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Beginner hofft auf erfahrene Floristen

Liebe Foristen,

ich bin 27 Jahre alt und nach meinem Studium seit diesem Jahr berufstätig. Nachdem ich mich bereits im Studium ein wenig am Aktienmarkt „ausprobiert“ habe, stellt sich nun die Frage, wie ich langfristig investieren möchte.

Da ich meinen Lebensstandard kaum anheben möchte, kann ich nun 1800€ zur Seite legen, mein Vermögen beträgt derzeit 16 000 Euro (Der Großteil nicht am Aktienmarkt investiert). Mir stellen sich nun zwei konkrete Fragen, bei denen ich auf die Erfahrung und Kompetenz von euch hoffe!

Frage 1:

Es stellt sich mir die Frage, wie ich meine Anlagen bezüglich risikoreichem/risikoarmen Teil gewichte. Meinem Risikobewusstsein würde eine 70/30-Gewichtung entsprechen. Nun weiß ich derzeit noch nicht, ob ich später in eine Immobilie investieren möchte. Ich kann mir eine selbstgenutzte/fremdgenutzte Immobilie durchaus vorstellen, vermutlich liegt der Zeitpunkt dafür jedoch nicht in der unmittelbaren Zukunft. Wäre es daher aus eurer Sicht sinnvoll, den risikoarmen Teil (Tagesgeld etc.) höher zu gewichten, um ein höheres verfügbares Eigenkapital anzusparen? Oder sollte ich dennoch den größeren Teil in ETFs anlegen?

Frage 2:

Aufteilung meines Aktiendepots. Hier bin ich ganz klar Typ „passives Investieren“. Ich werde daher ausschließlich in ETFs investieren. Ein weltweiter ETF wird hier oft als einfachste Möglichkeit propagiert. Ich würde jedoch gerne die europäischen Anteile höher gewichten und habe daher bisher einen S&P 500 sowie einen Euro Stoxx 600 zu gleichen Teilen bespart. Hinzu würde ich noch einen ETF Emerging Markets besparen (15% des ETF-Portfolio).

Ist diese Aufteilung aus eurer Sicht sinnvoll? Ich weiß, hier gehen die Meinungen auseinander. Den Vorteil meiner Aufteilung im Gegensatz zu einem weltweiten ETF sehe ich darin, den europäischen Anteil zu erhöhen auf Kosten der geringen Anteile von Japan etc., die in einem MSCI World abgebildet wären. Dennoch bin ich sehr gespannt auf Kritik, Zustimmung, Tipps usw.!

Der Text ist länger geworden als gedacht, ich freue mich dennoch sehr auf Antworten.

Euer Beginner

Anlageempfehlungen sind schwierig. Jeder ist da anders eingestellt. An sich weißt du nur im Nachhinein ob du mit der "sicheren" Strategie besser gefahren bist. Wer weiß wie sich die Inflation entwickelt, dann wäre das Tagesgeld auf lange Sicht eine "schlechte" Option. Steigen die Zinsen, sind deine alten Anleihen gleich mal weniger Wert. Mach dir selbst ein Bild, denn niemand wird dir sagen du musst so oder so investieren. Die einen hier im Forum raten dir sofort eine fremdfinanzierte Wohnung mit hohem Hebel zu kaufen, die anderen All-In Bitcoin und die anderen sagen monatlich Etf Besparung. Nichts ist wirklich richtig oder falsch.

Hallo @derbeginner,

erstmal Willkommen am Forum und Gratulation zu der hohen monatlichen Sparquote.

Nach verschiedenen alten Ansichten sagt man, dass man 2-3 Nettogehälter als Reserve halten sollte. Was darüber geht, kann längerfristig angelegt werden.
Allerdings scheiden sich auch hier die Geister. Das hängt m.E. immer von der persönlichen Situation und Neigung ab.

Und zu Deinen beiden Fragen....

Mir persönlich fällt hier eine Antwort schwer, denn Du schreibst zwar, dass Du 1.800 Euro zur Seite legen willst, in Frage 1 aber auch gleich einen möglichen Immobilienerwerb nicht ausschliessen möchtest.

Vielleicht solltest Du einmal in dich gehen und die Anlageziele genauer festlegen...

Das als kurzer Ratschlag.

Vielen Dank für Eure Antworten!

Ihr habt natürlich völlig Recht - am Ende muss man selbst entscheiden, welche Strategie die richtige ist. Und tatsächlich muss ich mich über meine Anlageziele noch klar werden. Das finde ich gar nicht so leicht, da ich natürlich noch nicht voraussagen kann, wie meine Situation in fünf oder zehn Jahren ist. Welche Erfahrungen habt ihr denn gemacht, gab es bei euch bereits den Punkt, an dem ihr auf bereits investiertes Vermögen angewiesen wart? Oft sagt man ja, dass man Geld dann investieren sollte, wenn man davon ausgeht, es mindestens die folgenden fünf Jahre nicht zu benötigen.

Herzlich willkommen!

Ist eine Menge Geld die Du sparen kannst. Das ist natürlich schon mal sehr gut. Und noch besser ist es, wenn Du langfristig daran fest hältst.

Zu Deiner Frage: Ich hatte niemals das Gefühl in meinem Leben, daß ich jetzt dringend an's Vermögen ran muß. Geld z.B. für ein neues altes Auto hab ich immer vom "Notgroschen" gezahlt. Und wenn ich zur Anzahlung einer Immobilie das Vermögen angezapft habe, so empfand ich den Zeitpunkt niemals als unpassend. In Zeiten hoher Volatilität bei hoher eigener Aktienquote kann das natürlich anders aussehen.

Kennst Du die Videos von Finanzfluss auf Youtube? Schau da mal rein. Die erklären gut, wie vernünftiges Anlegen in deinem Alter aussehen kann. Und es spricht natürlich nichts dagegen, sich dann weitere, eigene, Gedanken zu manchen. Ich z.B. bin Freund der 3-Speichen-Regel. Kannst du dir ja auch mal ansehen.

 

 

 

Zitat von DerBeginner am 2. September 2022, 18:51 Uhr

... Oft sagt man ja, dass man Geld dann investieren sollte, wenn man davon ausgeht, es mindestens die folgenden fünf Jahre nicht zu benötigen.

kommt darauf an ...

In inflationsfreien Zeiten ja

 

Zitat von DerBeginner am 2. September 2022, 18:51 Uhr

... Welche Erfahrungen habt ihr denn gemacht, gab es bei euch bereits den Punkt, an dem ihr auf bereits investiertes Vermögen angewiesen wart? Oft sagt man ja, dass man Geld dann investieren sollte, wenn man davon ausgeht, es mindestens die folgenden fünf Jahre nicht zu benötigen.

Nachdem Du fragst, schildere ich Dir mal kurz mein Prozedere vor 33 Jahren, als ich die Ausbildung begann....

Als erstes habe ich einen Bausparvertrag abgeschlossen, auf den meine VL eingingen. Zudem hatte ich damals so oder so vor, mir "irgenwann" ein Haus/Wohnung für meine Frau und Kinder zu kaufen. (habe nicht geheiratet und keine Kinder - Pläne laufen oft anders... 😉 )

Zusätzliche habe ich eine Sparplan auf einen Deka-Fonds (ich glaube Rendit-Deka -> deutsche festverzinsliche) abgeschlossen. Die Rendite war höher als auf einem normalen Sparbuch. Den habe ich monatlich bespart, bis ein gewisser Betrag (ich glaube, es waren dann 2 Nettogehälter nach der Ausbildung) beisammen war.
Den Fonds auf Deutsche Festverzinsliche habe ich gewählt, da ich Währungsrisiken vermeiden wollte.

Den vorher genannten Sparplan habe ich dann gestoppt und einen neuen gestartet (oder parallel?). Hier war es dann der Deka-Rent-Int. - also auf festverzinsliche aber International. Diesen habe ich ebenfalls eine Zeitlang bespart, bis ein Betrag (ehrlich gesagt weiss ich es nicht mehr genau, aber hier waren es dann ebenfalls so ca. 2 Nettogehälter, allerdings habe ich ja auch im Laufe der Jahre mehr verdient und somit stieg der Wert entsprechend).

Mit diesen ca. 4 Nettogehältern habe ich sozusagen meinen "Notgroschen" bespart und fühlte mich ganz wohl dabei. Falls ich, aus welchen Gründen auch immer, einen Betrag benötigen würde, konnte ich auf einen / beide der Fonds zugreifen.

Das monatliche Besparen der beiden Fonds habe ich dann eingestellt und die Gesamtsumme in den Ari-Deka (Aktienfonds) investiert. Denn bei Aktien hat man über die Gesamtlaufzeit eine bessere Performance.

Mit der Zeit habe ich mich dann auch mehr mit Aktien beschäftigt, eine zeitlang meine möglichen Trades auf einem Block notiert.... Als ich dann eine - für mich - ganz gute Performance bei meinen gewählten Titeln hatte, fasste ich den Entschluss und habe ein Depot eröffnet...

Natürlich kamen mit der Zeit mehr Erfahrung dazu und irgendwann habe ich mich dann hingesetzt, um die drei thesaurierenden Fonds einmal nachzurechnen.
Nachdem die Ausschüttungen ja nie über mein Girokonto liefen, habe ich die eigentlich gar nicht so beachtet.
Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich durch die hohen Ausgabeaufschläge eigentlich gar keine richtige Wertsteigerung hatte.

Also habe ich alle drei Fonds aufgelöst und das Geld anderweitig umgeschichtet.

Einen Teil davon habe ich anderweitig verwendet, als Antwort auf Deine Frage, ob jemand schon auf den Notgroschen zugreifen musste, allerdings weiss ich nicht mehr für was.

Dann kam eine Zeit, an der mich andere Dinge interessierten und die Prioritäten anders gesetzt waren. Die Börse interessierte mich nicht mehr so sehr und mein Depot war bei Null...
Einen Teil des Geldes habe ich schliesslich in die Finanzierung meiner selbstgenutzen Eigentumswohnung verwendet, der andere Teil wurde für bauliche Änderungen, Einbauküche und Mobiliar genommen.
Zudem habe ich mich erneut mehr mit Anlagen/Altersvorsorge usw. beschäftigt und ein neues Depot bei der ING eröffnet.

Hier gehen nun monatlich ein Betrag in diverse ETF-/Aktiensparpläne ein, die ich als absolutes Langfristinvestement betrachte. Zudem schiebe ich bei Bedarf und Empfinden diverse Beträge auf das Konto rüber - das ist mein "Spielgeld" (das habe ich in einem anderen Thread mal näher definiert) - wo ich verschiedene Trading-/Anlagesachen ausprobiere. Falls das Geld "weg" ist, dann ärgert es mich zwar - aber ich habe an Erfahrung gewonnen. Sozusagen mein "Lehrgeld".
Die "Langfrist-Investments" werden nicht angefasst.
Mein Depot ist sozusagen "zweigeteilt" (Langfrist/Spielgeld).
Dabei betrachte ich natürlich auch die verschiedenen Entwicklungen und wenn die Kurse bspw. gut sind, schiebe ich ggf. auch etwas von meinem "Spielgeld" ins Langfrist rüber...

Dies ist jetzt etwas ausführlicher "mein Gang" geworden um meine im vorherigen Post gestellte Frage auch mehr zu gewichten...
Was ist Dein Anlageziel?

Definiere erst einmal das Ziel. Wenn Du das in groben Zügen hast, kannst Du dir die Umsetzungsschritte dazu überlegen.
Und wie Du ja schreibst, entscheiden musst Du. Wenn Du bspw. erst den Notgroschen über  10k aufbauen und den schnell erreichen willst, dann kannst Du die 1,8k bspw. monatlich verwenden. Oder Du teilst die 1,8k in verschieden Klassen auf und sparst etwas länger auf die 10k, oder oder oder....

Darum gehe mal das Wochenende in dich, sondiere einmal mit was und wie Du dich "wohl fühlen" würdest und überleg Dir dann die Strategie dazu.

Das ganze Leben ist ein sich ändernder Prozess - und meistens kommt es anders, als man denkt. Mach also die ersten Schritte, halte an Ihnen fest und reflektiere laufend die Situationen. Anschliessend kannst Du die Anlage-/Sparentscheidungen entsprechend anpassen...

Entschuldigt das lange Geschwafel, aber sicher werden mir die meisten hier zustimmen.
Und es soll ja DerBeginner als Hinweis / Anregung dienen, seinen Weg zu definieren.

Hallo,

Du bist jung, hast eine hohe Sparquote und aktuell keine konkreten Pläne ==> ich würde mindestens 90% in Aktien investieren. Wenn sich deine Pläne irgendwann ändern, kannst du die Quote ja immer noch anpassen.

Zitat von DerBeginner am 2. September 2022, 18:51 Uhr

Welche Erfahrungen habt ihr denn gemacht, gab es bei euch bereits den Punkt, an dem ihr auf bereits investiertes Vermögen angewiesen wart?

Das war bei mir nie der Fall, aber das bedeutet für dich natürlich erstmal gar nichts. Das kann bei jedem ganz anders sein. Vielleicht hats du in 15 Jahren 4 Kinder und musst ein großes Haus abbezahlen?

Es gibt ein tolles Interview von Warren Buffet dazu:

Man steuert das Risiko mit Wissen, nicht mit Verhältnissen von 70/30 oder 60/40.

Meiner Ansicht nach machen solche Verhältnisse sowieso nur bei 1-Fond Lösungen Sinn z.B. Vanguard Life Strategy ETFs oder Arero-Fond. Solche Fonds brauchen nämlich ein konstant definiertes Schwankungsrisiko.

Du hast kein Wissen, also muss du risikoarme Anlagen wählen und/oder maximale Diversifikation (ein Msci World reicht nicht, da er nur Large Cap Growth Aktien abbildet) wählen.

Nun darf man "Wissen" nicht mit "Vermuten" oder "Hoffen" verwechseln. Ich wette auch, du siehst das mit dem Europa Anteil in einem Jahr wieder komplett anders.

Ein Immobilienplan spielt meiner Meinung nach keine Rolle für die Aktieninvestments.

Ich selber habe immer 10.000€ Cash, es spielt aber keine Rolle, man kann auch 1000€ haben oder 20.000€.

Wenn man's einfach halten will, die ganze Welt abdecken will, mit einer ein- bis drei ETF Lösung hier ein paar Infos:

https://www.youtube.com/watch?v=FFvcxq76k44

Finde es völlig OK so etwas in jungen Jahren ausschließlich zu besparen. Dazu braucht man sich kein Wissen aneignen und es erfordert keine Zeit. Viele mögen das.

Mein Weg ist ein anderer. Ich mag aktives investieren. Mit allen Vor- und Nachteilen.

 

Hi und herzlich Willkommen,

ich gehe vollständig mit Lotsoi.

- Ziel festlegen.

- Notgroschen fest machen.

- In der Zeit Bücher über Investieren lesen.

- Investieren.

 

Wer nicht weiß wohin er segeln möchte, für denjenigen ist jeder Wind falsch.

Oder auch: Ins Taxi einsteigen und dem Fahrer nicht zu sagen wohin er fahren soll wird schwierig/ teuer.

VLG

Hier ist ja schon viel gesagt, allerdings haben sich bisher nur Nicht-Floristen zu Wort gemeldet.

Oder ist Privatier vielleicht Florist?

Das hab ich ja ganz überlesen! Als erfahrenen Floristen kann, und will ich mich nicht ausgeben. Das wäre unredlich.....

Ich war zunächst auch enttäuscht, keine Tipps von Floristen zu bekommen, aber die der Foristen haben mir sehr weitergeholfen! Daher ein großes Dankeschön für die vielen Rückmeldungen. Die Quintessenz war, einen konkreten Plan zu entwickeln, der sich für mich richtig anfühlt. Ich werde einen hohen, für mich angemessenen Teil der Sparquote in die ETFs investieren und zunächst auch einen kleineren Teil auf das Tagesgeldkonto einzahlen. Zu gegebener Zeit überlege ich dann, ob ich die ETF-Sparquote erhöhe. Einen möglichen Immobilienkauf in der Zukunft schließe ich zunächst aus.

Wie @privatier geschrieben hat, in 15 Jahren kann alles ganz anders aussehen...

Zitat von Quant am 3. September 2022, 17:53 Uhr

 

Du hast kein Wissen, also muss du risikoarme Anlagen wählen und/oder maximale Diversifikation (ein Msci World reicht nicht, da er nur Large Cap Growth Aktien abbildet) wählen.

Wieso Growth? Das ist falsch.

Die Aussage, dass ein msci world pauschal nicht reicht/ nicht ausreichend diversifiziert sei, bei 85% des investierbaren Weltmarktes abgebildet, möchte ich so auch nicht stehenlassen.

Das kommt a) auf das investierte Kapital und b) auf die jeweiligen Ziele an.

Ich behaupte für einen großen Teil der privaten Anleger reicht ein msci world alleine eben doch aus.

Nun darf man "Wissen" nicht mit "Vermuten" oder "Hoffen" verwechseln. Ich wette auch, du siehst das mit dem Europa Anteil in einem Jahr wieder komplett anders.

Wissen hat in diesem Sinne doch niemand über Aktien. Nicht einmal der Vorstandsvorsitzende weiß wo die jeweilige Aktie in einem Jahr steht (und wenn er es wüsste dürfte es nicht verwerten, Insiderhandel).