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Bin ich ein Frugalist im engeren Sinne? Nein.

Hallo zusammen,

es mussten 49 Jahre vergehen, bis ich begriff, dass in meinem Leben etwas gehörig schief läuft, der Luxus mich nicht satt machte und ich satt vom Luxus wurde. Nach Ausbildung, Wiwi-Studium und anderen Bildungsbomben lebte ich so, wie man so "lebt", mehr Gehalt = mehr Konsum, Teufel Teufel! 2017 kam dann, ohne dass ich vom frugalen Leben je etwas hörte, die Erkenntnis, dass mich der ganze Luxus-Bums nicht für 50 Cent glücklicher machte. Ich entsagte dem Autowahn der Größe (Firmen-Pkw) und entschied mich für eine fernöstliches Hybrid-Modell, das genauso vorwärts, rückwärts, links und rechts fahren kann, welch eine Feststellung! Meine beruflichen Kollegen und Freunde fanden es nicht lustig, dass ich begann, über solch komische Dinge nachzudenken, aber sie wachsen in ihrer Einsicht, vielleicht bekommt der Eine oder gar der Andere dadurch einen Denkanstoß, oh nein! 😉

Das Haus in guter Wohnlage wurde vermietet und gegen eine günstige und kleinere aber sicher nicht frugale Wohnung in der Nähe Hamburgs eingetauscht, mein anderes Haus wird kostenlos von meiner Mutter bewohnt, solange sie das noch kann (mein Beitrag zum guten Zweck), bezahlt ist das eine Haus 2020 und das Andere 2021. Mitte 2017 besaß ich Konsumindianer noch round about 120k Schulden (Immobilien sind nicht eingerechnet), jetzt in 2019 besitze ich per August etwa die gleiche Summe als Vermögen (Aktien, ETF, Fonds, Geld), ohne dass ich das Gefühl habe, mir würde es an etwas fehlen (Komfort kann arg teuer sein, finanzieller Unbedarf auch), der finanzielle Stock wächst fleißig. Nun bin ich sicher nicht die hellste Lampe im Tanzsaal, aber ich würde doch eine Empfehlung an viele Einkommensgewinner aussprechen mögen: Hinterfragt euer Konsumverhalten ehrlich. Seid ihr glücklich? Weitermachen, wenn nicht, dann ändert etwas, denn der Preis ist heiß.

 

 

Richtig cool, dass du so eine "Wende" geschafft hast.

Willkommen =)

Bei uns gibt´s viele Light-Frugalisten (me too), die nicht ganz so sparsam sind wie Oli, aber trotzdem einen bewußten Konsum pflegen. Bist also genau richtig hier.

Hallo Ralf, ich bin noch ein paar Lenze älter, aber auch ich bin erst 2016 auf den Trichter gekommen. Bei mir wars zwar nicht ganz so extrem aber ich habe auch alles hinterfragt und dann immer mehr geändert. Irgendwann mittendrin bin ich dann auf den Frugalismus gestoßen...

ich finde den Austausch hier echt prima, habe noch eine Menge gelernt und es ist hier wirklich sehr inspirierend. 😉👍

Vielen Dank für die warmen Worte 🙂 Wie stark jemand den Sparstrumpf füllt, entscheidet jeder für sich selbst, denn es geht ja ums Glücklichsein und die persönliche Lebensplanung. Die Gedanken hier finde ich spannend und teilweise für mich hilfreich. 🙂

Hallo ralf68, wenn der Name Programm ist bin ich mit ralf67 dicht an dir dran. Bei mir kam die Erkenntnis auch relativ spät das es außer Konsum (bei mir war es eher das teure Hobby) und (zu) hohem Lebensstil noch andere (mir jetzt wichtigere) Dinge gibt. Wir sind über die Öko-Schiene zum Minimalismus und letztendlich damit auch ein kleines Stück zum frugalen Lebensstil gekommen. Eigentlich sparen wir nicht wirklich, aber wenn man z.B. gute Lebensmittel regional mit Aufpreis kauft und dann statt Essen gehen selbst kocht und daran Freude hat, ist es im Endeffekt doch günstiger und die Sparrate steigt. Wir geben auch gerne mehr Geld aus, wenn es sich am Ende in einer Ersparnis wiederspiegelt (z.B. unsere Solaranlage). Im Endeffekt sind wir der Meinung durch die Reduzierung aufs wesentliche einen besseren Freundeskreis gewonnen zu haben und auch zufriedener zu sein. Wir müssen nicht mehr hinter all den In-Sachen herhecheln, und uns dann auch noch drum kümmern.

Wie schafft man es von 120k Konsumschulden auf 120k Bankvermögen in 2 Jahren?

Moeglich ist vieles. Auch wenn mich das auch etwas wundert, setzt es doch sehr hohe Einnahmen von 250k+ brutto, was selbst fuer WiWi sehr hoch ist, oder Glueck in der Zockerrei vorraus. Wir sind von -25k auf +200k in zweieinhalb Jahren gekommen. Und seit wir eine eigene Immobilie haben geht es umso schneller.

Ich goenne ihm den Erfolg und diesen Lebenswandel. Weiter so!

„Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man nur noch an Geld.“ Jean Paul Getty

@ Energiefuchs  Offensichtlich führst Du das Lebensrennen mit einem Jahr Vorsprung an. 😉

@Paul74 + Tim    Vielen Dank.

Sowohl mein Brutto- wie auch Nettoeinkommen sind in der Tat recht sportlich, resultierend aus meiner Tätigkeit als Geschäftsführender Gesellschafter (100%) einer beschaulichen GmbH und meinem 450,- Job (ich nenne ihn den Rentenbeitragsjahr-Beschicker und -Saver für eingezahlte Beiträge, denn wer weiß, was sich die Politik in Zukunft noch Interessantes ausdenken wird). Wenn man dann, immer ohne Immobilien und andere Besitztümer betrachtet, die ja eine Ansparleistung in der Vergangenheit darstellen, seine Konsumquote von 105% auf 20-25% herunterschraubt, kommen bei überdurchschnittlichen Verdienern beträchtliche Summen zusammen. Ich pflege nur das aktuelle Einnahmen/Ausgaben-Verhältnis zu betrachten, und wenn ich in meinem Anfangsbeitrag von 120k Schulden sprach, habe ich das nicht als Gesamtbetrachtung meiner Vermögenswerte gemeint (welche ich aber alle selbst aufgebaut habe, denn ich komme aus einer Handwerkerfamilie mit vielen Kindern, da waren die Beigaben vom Elternhaus eher soziale Kompetenzen, die ich sehr wohl gern angenommen habe und dankbar dafür bin).

Die Kernaussage ist, dass ich ohne auch nur im Ansatz einen Mangel zu spüren, weit unter meinen finanziellen Möglichkeiten zu leben gelernt habe, was befreiend sein kann und bei mir auch ist. Das Mädel meiner Träume, in Fachkreisen auch Ehefrau genannt, kann meinen Gedanken so gar nicht beiwohnen, sie verknattert ihren Steuerklasse 5 Nettolohn aus einer Teilzeitbeschäftigung zu 90%. Das ist absolut ok, denn es ist ihre Entscheidung und ich laufe auch nicht mit dem Sparsamkeits-Wachturm von Haustür zu Haustür. 😉

Hi Ralf68

bin gerade auf deine alte Vorstellung gestoßen. Gibt es ein Update bei dir? Vermietest du das Haus weiter? Wie sind die beruflichen Pläne?

Danke und Grüße!

Hi Muslime—Frugi,

derzeit vermiete ich das eine Haus weiter, das im nächsten Monat abbezahlt sein wird, im anderen Haus wohnt derzeit  erfreulicherweise noch meine Mutter, der ein langes und gesundes eigenständiges Leben vergönnt sein soll, ferner kaufe ich die nächsten Monate noch eine relativ neue Wohnung, die erstmal vermietet werden soll, rein aus Barreserven finanziert (ja, ich sollte es besser wissen, das ist kaufmännisch nicht das Klügste, aber als alter Niedersachse aus dem Ländlichen sind mir manche Hebel mit 53 emotional suspekt).

Meine Sparquote liegt bei rund 83% plus einer recht ordentlichen privaten Altersvorsorge, aber auch ich kann bei einem sechsstelligen Netto leicht prahlen, mehr Respekt besitze ich vor dem durchschnittlichen Einkommensbezieher, der 30% und mehr zur Seite packt, das ist einfach eine sehr gute Leistung und ein Zeichen von Willen und Selbstdisziplin. 😊👌

 

Hallo Ralf68

...und danke für deine Antwort. Ab etwa Mitte 50 und einem gewissen Vermögen plus einer stabilen AV ist es tatsächlich egal in welchen Assetklassen das Geld angelegt ist.

Die private und betriebliche AV dürfte ja bei dir auch bereits ab 60 möglich sein.

Habe selbst ja auch ein Ungleichgewicht in Immobilien und möchte langfristig nur noch eine Immobilie zur Selbstnutzung behalten.

Wie lange planst du zu arbeiten? Möchtest du überhaupt wieder in das Haus zurückziehen? Wie denkt deine Frau darüber.

Das mit der Sparquote und dem recht einfachen Vermögensaufbau ist schon richtig. Bei mir sind es aus dem bereinigten Nettoeinkommen (Einkommen+Mieten-Schulden) etwa 70%.

Alles Gute weiterhin!

Hallo ralf68,

sollte deine Zahl deinen Jahrgang bedeuten, sind wir ja ziemlich gleich jung 🙂 .

Finde dein Einkommen sehr beachtlich. Vor allem deine Sparrate mit 83% plus zollt Respekt, unabhängig von deinem sehr hohem Nettoeinkommen. Ich kenne nur wenige mit ähnlichem Einkommen, aber ich würde mal annehmen, die wenigsten kommen auf über 30%. Manche kaufen sich Oldtimer, die anderen Segelyachten, teure Urlaube etc. etc. das Geld ist "anstrengend verdient" und es muss als "eigene Belohnung" rausgehauen werden.

Dein Einkommen dürfte somit ca. das doppelt an Meinem sein. Deine mtl. Ausgaben ziemlich ähnlich und meine Sparrate prozentual die Hälfte 😉 .

Toll finde ich deinen Respekt von denjenigen, die "nur" 30% Sparrate als Durchschnittsverdiener aufbringen. Finde ich genauso. Vor Covid war die Sparrate in Germany - hab ich mal gelesen bei ca. 10-12% und während der Covidzeit nun etwas höher bei ca. 15-17%. Jeder sollte nach seinen Möglichkeiten Vermögensaufbau betreiben, ob nun Immolastig oder anderweitig, wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Wir als Frugalisten sind einfach eine Minderheit, so zumindest in meinem Umfeld.

Wenn du dich bei den Immos gut aufgehoben fühlst - deine Planung nach eine weitere ETW - bin ich ebenfalls ähnlich gestrickt. Gibt halt nicht unbedingt die Rendite, aber schont die Nerven. Ich fange parallel nun erst an, zusätzlich und langsam mein Vermögen mit Aktien aufzubauen. Behalte mir aber cash für einen crash vor. Ich trau den gegenwärtigen Kursen zwar noch einiges zu, aber irgendwann könnte es mal wieder deutlich rückwärts gehen und dafür möchte ich gewappnet sein.

Ich besitze ein eigenes Häuschen, und noch ein halbes Häuschen, in dem meine Mutter lebt und alle Ausgaben begleicht. Ich hoffe, sie hat noch viele, viele glückliche Jahre darin - das ist bei meiner Betrachtung einfach ein Add-on und kalkuliere ich nicht großartig ein.

In diesem Sinne - weiter so - und hoffentlich erfüllst du dir bei deinem Einkommen auch alle "kleinen und erfreulichen Bedürfnisse". Das Leben muss gelebt werden und ist auch endlich - und Sparrate ist nicht alles.

Viele Grüße aus dem Bayern

Hallo Muslime_Frugi,

die betrieblichen Altersvorsorgen sind ab 62, 63,64 und 65 geplant. Das habe ich damals so gemacht, da sie neben der Verrentung auch als Einmalzahlung ausgeschüttet werden können, und dann möchte man eher nicht den ganzen Schwung in einem Steuerjahr erhalten. 😉                  In der Tat plane ersatzweise erwäge ich mich von der einen oder anderen oder gar beiden Immobilien zukünftig zu trennen, denn trotz der wertmäßigen Höhenflüge sehe ich persönlich spätestens in einer Dekade die demographische Entwicklung außerhalb der attraktiven Ballungsgebiete kritisch, aber das kann jeder für sich selbst entscheiden (die Sichtweise). Wir selbst wohnen sehr gern in einer mit Bäumen und Grünzeug geschwängerten Gegend vor den Toren Hamburgs zur Miete, ein Kauf läßt sich meines  Erachtens bei den derzeitigen Preisen im Verhältnis zur Miete kaum sinnvoll darstellen, auch das zukünftige Mieten halten wir für eine Option, wo und wann hängt vom weiteren beruflichen und privaten Werdegang ab.

Beim Ausstieg aus dem Berufsleben habe ich mir einen zeitlichen Korridor von 58 - 62  Jahren, je nach Lust und Laune, gesetzt, finanzielle Belange sollten planmäßig ab 2025 keine Bedeutung mehr haben (vermutlich auch jetzt eher weniger, aber man tickt wie man tickt).

Hallo frugal_bayer,

danke auch für deine Antwort. Wir gönnen uns was wir brauchen und uns wünschen, nur die Wünsche sind dem Gehalt kaum angepasst, deswegen mangelt es an keiner Sache. Mein „Oldtimer“ im übrigen ist mittlerweile 16 Jahre alt, vor fünf Jahren in einem nicht so guten Zustand gekauft und ihm ein wenig Zuwendung erfahren lassen. Jetzt können wir im Sommer mit sechs Zylindern durch die Pampa der Nordheide düsen, so wie die richtig wohlhabenden Menschen, oder die weniger wohlhabenden Menschen, die das tun um mit den Wohlhabenden mitzuhalten. Na klar, ein neuer Roadster macht schon mehr her, aber er kostet ein vielfaches mehr und außerdem befriedigt mich das „auf dicke Tasche machen“ nicht mehr. Hier ist es wie vermutlich an vielen Orten, dass die wirklich Reichen sehr diskret mit dem Zeigen ihres Wohlstands umgehen, eher einen Golf oder 1er-BMW fahren, also den Nerz nach innen tragen, während die aufstrebende Mittelklasse überwiegend ab E-Klasse aufwärts fährt (ich kenne deren Denkweise, war sogar mal Teil des Systems 😉 ), gönne jedem alles Glück der Welt, hoffe nur, dass die ganze Folklore nicht zu kräftig mit Krediten finanziert wird.