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BAföG-Schulden hebeln oder auf einen Schlag zurückzahlen?

Mein erster Beitrag hier. 🙂

Über die Laufzeit meines MINT-Studiums haben sich 8.000 € brutto BAföG-Schulden angesammelt (Darlehns-Anteil), welche ich in etwas mehr als einem Jahr wieder zurückzahlen muss. Prinzipiell ist das kein Problem.

Es gibt zwei Varianten:

a) Rückzahlung auf einen Schlag mit einem Nachlass von 1000 €

b) Rückzahlung vierteljährlich in Höhe von jeweils 390 €, dann jedoch ohne Nachlass (Laufzeit also etwas mehr als 5 Jahre)

Zu Beginn meines Studiums war der Rabatt auf die Rückzahlung auf einen Schlag noch höher (2000 €), leider wurde der inzwischen ziemlich eingedampft. Nicht falsch verstehen, natürlich extrem cool, dass es so etwas überhaupt gibt.

Da ich jetzt aber auch schon seit mehr als 2 Jahren an der Börse brav in ETF's investiere, spiele ich mit den Gedanken, auf die 1000 € Nachlass zu verzichten und stattdessen die Schulden zu hebeln, indem ich das Geld (7000 €) ebenfalls investiere. Das Geld würde noch mindestens 12-15 Jahre angelegt bleiben, wodurch ich schon damit spekuliere, hier mittels des MSCI World ACWI + MACI World EM eine übliche Marktnettorendite von ~5 % erzielen zu können. Damit wäre ich nach 5 Jahren somit bei 8934 € und nach 15 Jahren theoretisch bei 14552,50 €.

Ich kann also länger vom Zinseszins profitieren, wenn ich monatlich tilge statt alles auf einen Schlag zu bezahlen - da ich eben die 7000€ investiere, statt diese zu "verlieren".

Natürlich sind die Renditen der Zukunft ungewiss, das ist mir bewusst. Da ich die monatlichen Raten problems stemmen kann, kann ich hier maximal 1000 € verlieren und ansonsten nur gewinnen, zumindest unter der Annahme das ich keinen Buchverlust realisieren werde.

Andererseits ist es natürlich schön schuldenfrei zu sein, schlecht schlafen tue ich wegen der relativ überschaubaren Summe aber trotzdem nicht.

Wie würdet Ihr es machen?

Vorab, ich halte nix von so einer Art zu hebeln. Mit der Option 1.000€ schon gar nicht.

Der Grund warum ich nix davon halte ist das NZDG hier beschrieben:

https://www.gerd-kommer-invest.de/negative-zinsdifferenzgeschaefte/#:~:text=Ein%20negatives%20Zinsdifferenzgesch%C3%A4ft%20(nachfolgend%20der,zugleich%20Verbindlichkeiten%2C%20also%20Schulden%20hat.

Basis zu Schulden sind immer sichere Anlagen und keine Risikoanlagen

 

 

NZDG trifft nur bei deiner Variante, nicht aber bei meiner zu. Ich investiere ja nicht in quasi Nullzins-Produkte, sondern eben in Risikoanlagen.

Die frage sollte also eher lauten: Ist das Risiko, welches ich mit dem Investieren bzw. Hebeln eingehen würde, vertretbar? So oder so müssen mind. 7000 € zurückgezahlt werden. Darum komme ich eh nicht herum.

Hallo Sturmghost,

ich stand vor der gleichen Frage und habe mich dazu entschieden das Geld auf einen Schlag zurück zu bezahlen und den Rabatt mitzunehmen.

"Besser" den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach".

 

@SturmGhost:

Siehe meinen letzten Satz oben.

Der Rest ist deine Entscheidung

In dem Rahmen kann man so ein Risiko schon eingehen, die Frage ist eher, ob es sinnvoll ist. Aus dem Bauch heraus würde ich jetzt mal sagen: Es ist wohl nicht sehr wahrscheinlich, am Ende mit mehr als ein paar hundert Euro Plus im Vergleich zur Rückzahlung auf einen Schlag dazustehen, sehe es gleichzeitig nicht als sehr unwahrscheinlich, am Ende schlechter dazustehen - dafür bräuchte es ja noch nicht mal einen crash o. ä., eine langsame positive Entwicklung reichte. Dann trägt man noch das Risiko, dass es vielleicht einfach schlecht läuft an der Börse, oder auch sehr schlecht, dann sind potenziell auch ein paar tausend Euro weg. Kein geringes Risiko, keine sehr hohen Gewinne zu erwarten, würde diese Wette nicht eingehen und die 1000€ mitnehmen.

Bei meiner Frau steht die Entscheidung auch an.

Hier einmal deine Werte in meine Excel geworfen. Monatlich aufgeschlüsselt. Und ohne Transaktionsgebühren.

A= Ansparen in Topf mit 5 % Rendite
B=Sparplan in höhe der Tilgung mit gleicher Rendite

Rendite 5,00 % Tilgung 130
A_Schulden A_Invest Netto B
01.03.21 8000 7000 -1000 0
01.04.21 7870 7029,17 -840,83 130
01.05.21 7740 7058,46 -681,54 260,54
01.05.26 0 9058,55 9118,55 9175,13

Mein Rat: Komplexität abbauen und einfach sofort Tilgen.
Ich rechne für uns intern mit 3% Rendite, damit wird das zum NoBrainer (400€+ für das sofort tilgen)

Bei mir waren die Dimensionen der Rückzahlungen ähnlich. Ich habe dafür einen Kredit aufgenommen und das Bafög auf einmal zurückgezahlt. Dadurch habe ich einen Nachlass von ca. 2000 € gehabt und nach Zinsen immer noch ca. 1500 € gespart ggü. der reinen monatlichen Bafög-Tilgung (für die genauen Zahlen müsste ich nochmal nachschauen, aber so ungefähr waren die Dimensionen).

Das wäre hier auch eine Option. Normalerweise sollen immer erst die Schulden getilgt und dann investiert werden. Aber da hier der Rahmen überschaubar ist, würde ich persönlich das auch in Betracht ziehen. Die Zinsen sind aktuell niedrig. Und falls man später doch Zweifel bekommt, kann immer noch eine Sondertilgung für den Kredit getan werden.

 

Aus dem Link von oben: „Die Tilgung eines Kredits ist ökonomisch gleichbedeutend mit einem völlig risikofreien Investment in der Höhe der Tilgung, dessen Rendite der eingesparte Zinsaufwand ist.“

In deinem Fall sind das also circa 2,9 %, wenn ich die Konstruktion richtig verstanden habe. Dem gegenüber steht deine erwartete Rendite von 5 % für die ETFs. Die Zinsdifferenz sind also circa 2 %, die dann eine Entschädigung für das Risiko darstellen (also ETF entwickeln sich schlechter als 5 %).

Ist also letztendlich eine Frage deiner persönlichen Risiko Aversion. Ich finde die Zinsdifferenz hier auch eher klein. Würde es persönlich aber glaube ich auch machen, da ich einen positiven Blick auf die Entwicklung der  Aktienmärkte habe.

 

@cricetus

Danke für die tabellarische Darstellung. Ich habe fälschlicherweise die Betrachtung mit dem Sparplan völlig außer Acht gelassen. Danke fürs Aufzeigen. Habe mir die Tabelle mal nachgebaut und auch nochmal gerechnet. Das auf einen Schlag zurückzahlen lohnt sich praktisch immer, sofern die Netto-Rendite unter 7% bleibt (jedenfalls für meine Zahlen). Ich gehe zwar grundsätzlich von steigenden Kursen in der Zukunft aus, aber da der Sparplan trotzdem immer sehr nah dran bleibt an der "Abstotter-Variante" finde ich das sofortige Zurückzahlen tatsächlich besser - mit dem Vorteil direkt Schuldenfrei zu sein. So werde ich es dann wohl auch machen.

@sturmghost und @cricetus

 

Könntet ihr euch vorstellen, eine Blancoversion eurer Tabelle unter Tools zur Verfügung zu stellen? Ich denke, dass es in Zukunft noch einige Leute (mir eingebriffen) gebene wird, die das ganze mal durchkauen wollen.

 

Zitat von On_FIRE am 7. Februar 2021, 9:56 Uhr

Aus dem Link von oben: „Die Tilgung eines Kredits ist ökonomisch gleichbedeutend mit einem völlig risikofreien Investment in der Höhe der Tilgung, dessen Rendite der eingesparte Zinsaufwand ist.“

In deinem Fall sind das also circa 2,9 %, wenn ich die Konstruktion richtig verstanden habe. Dem gegenüber steht deine erwartete Rendite von 5 % für die ETFs. Die Zinsdifferenz sind also circa 2 %, die dann eine Entschädigung für das Risiko darstellen (also ETF entwickeln sich schlechter als 5 %).

Ist also letztendlich eine Frage deiner persönlichen Risiko Aversion. Ich finde die Zinsdifferenz hier auch eher klein. Würde es persönlich aber glaube ich auch machen, da ich einen positiven Blick auf die Entwicklung der  Aktienmärkte habe.

 

2,9% sichere Rendite würden sehr viele Anleger mit Kusshand nehmen.

Erst Recht wenn man bedenkt, dass du (@TE) gewiss derzeit keinen schlechten Zeitpunkt zum Verkauf hast. Der schlechte Zeitpunkt wäre im Corona Tief gewesen 😉

Ansonsten hat On Fire es ja gut ausgedrückt. Es liegt an deiner Risiko Aversion. Wie kannst du mit beiden Varianten leben? Und wie abhängig sind davon deine nächsten 5 Jahre?  (Arbeitslosigkeit? größere Anschaffungen? Lebensplanung? Partnerschaft/Kind? etc.)

Wie viel Vermögen hast du insgesamt? Wenn du 100.000 € hättest, würde ich die 2,9% sofort nehmen, sozusagen als sicheren Depotanteil wenn du verstehst.

Zitat von SturmGhost am 6. Februar 2021, 12:42 Uhr

Über die Laufzeit meines MINT-Studiums haben sich 8.000 € brutto BAföG-Schulden angesammelt (Darlehns-Anteil), welche ich in etwas mehr als einem Jahr wieder zurückzahlen muss. ...:

a) Rückzahlung auf einen Schlag mit einem Nachlass von 1000 €

7.000 jetzt ODER 8.000 in einem Jahr:

d.h. Du zahlst für den Zeitraum effektiv 14 % "Zinsen"!?

einen noch teureren Kredit wirst Du derzeit kaum irgendwo finden  😉

PS:
und was hilft Dir eine DURCHSCHNITTSRENDITE über 20 oder 30 Jahre - wenn die Kurse wenn´s blöd läuft während der Restlaufzeit Deines Kredits 20 oder 30 % einbrechen ... und erst DANACH wieder 50 oder 75 % steigen ...
--> lese Kostolany: zum erfolgreichen Spekulieren brauchst Du (neben den richten Gedanken, Geld und Glück) vor allem auch GEDULD = keinen festen Rückzahltermin!

@labboi

Schau mal HIER. Natürlich alles ohne Gewähr. Kannst mir gerne Feedback geben zu Fehlern die ich ggf. gemacht habe.

Es sind übrigens 18,5 % Rabatt in meinem Fall, also fast 1500 €... Ich werde also auf einen Schlag zurückzahlen.

@exit-tbd

Wieso in einem Jahr? Rückzahlung läuft ja fest über 5 Jahre und 2 Monate.

Wenn die Kurse eingebrochen sind, wird logischerweise nicht verkauft und gewartet bis sich diese wieder erholt haben bzw. wird das Portfolio ohnehin nicht auf einen Schlag entspart. Da spielt es, jedenfalls für einen gewissen Zeitraum, nicht eine gewichtete Rolle zu einem schlechteren Kurs verkaufen zu müssen. Dieses Risiko hat man im Übrigen immer.

Der Tilgungsbetrag ist ohnehin abgekoppelt vom Investment und wird aus dem Monatslohn bestritten, von daher total egal wenn die Kurse fallen zum Ende des Kredits. Das wäre nur wichtig, wenn ich dann die Kohle dringend bräuchte - was aller Voraussicht nicht der Fall sein wird.

Zitat von SturmGhost am 8. Februar 2021, 13:48 Uhr

@labboi

Schau mal HIER. Natürlich alles ohne Gewähr. Kannst mir gerne Feedback geben zu Fehlern die ich ggf. gemacht habe.

Danke!

 

Das sieht alles solide aus. Ich frage mich nur, ob du die Zinsen des Kredits nicht berücksichtigst oder ich das in den Formeln übersehe.

@labboi

Welche Zinsen für den Kredit? Beim BAföG-Darlehn sind keine Zinsen zu bezahlen. Du zahlst nur zurück was du dir auch geliehen hast bzw. nur 50 % vom BAföG sind zurückzuzahlen. Aber es geht ja hier ohnehin nur um den Rückzahlungsbetrag, also um die Darlehnsschuld - deshalb habe ich die geschenkten 50 % ignoriert.

Oder meinst du den Rabatt auf den Rückzahlungsbetrag?

Zitat von SturmGhost am 9. Februar 2021, 16:01 Uhr

@labboi

Welche Zinsen für den Kredit? Beim BAföG-Darlehn sind keine Zinsen zu bezahlen. ... Oder meinst du den Rabatt auf den Rückzahlungsbetrag?

ein entfallender "Rabatt" ist doch im Endeffekt das Gleiche wie Zinsen!

also eine bei späterer Rückzahlung höhere Gesamtbelastung!

Zitat von SturmGhost am 6. Februar 2021, 12:42 Uhr

Über die Laufzeit meines MINT-Studiums haben sich 8.000 € brutto BAföG-Schulden angesammelt (Darlehns-Anteil), welche ich in etwas mehr als einem Jahr wieder zurückzahlen muss. Prinzipiell ist das kein Problem.

Es gibt zwei Varianten:

a) Rückzahlung auf einen Schlag mit einem Nachlass von 1000 €

b) Rückzahlung vierteljährlich in Höhe von jeweils 390 €, dann jedoch ohne Nachlass (Laufzeit also etwas mehr als 5 Jahre)

Wie würdet Ihr es machen?

Lieber SturmGhost,

hier mein Beitrag zu Kredit gegen Aktien (https://frugalisten.de/forum/topic/selbst-ist-die-frau/?part=3#postid-8295). Vielleicht hilft dir das weiter. Wenn nicht oder Fragen da sind, kurz Bescheid geben.

Liebe Grüße

André

 

 

@sturmghost

Ich hab da zwei Sachen durcheinander gebracht.

Ich werde höchstwahrscheinlich noch nen Master machen und will zwischendrin nochmal ein bisschen Arbeiten und Reisen, deshalb ist es bei mir nicht gegeben, dass ich zur Rückzahlung das Geld zusammen habe. Jetzt hab ich in deine Tabelle die falsche Annahme, dass die Einmalrückzahlung per Kredit erfolgt, mit reingedichtet.