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Blutiger Frugalanfänger

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Hallo zusammen,

 

auch ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Stephan und ich bin mit dem frugalistischen Gedanken erst seit Kurzem vertraut (5-6 Monate). Ich wohne in einer schönen Stadt am Rhein in einer Mietwohnung und bin 31 Jahre alt. Derzeit habe ich sehr viel Zeit für meine Planung investiert, die Zahlen sind zeitbedingt noch nicht sehr groß, aber ich möchte ich trotzdem teilhaben lassen, vielleicht habt ihr noch wertvolle Tipps für mich.

Finanzielle Situation:

Auf der Haben-Seite sind momentan 18.000 €, welche ich komplett in ETFs investiert habe. Dabei habe ich mich am Kommer-Portfolio orientiert und habe aufgrund meines "jungen" Alters eine Aufteilung von 90% Aktien und 10% Anleihen gewählt. Im ETF-Portfolio befinden sich ein Emerging Markets ETF (25%), ein Pacific ex Japan ETF (5%), ein MSCI World (15%) und ein EUROSTOXX 50 (10%). Zusätzlich habe ich in 4 Faktoren zu jeweils 15% investiert: MSCI World Quality, MSCI World Value, MSCI World Small Cap und MSCI World Multifactor. Bezüglich Anleihen investiere ich in ein Government Bond Europa. Mein derzeitiges Depot läuft über Trade Republic.

 

Diesbezüglich hätte auch direkt eine Frage. Mein Portfolio habe ich auf einer externen Seite nachgebaut und stelle fest, dass die Zahlen in Trade Republic signifikant kleiner sind. (4% statt 8%). Liegt dies am Spread? Der einzige Unterschied ist der Zeitpunkt am selbigen Tag der ETFs. Gibt es mit TR negative Erfahrungen oder ist das einfach ein wenig Pech?

 

Meine Fixkosten belaufen sich derzeit auf ca. 1100 € pro Monat. (Hier ist neben bereits vielen getroffenen Einsparungen ein großer Posten durch Ernährung gegeben, da ich mir den Luxus regelmäßig auswärts essen zu gehen, behalten möchte.)

Meine Sparrate beträgt 1200 € / Monat und mein Plan oder besser gesagt meine Hoffnung ist es, in den nächsten 10 - 15+x Jahren, je nach Marktgegebenheit, nicht mehr arbeiten zu müssen und viel Zeit für meine zukünftigen Kinder zu haben. Ich lege mich gerade sehr ins Zeug, um eine Beförderung innerhalb der nächsten 2-3 Jahre zu erreichen und meine Sparrate zu erhöhen. Zusätzlich habe ich noch eine alte Lebensversicherung mit versprochenem 3% Rechnungszins in einer Höhe von 800 € / Jahr, welche aber erst im Jahr 2056 mit ca. 60.000 + Überschuss fällig wird. Das Ziel sind die magischen 500.000 + x, sodass ich nach der 4 % - Regel (oder getunt durch CAPE) oder eine bis dahin neu erfundene Regel/Anlage etc. genug Geld zum Leben hätte. Hier rechne ich mit 4% von 500.000 = 20.000 und Steuern < 25%, sodass mir etwa 1500 pro Monat netto bleiben. Anschließend plane ich einen Midi-Job, der mir Freude bereitet, anderen Menschen hilft und nicht sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und vielleicht 600-800 € im Monat einbringt (positiver Nebeneffekt: GKV).

 

Ich würde sagen, so viel erstmal zu mir. Wenn ihr mir Ratschläge geben möchtet oder einfach Fragen habt, freue ich mich über jede Antwort 🙂

Hi Stephank,

schön dass du hierher gefunden hast. Du machst ja vieles richtig (was ist überhaupt richtig oder falsch)
...sprich: Du konsumierst bewusst, hast eine beträchtliche Sparquote, investierst weiter in dein Humankapital und strebst ein höheres Einkommen an und hast dich schon mit den Anlagemöglichkeiten beschäftigt und begonnen zu sparen. Nicht vergessen eine Liquiditätsreserve der üblichen 3 Monatsgehälter vorzuhalten, falls nicht schon vorhanden.

Alles andere -was das Leben bringt und wie sich Ansichten und Bedürfnisse verändern - wird sich zeigen und du kannst dich dann anpassen. Finde es erfrischend wenn Jüngere den Grundgedanken des Frugalismus hier mehr thematisieren. Vor allem weil bei den >45 Jährigen oft der Eindruck entstehen könnte es wäre für eine gewisse Lebensphilosophie zwingend viel Kapital und Gehalt nötig. Dem ist sicher nicht so und mit Midijobs oder auch einem 2. Neustart ist vieles möglich abseits des Regelerwerbseinkommen. Jüngere sind in den Gedanken hier frischer und wilder. 5-6 Jahre vor einem komfortablen Ziel wird man aber nur selten den Tanker zum kompletten Umsteuern bringen.

Vielen Dank für deine Antwort.

 

Die philosophische Frage nach richtig oder falsch selbst kann gewiss ganze Foren füllen. Aber ich für mich meine erkannt zu haben, dass ich sehr gerne arbeite oder Projekte in Angriff nehme, wenn ich sie nicht des Geldes wegen machen muss, sondern weil ich sie machen möchte oder weil ich jemandem damit helfen kann. Das ist auch nichts neues (intrinsische Motivation vs. extrinsische Motivation). Die derzeitige Motivation bei meinem Arbeitgeber ist allerdings zu einem sehr großen Teil extrinsisch. Ich könnte mir vorstellen, dort mit wesentlich weniger Stunden (<50%) zu arbeiten, um genug Zeiten zu haben, an denen ich nicht arbeiten muss, aber durchaus kann. Ich würde vermutlich nicht wenige Überstunden machen und mich dabei sehr wohl fühlen.

Bei meinem Girokonto achte ich darauf, dass dort immer 10.000 + x € sind, sodass ich im Notfall etwas zur Hand habe. Wenn sich dort 16.000 ansammeln investiere ich  5000 außersparplanmäßig. Momentan beläuft sich das Gesamtvermögen auf knapp 30.000, da ich mit 31 doch recht spät angefangen habe. Mal sehen, ob das Ziel 41-45 machbar ist.

 

Viele Grüße

Stefan

 

Zitat von stephank am 17. September 2020, 13:30 Uhr

 

Bei meinem Girokonto achte ich darauf, dass dort immer 10.000 + x € sind, sodass ich im Notfall etwas zur Hand habe. Wenn sich dort 16.000 ansammeln investiere ich  5000 außersparplanmäßig.

 

So viel würde ich nicht auf dem Girokonto halten. Das wäre mir zu riskant, dass das jemand abräumt. Ich habe zB bei meiner Bank die Depots mit Verrechnungskonten vollständig separat. Auf denen lagert immer Notfall-Geld. Wenn ich das brauche, überweise ich das auf mein Girokonto und nach ca. 2 Stunden kann ich über das Geld verfügen.

Da hast du natürlich recht. Das ist schon auf dem Weg 🙂

Hat jemand eventuell positive oder negative Erfahrung mit Trade Republic gemacht? Kenne mich mit den Anbietern nicht so aus und frage mich, weshalb der Wert von Seiten wie justetf oder extraetf (falls man diese hier nennen darf) so stark abweicht?

Das Thema macht mir mehr und mehr Spaß. Ich ertappe mich, wie ich hin und wieder Rechnungen anstelle und motivierter auf der Arbeit bin, um mein Einkommen zu steigern. Ob das der richtige Bewegungsgrund ist, sei dahingestellt.

Zitat von stephank am 19. September 2020, 22:23 Uhr

Das Thema macht mir mehr und mehr Spaß. Ich ertappe mich, wie ich hin und wieder Rechnungen anstelle und motivierter auf der Arbeit bin, um mein Einkommen zu steigern. Ob das der richtige Bewegungsgrund ist, sei dahingestellt.

Ich kenne den Effekt und versuche stattdessen meine Arbeitskraft, meine Skills, Erfahrung und Vernetzung wie ein Asset im Depot zu sehn. Das lässt sich zwar monetär  schwer messen, hat mir aber eine seit Jahren anhaltende höhere Motivation gebracht. Und in einem Fall sogar zu einem vorteilhaften Jobwechsel geführt, den ich sonst nicht gewagt hätte.

So ähnlich fange ich auch an das zu sehen. Diesen Wandel finde ich sehr spannend.

 

Aus meiner Perspektive, die weder allgemein gültig noch für mich stimmen muss, ist ein Arbeiten ohne einen zwingenden finanziellen Aspekt eine wahre Wunschvorstellung. Ich habe keineswegs vor mir 45 schlagartig generell mit der Arbeit aufzuhören. Und ich werde sicher das ein oder andere Projekt mit einer 60h-80h Woche finden, aber dann mache ich es aus Überzeugung, Neugierde oder Interesse. Ob das Projekt im Anschluss Profit abwirft, ist einfach nebensächlich. In der momentanen Situation ist dies nicht leistbar.

 

Ich arbeite nun die nächsten 3-4 Jahre auf eine Beförderung hin und sollte diese mir, aus welchen Gründen auch immer, verwehrt bleiben, so werde ich weiterziehen müssen. Hier glaube ich, dass ich dies auch ohne die Unabhängigkeit im Hinterkopf so handhaben würde.

 

 

Zitat von stephank am 19. September 2020, 22:23 Uhr

Hat jemand eventuell positive oder negative Erfahrung mit Trade Republic gemacht? Kenne mich mit den Anbietern nicht so aus und frage mich, weshalb der Wert von Seiten wie justetf oder extraetf (falls man diese hier nennen darf) so stark abweicht?

Welchen Wert meinst Du?

Hier meine ich den Wert des Portfolios. Ich habe mir bei jusetf meinen Sparplan nachgebaut und dort ist mittlerweile 50 € mehr im Depot, als in Trade Republic.

Hallo zusammen,

 

ein kurzes Update von meiner Seite. Meine Sparrate habe ich auf 2000 € erhöht, die Ausgaben auf knapp unter 1000 € drücken können. Mein Depot beläuft sich momentan auf 23.000 €. Das "wenige" Ausgeben fühlt sich für mich gar nicht einschränkend ein. Natürlich unterstützt durch Corona, aber ich glaube, dass ich generell ein genügsamer Mensch bin, der nicht viel Geld zum leben benötigt (stand jetzt ohne Kinder). An der Aufteilung der ETFs halte ich fest.

 

Am Plan hat sich nichts groß verändert. Ich spiele etwas mit dem Gedanken bei 300.000-400.000 in Teilzeit zu gehen und zwar so, dass ich noch 300-400€ im Monat beiseite legen kann, bis meine Grenze von 500.000 überschritten ist. Ich merke, dass mir die Arbeit an sich wenig Spaß bereitet, wenn ich sie machen muss, daher die Gedanken früher weniger zu machen. Arbeiten rein aus Freude an der Sache finde ich überaus erfüllend. Hier halte ich es also etwas mit Oliver das Ganze als Spektrum zu interpretieren. Wenn es die nächsten Jahre am Kapitalmarkt nur bergauf gehen sollte, würde ich allerdings einen Sicherheitspuffer in die 500.00 einplanen, falls relativ zeitnah eine Korrektur stattfinden sollte.

Hallo Stephank,

Glückwunsch, du hast ein Ziel und das ist sehr positiv.

Wenn ich deinen Beitrag lese, dann könnte ich es als „Gipfelwanderung“  bezeichnen.

Wie bei jeder Wanderung zu einem Gipfel geht es bergauf, bergab bevor man hoffentlich ohne Unfall den Gipfel als „Ziel“ erreicht.

Nun zur Analyse:

Du bist 31 Jahre alt und wenn du vielleicht ab 60 in Ruhestand/Teilzeit gehen willst sind das immerhin 29 Jahre, in denen sich deine Zielvorstellungen erfüllen können.

Ich bin wesentlich älter als du und habe 1987 begonnen an der Börse zu investieren.
Jetzt sind es 33 Jahre „Kampf“ an der Börse.

Nachfolgend einige Erfahrungen:

Asset Allokation (Aufteilung des Vermögens nach Anlageklassen) ► Nicht alle Eier in einem Korb (Anm. streuen über verschiedene Anlageklassen, bevorzugt in Anlageklassen mit einer negative Korrelation zueinander).

Wenn dir die Kosten nicht zu hoch sind, hole Rat wegen Asset Allokation bei einem unabhängigen Berater, und ich betone das Wort unabhängig, also nicht durch deine Depotbank!

Die Börse ist keine Gewinnmaschine!!!

Also zuerst über das Risiko und dann über die Belohnung nachdenken!

Gegen Risiken kann man sich versichern. Ich persönlich habe für das Risiko „Unfall“ eine Risikoversicherung bei einem Versicherungsunternehmen.

Wichtig, auch an der Börse kann man sich gegen Risiken versichern. Hole dir dazu Rat von einem guten Finanzberater.

Und zum Schluss: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie, dass es auch in Zukunft so wird.

Ich fasse zusammen:

Gehen Sie Ihren eigenen Weg.

Für ihre Vermögensverwaltung wünsche ich Ihnen dass sie ähnlich wie als Dirigent eines Orchesters die passende Melodie, den Rhythmus und die geeigneten Instrumente für den passenden Klang finden.

Aufpassen sollte man vor allem dann, wenn falsche Töne beim Orchester erklingen. Dann ist es wichtig wer spielt falsch.

Das sind ja wirklich alles bahnbrechende Erkenntnisse!

Nicht alle Eier in einen Korb. Soso, da muß ich erstmal drüber nachdenken. Sehr schlau.

Hole dir Rat von einem Finanzberater ==> hast du da einen Tipp? Du vielleicht?

Lieber Privatier, entschuldigen sie bitte, wenn ich auf  ihre Anspielungen nicht antworte. Sie sollten einmal darüber nachdenken, was sie schreiben!

Bis 60 hatte ich gar nicht vor zu Vollzeit zu arbeiten. Die Diversifikation über ETFs sollten die Eier bereits in verschiedene Körbe verteilen. Hier sollte ich eventuell die Anbieter der ETFs streuen, aber das kann ich gerne beim nächsten Rebalancing vornehmen.

Mein Plan sieht folgendermaßen aus: 24k jährlich wird gespart. Hier unterstelle ich keine Erhöhungen der Einnahmen, damit ich von diesen in der Planung unabhängig bleibe. Zudem unterstelle ich und hier liegt vermutlich das große Problem, eine durchschnittliche jährliche Rendite von 4% nach Inflation vor Steuern. Ob diese so eintrifft bzw. ob diese Annahme gerechtfertigt ist, weiß weder ich noch sonst jemand, aber ich finde 4% klingt für mich nicht unerreichbar.

Dies führt zu 24000*(1,04^(1+n)-1)/0,04 € Vermögen in n Jahren. Setze ich dies mit meinem Ziel, den 500.000 € gleich, so wäre es in 15 Jahren erreicht. Bei 3% Rendite dauert es 16 Jahre, bei 5% Rendite 14 Jahre und bei 2% 17 Jahre (jeweils aufgerundet auf volle Jahre), sodass ich von der tatsächlichen Höhe der Rendite gar nicht so abhängig bin.

Mein Ziel lautet also derzeit mit spätestens 45 Jahren meine Stunden soweit zu reduzieren, dass ich davon leben kann, ohne groß Rücklagen zu bilden.

Währenddessen versuche ich dennoch das Einkommen zu vergrößern um die Zeit zu verkürzen.

Guter Plan, aber bitte vergessen sie nicht die Inflation. Während eines so langen Zeitraums kann es zu Inflation kommen in welcher Größenordnung ist unbekannt.

Aber es gibt noch eine andere Gefahr, die Sie berücksichtigen sollten!

Deflation, darüber denkt momentan niemand nach. Keiner hat sie auf dem Radar. Unmöglich, nein alles ist möglich. Nur informieren sie sich bitte selbst wie Aktien sich in einer Deflationsphase verhalten! Stichwort Japan ab 1990.

Keine Anlageberatung, sehr wichtig!

Zitat von KFEB am 22. Januar 2021, 16:52 Uhr

Lieber Privatier, entschuldigen sie bitte, wenn ich auf  ihre Anspielungen nicht antworte. Sie sollten einmal darüber nachdenken, was sie schreiben!

Das war eine ernstgemeinte Frage, @kfeb

Mich würde interessieren, ob Sie hier auf "Kundenfang" sind?

Nein überhaupt nicht!

ok, ich war nämlich fest davon überzeugt. Dann bin ich entspannt und lege mich wieder hin.

Ich habe soeben in der Vorstellungsrunde -  erzähl uns deine Geschichte  eine Aktualisierung vorgenommen.

Daraus werden Sie sehen, dass ich überhaupt keine Absicht habe, jemand zu beraten oder irgendwie zu beeinflussen.

Sie sind ja noch ein "Jungspund" und meine Lebenserfahrung zu ihrer ist natürlich eine andere, weil ich auch andere Zeiten (Krisen!) erlebt habe, vor denen Sie hoffentlich in ihrem langen Leben verschont werden!

Zitat von stephank am 22. Januar 2021, 10:23 Uhr

Am Plan hat sich nichts groß verändert. Ich spiele etwas mit dem Gedanken bei 300.000-400.000 in Teilzeit zu gehen und zwar so, dass ich noch 300-400€ im Monat beiseite legen kann, bis meine Grenze von 500.000 überschritten ist.

Hier halte ich es also etwas mit Oliver das Ganze als Spektrum zu interpretieren. Wenn es die nächsten Jahre am Kapitalmarkt nur bergauf gehen sollte, würde ich allerdings einen Sicherheitspuffer in die 500.00 einplanen, falls relativ zeitnah eine Korrektur stattfinden sollte.

Gute Gedanken. Wir sind da sehr ähnlich aufgestellt 🙂

Darf ich trotzdem fragen, wie du es geschafft hast, deine Sparrate um 800 € zu erhöhen, während deine Ausgaben von vorher 1100 auf unter 1000 € gesunken sind?

 

Liebe Grüße

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