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Bezug zum Geld bzw. der Depotgröße

Hi,

kurz zu meiner FIRE Historie: Bin Anfang 2018 auf Mr. Money Mustache gestoßen und seitdem (bewusst) auf dem Weg Richtung finanzieller Freiheit, da ich zwar bereits "Sparer" war, jedoch durch MMM realisiert hab wie wenig an Kapital dazu benötigt wird (relativ zu den Millionenbeträgen die man in Laiendiskussionen zu dem Thema immer hört).

Bin Anfang 30, Anlagehorizont "für immer" mit konsequentem buy and hold und ca 90% Aktienquote (ETFs weltweit diversifiziert).

Worum es mir geht ist dass ich irgendwie keinen wirklichen Bezug zur Größe meines "Nesteggs" / der Größe meines Depots habe. Es handelt sich relativ zum letztlichen Ziel noch um keine gigantischen aber ordentlichen Betrag (€40.000). Obwohl ich alles selber angespart habe und darum weiß wie viel Arbeit ich da reingesteckt hab, fühlt es sich kein bisschen anders an als zu einem Zeitpunkt, an dem es nur halb so viel war. Und ich glaube dass sich auch 60, 80 und dann 100k nicht anders anfühlen werden.

Klar denk ich öfter mal etwas wie "cool ich könnte 2 Jahre einfach so frei nehmen ohne einen Cent in der Zeit verdienen zu müssen". Nur ist das nicht wirklich eine Option und darum auch nur ein netter Gedanke.

Es beruhigt gerade in Zeiten wie diesen zwar schon sehr zu wissen, dass man selbst mit dauerhaftem Kurzarbeitergeld oder ALG 1 aufgrund seiner Sparrquote seinen Lebensstabdard nicht senken müsste sondern einfach ne zeitlang nicht mehr so viel sparen könnte.

Aber zurück zu den Gedanken bzgl. Bezug zur Depotgröße. Kennt ihr das? Wie haltet ihr eure Motivation hoch, die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen? Wie verdeutlicht ihr euch euren Fortschritt?
Klar, Luxusprobleme in diesen Zeiten aber beschäftigt mich dennoch.

 

Selber Ziele machen. Für dich dann erst Mal die 50k, dann die 75k usw..

Und beim erreichen was schönes gönnen. Bei mir ist es dann einfach Mal Essen bestellen 🙂

Hi Mysterion,

Bin 10 Jahre älter als du, entsprechend länger dabei und kurz vorm "Ziel" bzw. schon da - je nach Rechnung. Ich kenne das Gefühl und es ist immer noch so. Das Depot hat eine Größe erreicht, bei der mein früheres Ich gesagt hätte: "WTF??!". Aber tatsächlich fühlt es sich nicht anders an, es ist bloss eine abstrakte Zahl, die zunächst nichts konkret am täglichen Leben ändert. Gewöhn dich dran, denn wenn du schon kein Gefühl dafür hast, dann kannst du wohl auch bei starken Schwankungen (wie aktuell) cool bleiben.

Ich sehe das ähnlich. Vermutlich ist der Grund dafür, dass das ganze ein schleichender Prozess ist (Geld wird selber angehäuft) statt einer einmaligen Überraschung (unerwartetes Erbe, Lottogewinn o.ä.). So merkt man wohl kaum, dass sich da etwas verändert weil man das Wachstum des Depots dauern mitbekommt.

Was ich bei mir jedoch merke, ist, dass sich immer mehr Geld im Depot bzw. sonstwo befindet, relativ gesehen zu meinem Jahreseinkommen bzw. somit auch zur Jahressparrate. Insofern merke ich, dass das angesparte Geld im Verhältnis zu dem, was ich durch Arbeit erhalte, immer mehr wird. Darum wird es wichtiger, dass es sinnvoll angelegt ist, also die Anfängerfehler gemacht sind bzw. die Anlagestrategie klar ist.

Aber über den absoluten Betrag, also ob da nun 3 oder 4 Kleinwagen oder 2 SUVs oder ne mittelgroße Wohnung im Depot liegen, ist mir auch nahezu egal, da ich ohnehin nicht plane, das Geld (auf Schlag) auszugeben.

Mir geht es genauso.Als am Anfang die Fortschritte (prozentual) noch größer waren, habe ich regelmäßig herum gerechnet wie viel Geld das tatsächlich ist und mehr oder weniger sinnvolle Vergleiche angestellt.

Mittlerweile habe ich eine Excel Tabelle (1 Seite) in der ich jährlich zum Jahresende meine aktuellen aktuellen Ausgaben und Gesamtvermögen notiere. In der letzten Zeile wird auch noch ein neues Jahresziel definiert.

Mir hilft es 😉

Bei mir geht ein Teil der Ersparnis ins Depot, ein anderer in den Wohnungskredit. Bei Letzterem tickt der negative Betrag also langsam gegen 0, was ich motivierender empfinde als das ziellos hoch tickende depot, ob wegen des klaren Ziels oder wegen der Aussicht, sich den Griffeln der Bank zu entwinden.  🙂

Zitat von Mysterion am 8. April 2020, 15:48 Uhr

Obwohl ich alles selber angespart habe und darum weiß wie viel Arbeit ich da reingesteckt hab, fühlt es sich kein bisschen anders an als zu einem Zeitpunkt, an dem es nur halb so viel war. Und ich glaube dass sich auch 60, 80 und dann 100k nicht anders anfühlen werden.

Das liegt daran, dass Geld keine Sicherheit bietet. Weder, dass Du ein sorgenfreies Leben führen kannst (hast dann halt andere Sorgen als der, der nicht weiß, wie er die Miete zahlen soll), noch kannst Du mit Geld Deinem Leben auch nur einen Tag hinzufügen. Du kannst kein Glück damit kaufen.

Zitat von Christine am 10. April 2020, 10:43 Uhr

Das liegt daran, dass Geld keine Sicherheit bietet. Weder, dass Du ein sorgenfreies Leben führen kannst (hast dann halt andere Sorgen als der, der nicht weiß, wie er die Miete zahlen soll), noch kannst Du mit Geld Deinem Leben auch nur einen Tag hinzufügen. Du kannst kein Glück damit kaufen.

Eh nein, das stimmt nicht. Arme Menschen sterben im Schnitt früher. Auch in Deutschland. Man kann mit Geld dem Leben nicht nur einen Tag hinzufügen, sondern im Mittel 11 Jahre -> Quelle https://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/lebenserwartung-deutschland-arm-und-reich

Laut einer aktuelleren Untersuchung vom RKI sind die zahlen nicht ganz so extrem, aber es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen Lebensalter und Einkommen. Einkommen entspricht zwar nicht exakt Vermögen, aber das sei mal außer Acht gelassen:

 Bei der Lebenserwartung ab Geburt beträgt die Differenz zwischen der niedrigsten und höchsten Einkommensgruppe für Frauen 4,4 Jahre und für Männer 8,6 Jahr Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/03_2019.html

Aber den Teil, dass eben vermögende Menschen dafür andere Sorgen haben, sehe ich genau so. Jeder hat Probleme.

Nein, ganz so einfach ist das nicht mit dem Geld und der Lebenserwartung. Ohne jetzt eine Quelle bieten zu können ist es vielmehr ein indirekter Faktor der sich letztlich auf das Bildungsniveau und die soziale Zugehörigkeit zurückführen lässt. Besser gebildete Menschen leben in Europa grob gesagt risikoärmer im Sinne von gesünder ernährt, schlanker, körperlich weniger risikoreiche Berufe, weniger Kinder, mehr Sport....und eben verdienen Menschen die besser ausgebildet sind auch besser. Das Geld ist also einer unter vielen Faktoren, aber eben kein Automatismus im alleinigen Sinne.

Zum Thema Geld und Gefühl. Ein Vermögen das langsam wächst führt zu einer gewissen Abstumpfung der Emotionen was daran liegt, dass dieser recht lang dauernde Prozess auch etwas Kraft fordert und das einer Euphorie entgegenwirkt.  Es ist eher wie ein Stolz-Gefühl, ohne Prahlerei. Gut, denn dann kommt man auf keine falschen Ideen. Der Porsche Spontankauf wird sozusagen vom Lotteriegewinn bezahlt und nicht vom Ergebnis jahrelangen Sparens. Der Lotteriegewinn kommt aber nie, da der Vernunftmensch nicht Lotto spielt. 🙂