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Buy and Hold in unruhigen Zeiten?

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Ja, man muss die Angst überwinden. "TheWanderer" hat das gut beschrieben wie Begleitumstände die Anlageentscheidungen beeinflussen können. Kann ich auch ein Lied von singen. Ich empfinde es jedesmal so als ob gerade dann beim extremen Bärenmarkt auch andere Lebensbereiche krieseln und ich für eine Anlageentscheidung mich überwinden muss.

Ich meine, wenn die Kurse gefallen sind, 30,40,50 oder 60% , dann kann man sicher an Nachkaufen/Kaufen aus Beständen des Sicherheitspuffers denken. Braucht man trotzdem Geld, kann man höchstwahrscheinlich Anteile mit Gewinn verkaufen. Das sind meine Gedanken dabei.

Ich werde beizeiten auch meinen Sicherheitspuffer zu ca 75% reduzieren. Das Gewinn/Risikoverhältnis ist bei solch gefallenen Kursen  sicher akzeptabel.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, das nach einer vermeintlichen Bodenbildung Tiefkurse nochmalig getestet werden. Auch das noch Wochen später. Hat man schon bei historischen Up`s gesehen. Auch scheinen mir z.b. 8900 Punkte im DAX angesichts des Umfangs der Krise noch viel zu optimistisch.

 

historischen "Down`s,  natürlich

Zitat von matty am 21. März 2020, 20:33 Uhr

Ich meine, wenn die Kurse gefallen sind, 30,40,50 oder 60% , dann kann man sicher an Nachkaufen/Kaufen aus Beständen des Sicherheitspuffers denken. Braucht man trotzdem Geld, kann man höchstwahrscheinlich Anteile mit Gewinn verkaufen. Das sind meine Gedanken dabei.

Ich werde beizeiten auch meinen Sicherheitspuffer zu ca 75% reduzieren. Das Gewinn/Risikoverhältnis ist bei solch gefallenen Kursen  sicher akzeptabel.

Das ist immer eine Entscheidung in Bezug auf die eigene IST-Situation. Hier im Forum sind vom absoluten Beginner bis zum Endboss alle Varianten vertreten. Wann, ob und in welcher Höhe bzw. mit welchem Anteil der jeweilige Typ wieder in die Rally einsteigt, ist nicht pauschal zu beantworten.

Ich selbst sehe die Aktien-Kurse natürlich auch, investiere aber nach wie vor in mein eigenes Business, weil wir azyklisch unterwegs sind. Wenn überhaupt wird uns die wirtschaftliche Seite der Krise erst in 12-18 Monaten treffen.

Bzgl. Sicherheitspuffer aufstocken/reduzieren: Wir sind hier in Deutschland sehr auf Sicherheit bedacht. In der Regel zu sehr. Das Leben birgt immer und ständig Risiken, man sollte sie akzeptieren lernen, und nicht krampfhaft versuchen, sich gegen alles erdenkliche abzusichern.

Natürlich kann (bzw. wird bei vielen) das Einkommen sinken, doch je nach persönlicher Lage, muss man da einen Sicherheitspuffer erhöhen oder nicht zum Anlegen nutzen? Gerade für z.B. Angestellte halte ich Sicherheitspuffer wie ein Jahresnettoeinkommen u.ä. Empfehlungen für völlig übertrieben. Derzeit gibt es nichtmal ausserhalb vom Internet viele Chancen, sein Geld zu verkonsumieren, doch unabhängig davon - im schlimmsten Fall kann man seine Ausgaben deutlich reduzieren oder gar einen Teil seiner Anlagen wieder verkaufen, ja ggf. entsteht dabei auch ein Verlust - doch in der Regel ist das Risiko so klein in solch eine Lage zu kommen für die meisten, dass sich hohe Barbeträge als Puffer dennoch nicht "rentieren". Es gibt bei Jobverlust erstmal ALG und allerlei, es sind in der Regel Vermögenswerte vorhanden die man verkaufen könnte usw.

Denke das ist wesentlich fast nur eine psychologische Sache, wenn z.B. beim Angestellten nur wenige Tausend € als Puffer da sind als ein 5stelliger Betrag. Es kommt natürlich auch auf den Lebensstil an, aber rein ökonomisch macht es keinen Sinn für einen Durchschnittsangestellten 10-30k Puffer auf dem Konto zu haben. Wieviel Waschmaschinen müssen da kapputt gehen, wieviel Autoreparaturen sollen da anstehen? Und auch Hausbesitzer, klar kostet sowas wie Dachschaden, neue Heizung usw. ordentlich - aber der Fall tritt selten "spontan" ein, und wenn gibt es auch unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten. Meine Meinung, anlegen, und sollte der aussergewöhnliche Fall eintreten man braucht mehr als der Puffer hergibt - es gibt genug Möglichkeiten. Selbst wenn die paar % dann Kosten. Das hat man jahrelang vorher durch die Rendite mehr als erwirtschaftet.

Bei Selbstständigen sieht die Rechnung natürlich anders aus.

Auch das Thema Inflation in der Zukunft darf man nicht aus der Acht lassen. Bei den ganzen Maßnahmen zur Zeit wird der Geldwert ganz schön und noch mehr verwässert werden.

Beizeiten muss es heißen: den Sicherheitspuffer: von Bargeld und Sichtanlagen in Aktien switchen um die Inflation ein Stück weit zu umgehen. Braucht man Kohle verkauft man dann passend die günstig gekauften Aktien wieder.

Bzgl. Bargeld / Barguthaben sehe ich das auch so - die Coronakrise ist nicht genau kalkulierbar/vorhersehbar, und Zentralbanken und Politik künden alle riesige Hilfspakete, Schutzschirme, und wie man es alles nennt, an. Ob die in dieser Grössenordnung nun aber zu wenig, zu viel, oder zufällig genau passend sind - das kann niemand genau abschätzen.

Stichwort Finanzkrise, Schuldenkrise, Staatsschuldenkrise, Währungskrise usw. was ggf. ja noch folgen könnte - ein kleines Bargeldpolster für den Alltag natürlich ja - aber grössere Summen zu halten ist derzeit und in naher Zukunft auf jeden Fall mit erheblich mehr Risiko verbunden als zu "normalen" Zeiten. Gilt natürlich auch für Sachwerte, wie immer ist gut gestreut für die meisten am besten.

Zitat von TheWanderer am 2. März 2020, 19:47 Uhr

Mich würde nun mal interessieren, ob hier auch Leute mitlesen, die stumpfes buy and hold betreiben und das auch in nächster Zeit planen. Egal ob die Kurse jetzt noch 50% fallen oder ab morgen wieder nach oben schießen, abhängig nur vom eingerichteten Sparplan oder dem, was regelmäßig über ist.

Es gibt bestimmt genug, die das betreiben. Ich muss zugeben, dass ich teilweise auch zu denen gehöre 😀

Denke mir das passt hier ganz gut rein:

Habe eben in mein Depot gesehen und es steht jetzt sogar auf Jahressicht 2020 wieder im Plus.

Insgesamt seit Eröffnung war es schon länger wieder im Plus. Aber bis Februar stiegen die Kurse ja doch ziemlich stark an und so war das Minus durch Corona natürlich besonders im Verhältnis zu den Höchstständen Anfang 2020 groß.

Nun ist bei mir im Depot wieder alles vergessen, sogar die Verluste im Verhältnis zu Februar 2020.

Ich habe das ganze Jahr einfach stur monatlich weiter investiert mit meiner üblichen Sparrate und im März/ April auch mal moderat nachgekauft.

Wie sieht das bei euch aus?

Letztlich ist das für meinen Horizont egal was im März passiert ist oder heute passiert, doch man guckt natürlich schon hin. Es ist schon erstaunlich was im ersten Halbjahr 2020 passiert ist, ich meine wir haben ja heute erst den 22.07. - wie die Entwicklung wohl weitergeht das Jahr.

Ich bin nicht so gut wie Ziel im Hinblick auf die Krise aufgestellt gewesen (also insgesamt noch nicht im Plus, aber nur leicht im minus mit Stand gestern).

Habe in der Krise mit einem Teil was möglich war, dazu gekauft und ansonsten meine Werte behalten.

Bei mir ist es in etwa so wie bei André. Nach einem außerordentlich guten letzten Jahr, hat sich mein Portfolio auf dem Weg nach unten ganz gut gehalten,aber den Weg nach oben noch nicht vollständig ausgeglichen. Aktuell bin ich ca. 5 - 6 % unter dem Allzeithoch, was aber ok ist. In den nächsten Wochen, wenn die Quartalszahlen durch sind, werde ich mein depot mal etwas bereinigen.

@ziel50

Wie schnell das Depot das Vorkrisenniveau erreicht hängt natürlich auch davon ab wie groß es ist, also ein mathematisches "Problem".  Wenn Sie als Beipiel im Februar nur für z.B. 50.000 € Aktien hatten, dann im Tief für 20.000 € nachgekauft haben und sowieso jeden Monat noch weitere 2.000 € angespart haben...dann gleichen die relativ hohen Nachkäufe den Verlust rasend schnell aus.

Bei mir ist das relativ ganz anders, also höherer Aktienaltbestand beim Crash und nur ca. 5 % Nachkaufvolumen (also rechnerisch kommt da kein Turbo, selbst wenn die jetzt deutlich höher stehen), daher fehlen noch genau 5,09 %, Stand heute Morgen 🙂

Wegen meiner konservativen Aktienauswahl war ich aber auch am allertiefsten Punkt nur ca. 20 % im Minus.

Zitat von Absprung_2020 am 25. Juli 2020, 10:28 Uhr

 

Wegen meiner konservativen Aktienauswahl war ich aber auch am allertiefsten Punkt nur ca. 20 % im Minus.

Echt? Bei mir hat das leider nicht so wirklich geklappt, habe auch einige Aktien drin, die als sehr defensiv gelten weil ich immer Angst vor Crashes hatte, aber die sind trotzdem alle ~40% runter gegangen, "nur" -20% hatte bei mir keine. Aktuell bin ich wieder ungefähr +-0

Zitat von Privatier am 25. Juli 2020, 9:52 Uhr

Nach einem außerordentlich guten letzten Jahr, hat sich mein Portfolio auf dem Weg nach unten ganz gut gehalten,aber den Weg nach oben noch nicht vollständig ausgeglichen.

Das mit dem außerordentlich guten letzten Jahr kann ich für mich nur bestätigen. Gerade in solchen Jahren wird mein Verdienst, der deutlich überdurchschnittlich ist, dann zu einem "Nebenverdienst". Interessant ist für mich, dass theoretisch im voraus zu berechnen ist das eine. Das in der Praxis zu erfahren, ist das andere. Bei mir löst das nach wie vor neben den positiven Gefühlen ein ungläubiges Staunen aus.

Diese Erfahrungen und die Erfahrungen von 2 Krisen lassen einen aber deutlich gelassener mit Krisen wie jetzt bei Corona umgehen: Der Gedanke an einen Verkauf unterblieb. Die einzigen Fragen, die ich mir stellte, waren: mit wieviel meiner Reserven und Kreditmöglichkeiten wird wann zugekauft?

Nach wie vor eine interessante Diskussion, da es hier auch um den inneren Schweinehund und das Nervenkostüm geht.

Gerade in schlechten Zeiten, gibt es für mich keine Alternative zu Buy and Hold. Ich verkaufe doch nicht wenn Kurse gefallen sind....

Ich hatte zu Beginn der Corona Krise einen Aktienanteil von rund 65%, der in der Krise auf ca. 55% absank. Daraufhin habe ich mehrfach Anleihen, Gold und Liquide Mittel in Aktien umgeschichtet bis ich wieder bei 65% Aktienanteil war.

Inzwischen stieg mein Aktienanteil wieder und ich habe fast die gleiche Summe wieder rausgezogen. Mit dem Unterschied, dass ich dieses Geld jetzt liquide halte. Früher hätte ich davon meinen sicheren Depotanteil (=Anleihen) befüllt, aber ich finde derzeit keine Anleihen, die ich wirklich haben will bzw. für 0,x Prozent Rendite kaufe ich keine Anleihen.

Im wesentlichen mache ich ein Buy and Hold mit Rebalancing. Wobei ich mich nicht sooooo glücklich damit fühle, da ich dadurch auch immer mal wieder Steuern zahlen muss.

Bei mir siehts noch nicht so gut aus, vor der Krise Mitte Februar war ich mit 17% im Plus, dann gings abwärts auf Minus 28%, erholte sich dann wieder in die Gewinnzone bis mich dann Wirecard wieder runtergerissen hat. Aktuell bin ich noch ca. 5% im Minus. Habe in der Krise zu früh nachgekauft und war dann nicht mehr liquide, konnte dann erst recht spät weiter nachkaufen und hab leider auf Wirecard gesetzt.

Größte Verlierer:

Wirecard -98%

Lufthansa -65%

EPR Properties -58%

Pfandbriefbank -50%

Sixt -25%

Demgegenüber stehen die höchsten Gewinne bei:

Chipotle

Infineon

Alphabet

RWE

Wallstreet Online

Paypal

Tencent

MSCI

Tradegate

 

Ich bleib weiterhin voll investiert, kaufe aber derzeit nicht nach, da ich gerade Umziehe (Liquidität!) und auf günstigere Kurse im Herbst hoffe.

 

@freiermusiker

Wenn  man buy and hold in unruhigen Zeiten als Thema für sich entdeckt, dann wäre doch der erste Schritt sich ein entsprechend strukturiertes Depot zusammenszustellen.

Schauen Sie sich doch mal einen 20-Jahres - Chart an von RWE, Lufthansa, Infenion, Pfandbriefbank... Da ist ja selbst bei ruhigen Börsenzeiten alles möglich, aber sicher kein buy and hold. Wie dann erst in unruhigen Zeiten?

Hinweise wie dsa gehen könnte gibts genug hier auf der WEB-Seite.

Checken Sie doch mal zum Vergleich die 20-Jahrescharts von: Danaher, Mcdonalds, Starbucks, L'oreal, ReckittBenckiser, ITW...  oder da Sie gerne deutsche Aktien mögen, gleichwohl das ein Renditerisiko ist, und nur eine handvoll dafür taugen: Beiersdorf oder SAP. Natürlich immer den Chart mit logarithmscher Darstellung, sonst könnten Sie den Chart missverstehen und glauben, dass da eine Übertreibung im Gange ist. Das ist aber nicht so.

@absprung_2020

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Stimmt, dass ich viele deutsche Aktien habe. Interessanterweise war Infineon meine erste Aktie vor fast 5 Jahren (Kurs 11,90), die schnell stieg und sich innerhalb von 2,5 Jahren verdoppelte. Das gab Motivation, weiter an der Börse zu bleiben. Seitdem die Aktie seitwärts geht, hab ich immer mal günstig nachgekauft.

Seit etwa 2 Jahren nutze ich DeGiro und habe darüber bei geringen Transaktionskosten auch einige amerikanische Aktien (Verizon, United Health, BAT, 3M, Stryker etc) gekauft und freue mich an den Quartalsdividenden.

Oben hatte ich nicht mein gesamtes Depot aufgelistet, sondern nur die Extremfälle. Vieles läuft mittelmäßig bis gut, ein paar Verdoppler bis Vervierfacher sind dabei. Aber neben den Genannten habe ich früher noch einige andere heiße Tipps aus Foren gekauft, die teilweise ziemlich runtergegangen sind, z.b. Vectron und Bet at home, daraus ziehe ich meine Lehren, dass Hypes  bzw. gepushte Aktien vielleicht doch nicht für buy and hold geeignet sind.

Von denen von Ihnen genannten Aktien steht Danaher auch schon auf der Wunschliste. Die Aktie wird ja gern verglichen mit Berkshire, von denen ich auch einige besitze. SAP hab ich auch öfters überlegt. Bei McDonalds bin ich skeptisch, da der Trend zu gesunder Ernährung geht und eine Expansion in alle Länder der Erde vermutlich bald abgeschlossen ist. Die anderen werde ich mir mal in Ruhe anschauen.

 

 

 

Interessant, dass Sie Danaher auch auf der Liste haben. Hört man selten, kaum einer kennt die. Ich beobachte die seit 15 Jahren und IMMER waren die mir zu teuer und immer unter 1% Dividende. Ein Fehler, und das zeigt, dass gute Aktien niemals billig zu haben sind. Für mich ein "persönliches Mahnmal", dort nicht längst zugegriffen zu haben. Ich glaube, das ist einer der TOP performer der letzten 30 Jahre und zeigt, dass die Gewinner von gestern oft auch die Gewinner von morgen sind.

Dass die mit Berkshire verglichen werden wusst ich nicht....zumindest vom Außenauftritt der Firmengründer der totale Gegenentwurf. Die Brüder Rales, ich glaub von denen gibts das letzte Foto wie die überhaupt aussehen von vor 30 Jahren. Für Interessierte:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/danaher-scheue-renditekoenige-aus-maryland-a-301331.html

 

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