätigkeit innehat. Wegen ein paar Euro mehr am Rad drehen und sich so Stress und Unruhe ins Haus zu holen, wozu. Ich habe es oft bei Kolleginnen nicht verstanden, dass die sofort wieder ins Büro wollten, als wenn es schlimm wäre mit dem eigenen Kind zu Hause zu sein. Und dann wird alles wegorganisiert, Kinderbetreuung, Haushaltshilfe, AuPair etc. Hetze, hetze, hetze.

Dein Job: da musst Du Dich entscheiden, willst Du weiter Karriere machen wie die anderen die sich reinhängen oder lässt Du es künftig ruhiger angehen und bist dann eben nicht mehr einen Schritt voraus, das musst Du selbst wissen. Wenn ich jetzt mit Mitte 50 so auf den Job zurückblicke, wieviel sinnloses Rumgehampel, unnötiges Feilen an den letzten Details einer Präsentation, Business Cases gerechnet, welche nie eingetreten sind, sinnlose Sitzungen, bei denen sich nur die Führungskräfte profilieren wollen, lange Abende im Büro etc. Wofür? seit ich im Home Office arbeite entfällt das meiste dieser unnützen Dinge und ich habe einen relativ entspannten Tag. Ich sage auch direkt wenn ich etwas für nicht sinnvoll halte, hab mittlerweile den Status eines "elderly statesman", bin von nervigen operativen Tätigkeiten weitestgehend verschont und höre Ende nächsten Jahres auf zu arbeiten und gehe in den Vorruhestand. Gut, mir kann jetzt eh nichts mehr passieren, kann das ganz entspannt ausklingen lassen. Also die Frage ist, brennst Du noch und brauchst den Kick im Job oder eher Gesundheit, Sport, gut essen, Freizeit, Zusammensein mit meiner Frau und Kindern, Eltern kümmern, Immobilien renovieren und vermieten. Finanziell wird sich außer Bonus wahrscheinlich nicht viel ändern oder?

Und die Frage, wie sieht Deine/Eure Planung aus, eher aufhören zu Arbeiten mit 50, 55 oder bis zur Altersrente mit 63 durchziehen?

@mike02

Will bewusst etwas Wasser in den Wein gießen nachfolgend, unabhängig davon, dass offensichtlich ein von Fleiß und Ehrgeiz geprägtes Leben bisher gelebt wurde, gekrönt von überdurchschnittlichen Erfolg! Gratulation dazu!

Was mich stört ist und so empfinde ich das, ist eine leichte Selbstüberschätzung bei gleichzeitiger Überzeugung, dass andere nicht merkten, dass auch Sie nur mit Wasser kochen. Sie strampeln sich kaum noch ab, sehen Veranstaltungen die andere für wichtig halten für Zeitverschwendung und ihre Frau soll doch bitte nicht für peanuts arbeiten, gleichwohl auch studiert und somit durchaus auch Gehaltspotenzial grundsätzlich vorhanden. Nur dann wäre das für Sie zu stressig lese ich!? Ich denke Sie müssen sich gar nicht mehr groß anstrengen für ihr exorbitantes Gehalt! Wie könnte das also Stress bedeuten? Und auch hier liegen Sie für mich zumindest nicht ganz richtig, denn lassen Sie mich sagen: wären Sie bei den Besten sollte das doppelte bis dreifache drin sein, je nach Branche.

Wichtig scheint mir Zufriedenheit zu finden, auch eine innere, nicht nur materiell. Das erkenne ich bei Ihrem Effizienzstreben nicht. Empfehlungen kann ich Ihnen keine geben, denn Sie sind objektiv privat wie beruflich unstreitig sehr erfolgreich.... etwas Erdung täte vielleicht gut, denn dann wären Sie ggf. etwas vorbereiteter wenn im Leben doch mal was ineffizienter läuft als gewohnt. Bei mir war das mit Ende 40 eine Intensiverkrankung, bei der ich fast nicht mehr "zurückgekommen" wäre. Meine grundsätzliche Lebenseinstellung dass nix selbstverständlich ist hat dabei den Ausschlag gegeben wieder fit und gesund zu werden.

Viel Erfolg weiterhin!

Hallo Mike62

auch von mir ein herzliches Willkommen hier und danke für die ausführliche Vorstellung.

Positiv sehe ich das bewusste Reflektieren und Beschäftigen mit einem bewussten Leben. Ähnlich wie du habe ich früh (mit 17) den Berufseinstieg gemacht und mich dann ständig weitergebildet. Auch habe ich auch immer schon von dem Verdienten viel zur Seite gelegt, sprich unter meinen Möglichkeiten gelebt.

Wie Jan geschrieben hat, verstehe ich nicht wie du auf 4.500€ netto! Mieteinnahmen kommst.

Dein Gehalt ist für ein Akademiker gut aber nicht außergewöhnlich hoch.
Was Absprung2020 geschrieben hat kann ich so gut nachempfinden. Mit Anfang 40 bist du locker 10 Jahre zu jung für derart saturierte Gedanken. Das kann eine schwierige Basis für eben die innere Zufriedenheit sein. Von FIRE bist du noch weit weg und so ist die Lebensagenda eher bestimmt wie die nächsten 10-15 Jahre zu gestalten sind. Dann sind die Kinder aus dem gröbsten raus und du/ihr könnt langsam an FIRE denken.

Wegen der Nichttätigkeit der Frau bin ich ganz anderer Meinung als Konsument. Für mich ist es sehr wichtig dass beide Partner eigenständig bleiben, auch in der erfüllten Partnerschaft. Das liegt aber sicher auch an meiner Erfahrung einer Scheidung. Wir hatten das Model so ähnlich wie ihr. Nach der Trennung musste ich kräftig bluten und meine Ex-Frau kann die „verlorenen Jahre“ kaum noch aufholen um eine vernünftige Altersvorsorge zu haben.

Ich wünsche dir viel Freude, Fülle und Freiheit auf deinem weiteren Lebensweg.

 

Vielen Dank für eure interessanten Reflektionen! Ihr seid Spitze 🙂

Sich dem Arbeitgeber gegenüber klar zu positionieren, wie es @Lostoi beschrieben und auch selbst gemacht hat, zeugt von Stärke. Mitunter mache ich das auch aber es hängt wirklich sehr stark vom jeweiligen Team und seiner Führung ab, wie solche Änderungsvorschläge ankommen. Es gab auch schon Kollegen, die sich dabei verbrannten und letztlich ihr Heil als unbeschriebenes Blatt in einer neuen Firma suchen mussten. Klar, eine neue Firma ist an sich auch kein Problem aber es kostet auch eine gewisse Zeit und Energie, sich einen guten Ruf aufzubauen.

@Privatiers Egalsein über die "angezogene Handbremse" finde ich an sich richtig aber es darf nicht dazu führen, dass ich auf Kosten meiner geschätzten Kollegen lebe. Ich möchte ebenso viel am Erfolg beigetragen haben, wie meine Kollegen, bestenfalls Dinge bewirkt haben, die hervorstechen.

Die Bemerkungen zum Job der Frau trifft den Nagel auf den Kopf: Wertschätzung ist mit am wichtigsten! Das Geld ist untergeordnet. Der Erfolg mit unseren Vermietungen geht aufs Konto meiner Frau. Ich hätte nicht den Mut und freien Kopf dazu gehabt. Auch hier zeigt sich, dass es gut ist, dass meine Frau selbstbestimmt ihren Weg gegangen ist, einen freien Kopf hatte, um solche Projekte anzugehen. Das wäre bei einer 40 Stunden Arbeitswoche sicher nicht möglich gewesen.

Danke für das "Wasser in den Wein" @Absprung_2020. Sie liegen richtig: ich bin einigermaßen stolz auf das Erreichte, unter anderem auch, weil ich meine Grenzen ganz gut kennengelernt habe. "Selbstüberschätzung" ist interessant zu lesen, da ich im Gegenteil mitunter Selbstzweifel habe, den Anforderungen gerecht zu werden. Die Lockerheit von @Privatier und @konsument habe ich mitunter schon drauf, ist aber sicher noch ausbaufähig.
Vielleicht kam mein Intro zu pessimistisch oder negativ rüber. Es gibt Tage, an denen ich aufschreiben möchte, an wievielen Momenten ich im Leben so richtig fett Glück gehabt habe, weil es so viele davon gab und ich sie nicht vergessen möchte. Da man nicht ständig auf Wolke-Sieben schwebt, finde ich gut, sich in dunkleren Momenten an so etwas erinnern zu können.
Aber @Absprung_2020, exorbitant ist mein Gehalt sicher nicht, wie auch @Muslime_Frugi schon anmerkte. Ich verdiene so viel wie nie zuvor, mal abgesehen von früheren Zockerglück mit Cryptowährungen. Ich bin glücklich, dass ich in dieser Liga mitverdienen darf. In meiner Branche könnte ich sicher noch mehr verdienen, wenn ich die Firma häufiger gewechselt hätte aber generell, trotz aller Kritik, mag ich meine Firma und will nicht nur des Geldes wegen wechseln. Es gibt keine Firma, die nicht ihre negativen Seiten hat.

Das passive Einkommen von 4500 EUR kommt nicht ausschließlich aus Vermietungen. Sorry, ich hatte das Kindergeld unterschlagen. Und natürlich sind sie auch nicht netto. Das Netto bezog sich nur auf das aktive Einkommen (Lohn). Leider kann man den Post nicht editieren, oder?
Nichtsdestotrotz ist die Rendite aus den Vermietungen sehr gut. @Jan-Veerman, wir machen das ähnlich wie du aber längst nicht in deiner Größenordnung: gut geschnittene ETW als WG vermieten.
Man muss schon Optimist und handwerklich einigermaßen begabt sein, solche runtergekommenen Immobilien zu erwerben. Negative Überraschungen hatten wir natürlich auch schon, konnten sie aber alle meistern, ohne uns das Genick dabei gebrochen zu haben. Die vollausgestatteten Zimmer gehen weg wie warme Semmel, die Leute stehen quasi Schlange, teilweise mit Blumenstrauß in der Hand und sind super happy, wenn sie einziehen können. Die Wohnungsnot in unserer Region hat zu diesen Preisen geführt. Selbst Studentenwohnheime kosten mitunter mehr und haben bestimmt weniger Komfort.

Und zur Frage zu @Konsument, wie die Planung aussieht, aus dem Berufsleben auszusteigen, ist noch unbeantwortet. Wie gesagt hatte ich mir bis vor wenigen Monaten vom "früher Aussteigen" wenig bis gar keine Gedanken gemacht. Ich war brav dabei, bis zur üblichen Rente zu arbeiten, so wie es in meiner Familie immer der Fall gewesen war. Ich bin eher Ende als Anfang 40, muss/kann/soll also noch ca. 20 Jahre arbeiten.
So ganz ohne Arbeit kann ich es mir für die nächsten mindestens 5 Jahre eher nicht vorstellen.
Was mich reizen würde, wäre an Projekten zu arbeiten, die sozialen oder ökologischen Impact haben. Muss ja nicht die ganze Welt verändern aber doch zumindest etwas verbessert haben. Meine Firma bewegt sich zwar auch etwas in diese Richtung aber es ist nicht das Business, womit sie letztlich ihr Geld verdient.

Dann sieht das bei Dir von den Rahmenbedingungen eher nach Optimierung der Work Life Balance und nicht nach vorzeitigem Ruhestand aus, es sei denn Dein Arbeitgeber bietet solche Programme an. Bis zur Altersrente mit 63 musst Du wahrscheinlich durchhalten.

Das Privatier und ich so entspannt sind, wird wohl zum einem am fortgeschrittenen Alter liegen, zum andern daran, dass Privatier nicht mehr arbeitet und mir mit unterschriebenem Vorruhestandsvertrag nichts mehr passieren kann. Das ist ein gutes Gefühlt, wenn man mit dem Erwerbsleben soweit durch ist und nichts mehr zu befürchten hat.

Manche Meetings oder Aufgaben im regulären Job sind so langweilig, dass ich es als Lebenzeitverschwendung empfinde. Andererseits muss ich nur dasitzen, meine Meinung (bzw. Wissen) kundtun, und kriege so viel Geld wie für noch keine andere Tätigkeit zuvor in meinem Leben.
Will ich meinen etablierten, guten Ruf in der Firma beibehalten, müsste ich eigentlich mehr Zeit investieren, damit ich immer einen Schritt voraus bin, mit Leistungen weiterhin glänzen kann und nie enttäusche.


Privatiers Egalsein über die "angezogene Handbremse" finde ich an sich richtig aber es darf nicht dazu führen, dass ich auf Kosten meiner geschätzten Kollegen lebe. Ich möchte ebenso viel am Erfolg beigetragen haben, wie meine Kollegen, bestenfalls Dinge bewirkt haben, die hervorstechen.

Hallo @mike02

Vielleicht sind diese Meetings für Dich nur so langweilig, weil Du eben nichts vorbereitet hast, sondern nur von Deinem Standard-Wissen profitierst, das Du auch ohne Vorbereitung  und Zeitinvestition abrufen kannst. Also lebst Du im Moment die "angezogene Handbremse", auch wenn es vielleicht noch niemand bewusst gemerkt hat. Oder es Dir noch nicht direkt gesagt wurde.

Ich würde mal mit Deiner Frau über den Frugalismus sprechen. Sie scheint ein gutes Händchen für Nebeneinnahmen zu haben. Vielleicht fallen ihr noch gute Ideen ein.

Lieben Gruß aus der Schweiz!

Laura Maelle

 

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Mike02 am 6. Juni 2022, 0:50 Uhr

Die vollausgestatteten Zimmer gehen weg wie warme Semmel, die Leute stehen quasi Schlange, teilweise mit Blumenstrauß in der Hand und sind super happy, wenn sie einziehen können. Die Wohnungsnot in unserer Region hat zu diesen Preisen geführt. Selbst Studentenwohnheime kosten mitunter mehr und haben bestimmt weniger Komfort.

Ist es nicht genial wie einfach man gutes tun kann in diesem Land und dabei allen helfen kann und selbst noch etwas verdient? Ich finde es toll das ihr auch diese Erfahrung gemacht habt und dafür mutig und offen genug seid. Weiterhin noch viel Erfolg. In welcher Region ist es denn wenn ich fragen darf?