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Auswandern - "Pflicht" für möglichst frühe Rente, oder sogar eher kontraproduktiv?

Hallo,

ich lasse mal wieder meine Gedanken in die Zukunft schweifen...

Eigentlich hatte ich lange die Überzeugung, dass es woanders viel günstiger zu leben ist, als in Deutschland, und man deswegen auswandern sollte, um möglichst früh die Glieder strecken zu können.

Doch ist das tatsächlich so?

PRO:

-es gibt tatsächlich Länder, in denen die Unterkunft und die Lebensmittel erheblich günstiger sind, z.B. Ungarn

-es gibt auch Länder, die auf den ersten Blick nicht günstiger, bzw. sogar etwas teurer sind, aber ein "kapitalistenfreundlicheres" Steuersystem haben, so dass uns unsere Kapitalerträge weniger stark "gefiltert" zufließen, z.B. die Niederlande

CONTRA:

-wenn man die Zahl der politisch instabilen und korrupten Länder rausnimmt, senkt sich die Zahl der günstigen Domizile schon mal drastisch. Ich habe jedenfalls keine Lust, eines Tages in nem Bürgerkrieg aufzuwachen, enteignet, interniert oder ohne Schuld ausgewiesen zu werden.

-in Deutschland und der deutschen Sprache kennt man sich aus. Und was man nicht weiß, findet man sehr leicht raus. Für mich ist es ein Klacks, in Deutschland das günstigste Depot, die günstigste Haftpflicht, die beste GKV rauszusuchen. Ich kann leicht feststellen, ob mir jemand ein gutes, schlechtes, oder gar betrügerisches Angebot, für was auch immer, vorlegt.

-daraus folgt auch: man kann hier sehr leicht nahezu alle Einsparpotentiale heben, die man woanders vielleicht ungenutzt lässt, weil man es nicht besser weiß. Das kann komplex sein.... natürlich weiß man auch im Ausland irgendwann, dass beispielsweise der große Supermarkt 10km im Hinterland günstiger ist als der kleine SPAR, der einen Steinwurf vom Meer liegt. Aber es kann komplexe Gesetze geben, derer man sich als "Gringo" nie so richtig bewusst wird, so dass man (viel) mehr bezahlt als nötig. Wenn man ehrlich ist: es gibt ja sogar in Deutschland solche Probleme... ich würde sagen, jeder der kein Steuerberater ist, lässt hier und da auf jeden Fall ein paar Groschen liegen.

-es geht auch nicht nur um Geld, es geht ja auch um Rechtssicherheit. In welchen Sprachen ist man schon so sattelfest, dass man einen Vertrag lesen, vollständig verstehen, und guten Gewissens unterschreiben kann? Eine falsche Unterschrift kann drastische Folgen haben. Kann sogar das gesamte Vermögen kosten! Stellt euch mal vor, ein vietnamesischer Vertrag, man will für 200k$ ne Eigentumswohnung kaufen... und in Wahrheit wird man Eigentümer eines Kuhstalls (nichts gegen Vietnamesen, nur ein Beispiel, was passieren könnte). Das wäre alles was anderes, wenn ich für eine Firma oder Organisation ins Ausland ginge. Da könnte man sich leicht Hilfe holen. So wie ich es plane, bin ich ja aber auf mich gestellt.

Was meint ihr? Was ist WIRKLICH günstiger? Sehe ich zu viele Risiken? Gibt es einen Geheimtipp, wo das alles keine Rolle spielt?

... darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht; ich glaube so schlecht schneidet Deutschland nicht ab.
Ich verfolge als Strategie steuerlich unter dem Radar zu bleiben. Dank meiner eigenen Wohnung und keinem eigenen PKW komme ich mit so wenig aus, dass ich vermutlich (so gut wie) keine Steuern hier in Deutschland zahlen werde.
Was für mich auch nie in Frage kommen würde wären Länder, in denen du nur aufgrund deines Aussehens als "reicher" Westeuropäer oder Nordamerikaner gehalten wirst. In solchen Ländern wirst du sicher nach Strich und Faden ausgenutzt und über den Tisch gezogen. Auch Länder mit Staatsreligionen sind mir suspekt. Eine für dich völlig normale Verhaltensweise kann in solchen Ländern üble Konsequenzen haben.

Welche Länder bleiben am Ende übrig?

.: der westliche Teil der EU (hier sind die Kosten aber in vielen Ländern ähnlich oder sogar teurer als in Deutschland)
.: Schweiz, Norwegen, Liechtenstein, Island (deutlich teurer als Deutschland)
.: Nordamerika, Australien, Neuseeland (kaum eine Chance dort hereinzukommen und bleiben zu dürfen)

Ich werde wohl doch hier bleiben...

An der Stelle bin ich zu 100% bei Dir @newerasurf

Grundsätzlich halte ich uns Deutsche für einen Haufen bürokratischer, langweiliger, pedantischer, teilweise regelrecht ängstlicher aber auch relativ unbestechlicher Krümelkacker - und genau diese Mischung macht uns erfolgreich. Gut, bei Großprojekten tun wir uns manchmal schwer, wir hinken in der Digitalisierung 10 Jahre hinterher, aber bei Finanz- und Coronakrisen sind wir dann wieder weit vorn.

Mein Plan sieht daher so aus, dass ich auf jeden Fall in der deutschen PKV bleibe, aber zeitweise im europäischen Ausland leben will, wobei ich da 3-Monats-Hopping bevorzuge. Wenn die Kids aus dem Haus sind, werde ich mich also 3 Monate aus der Selbständigkeit abmelden und mir dann irgendwo für die Zeit eine Wohnung mieten und dann jedes Jahr eine Region erschließen. Und wenn ich mir genug angesehen habe, bleibe ich vielleicht auch irgendwo hängen - das wird sich dann ergeben.

@newerasurf

mit diesem Thema habe ich mich schon mehr als ausgiebig beschäftigt, und könnte wahrscheinlich fast ein Buch dazu schreiben.

Lebenshaltungskosten sind ein Thema , Sicherheit ein anderes.

Aber es geht auch noch um Aufenthaltsgenehmigungen, möglichen Grunderwerb, Krankenversorgung u.v.w.

Neben Europa habe ich mich noch mit Asien beschäftigt, da ich da auch sehr lange ( fast 20 Jahre) gelebt habe .

Hier mal ein paar Details

Vermögens und Einkommensbesteureung ist generell gering und / oder zu umgehen.

Thailand : Langfristiger garantierter Aufenthaltstitel sehr schwierig zu bekommen, kein Grunderwerb möglich , gute Krankenversorgung, Kriminalität ( bis auf eine Städte) gering, Regierung trotz häufiger Putsch Versuche und Wechsel alles in allem Stabil, geringe Lebenshaltungskosten

Indonesia : Retirement Visa mit recht hohen finanziellen Hürden und der Auflage , 2 indonesische Hausangestellte zu beschäftigen. Ebenfalls kein Grunderwerb  ( nur über rechtlich fragwürdige Umwege) , sehr geringe Lebenshaltungskosten , Krankenversorgung begrenzt. Politisch stabil

Vietnam , Kambodscha, Myanmar ...auch wenn es eigentlich nichts negatives zu berichten gibt, und ein Aufenthaltstitel einfach zu bekommen ist, halte ich persönlich diese Länder nicht für politisch stabil. Ein funke genügt, und die recht jungen Demokratien gehen hoch wie ein Pulverfass.  Davon abgesehen lässt es sich dort extrem billig und gut leben. Grunderwerb ( teils mit Umwegen) möglich.

Indien : Scheitert auch am Aufenthaltstitel , der sehr schwierig zu bekommen ist.

Singapore : Alles top , aber Lebenshaltungskosten hoch, und finanzielle Hürden beim Aufenthaltstitel für Rentner. D.h. Investor Visa , Investment 25.000000 $ .

Malaysia : Im Moment mein Favorit. Mit dem MM2H Programm ist mit einfachen Mitteln ein permanenter Aufenthaltstitel zu bekommen. Grunderwerb möglich. Gute Krankenversorgung. Lebenshaltungskosten höher als Thailand , Indonesien, aber immer noch bei etwa 20 % - 30% von Singapore.  Relativ sicher ( Bis auf Kl / Johor) , Politisch stabil.

Taiwan: Problem hier, auch der Aufenthaltstitel, sonst alles sehr gut.