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Aufhebungsvertrag mit Abfindung oder weiter kämpfen

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Hallo Zusammen,

ich lese hier schon länger mit und heute möchte ich meinen ersten Beitrag schreiben und hoffe auf etwas Erfahrungsaustausch.

Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet und habe 2 kleine Kinder im Kindergartenalter. Ich bin seit 23 Jahren bei einem Konzern in der Buchhaltung beschäftigt. Dieser bietet gerade Aufhebungsverträge an und es besteht in meinem Fall unbedingter Arbeitgeberwille zur Trennung. Im Moment bin ich im Krankengeld und schon der Gedanke in diese Abt. zurückzukommen macht mir große Magenschmerzen. Ich weiß aus Erfahrung von anderen Kollegen die gezögert haben bei der Unterschrift, dass sie ziemlich drangsaliert wurden und dann doch gegangen sind.

Die Abfindung beträgt bei mir knappe 200K brutto (130 ? netto), meine Rücklagen belaufen sich auf knappe 300K. Ich habe Anspruch auf eine Betriebsrente von 80-100 K die mit Renteneintritt ausgezahlt wird.

Wir wohnen zur Miete. Meine Mann hat ein Jahresgehalt von 60K und keine Rücklagen. Er war jahrelang (unverschuldet) arbeitslos. Meine Jahresgehalt liegt bei 65 K bei einer 32 Stunden Woche.

Ich habe nun die Möglichkeit die Abfindung zu nehmen oder einen Schwerbehindertenantrag mit Aussicht auf 30-50 zu stellen und zu hoffen in eine andere Abteilung versetzt zu werden. Ausgang ist natürlich nicht vorhersehbar und Entgeldanpassung nach unten möglich,

Die Abfindung würde 5-6 Jahre Teilzeitarbeit auffangen (Ich müsste eh auf 18 Stunden reduzieren)

Einen vergleichbar gut bezahlten Job zu finden ist unwahrscheinlich.

Ich weiß ihr könnt mir die Entscheidung nicht abnehmen, aber vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann berichten was zu beachten ist. Ich würde mich sehr freuen, da ich mich im Kreis drehe.

Mein behandelnder Arzt rät zur Kündigung und würde für das Arbeitsamt ein Attest ausstellen, so das evtl. die Sperre wegfallen würde.

Ich würde das Geld nehmen, versuchen mich neu aufzustellen mit einer Auszeit evtl. und mir dann was anderes suchen, so eine Chance bekommt man vielleicht nicht noch einmal. Die gut 400 k sollten doch allein schon fast bis zur Rente reichen und dann hast Du ja auch noch den Mann im Hintergrund wo ja allein das Gehalt schon für den Lebensunterhalt reicht. Wenn es Schwierigkeiten in der Beziehung gibt, mit evtl. Trennung (Versorgungsausgleich usw.), sähe das schon wieder anders aus, aber unterm Strich würde ich dann auch so handeln.

Hallo Mimi

ich kann dir wohl einiges an Input liefern, sowohl auf der mentalen als auch auf der sachlichen Seite.
Einige Fragen vorab:

  1. Gibt es einen Rahmen Sozialplan/Interessenausgleich?
  2. Ist eine Standortschließungen vorgesehen?
  3. Wenn nein, wie groß ist der Standort?

Danke für Deinen Input Silberstreif. Mein Wunsch ist eben auch mit nur genug bis zur Rente zu haben, sondern auch die Kinder abzusichern und ihnen eine gute Ausbildung ermöglichen zu können. Du hast aber Recht, ob die Chance noch einmal kommt, weiß ich nicht und alles in allem bin ich nicht glücklich in dem Laden.

Hallo @muslime_frugi

danke für Deine Antwort.

Einen Rahmen Sozialplan gibt es. Betriebsbedingte Kündigungen sind sogar bis 2030 ausgeschlossen. Ich habe allerdings Angst vor einer personenbedingten Kündigung. Das man mich so verunsichert (bin ich bereits), dass ich Fehler mache oder es über die Krankentage versucht. Dafür bin ich allerdings wohl nicht lang genug krank.

Eine Standortschließung ist nicht vorgesehen. Es wird immer mal wieder damit gedroht, aber ich halte das für unwahrscheinlich.

Der Standort umfasst ca. 2500 MA, davon ist der Großteil Produktionsbereich und ca. 500 Verwaltung. Davon wurden aber einige Stellen schon zentralisiert.

Ich würde gerne bleiben, wenn ich die Abteilung wechseln könnte. Es gibt Bereiche in denen ich mich sehr wohl fühle und zufrieden bin. Das weiß ich von verschiedenen Projektarbeiten. Die Chance besteht aber im Grunde nicht, weil alle Abbauziele haben und keiner die Hand hebt, wenn es um Personal geht. Hinzu kommt, dass die die über das Abfindungsprogramm gehen, nicht nachbesetzt werden dürfen.

Meine Führungskraft möchte mich unbedingt loswerden und nur noch ein ausgewähltes Team um sich herum haben. Von den anderen die gehen sollten, sind bis auf einen Kollegen alle weg. Sie hat halt auch keine feine Art an sich, wenn man erstmal ihr Feindbild ist.

Zu meinen finanziellen Rücklagen habe ich schon geschrieben. Wichtig ist mir, dass ich die Kinder gut versorgen kann.

Ich bin eher ein sehr ängstlicher Typ und der Schritt zu gehen, fällt mir sehr schwer. Allgemein kann ich nur sehr schlecht Entscheidungen treffen. Bei allen großen Entscheidungen meines bisherigen Lebens lag ich bisher falsch. Ich habe die Entscheidungen bereut.

In der Zeit als ich Alleinverdienerin war, war ich sehr froh um meinen Job und sehr erleichtert als Frau soviel zu verdienen, dass ich problemlos für als anfallenden Kosten aufkommen kann. Ich war auch sehr zufrieden. Allerdings lag das daran, dass ich ein Projekt in einem anderen Bereich mit sehr netten Kollegen hatte. Als meine Chefin das bemerkt hat, wurde ich sofort zurückbeordert. Sie hatte sich erhofft mich mit dem Projekt zu demotivieren. Einen Ausweg in Richtig Projekt oder andere Abteilung wird es für mich also nicht geben. Sollte überhaupt eine Chance auf Stellenwechsel bestehen, dann unter Einkommensverlusten.

Mein Selbstvertrauen ist nach dieser Zeit ziemlich dahin. Ich traue mir nichts mehr zu und kann mir, sollte ich gehen, auch erstmal nicht vorstellen direkt zu arbeiten. Ich denke ich brauche erstmal Regeneration. Es gab in den letzten Jahren leider einige Schicksalsschläge und ich fühle mich noch nicht so belastbar. Andererseits denke ich, dass ich wahrscheinlich erstmal in ein Loch fallen werde und Arbeit ganz tut täte, aber vielleicht wäre das auch nur Ablenkung und ich muss erstmal den Verarbeitungsprozess starten. Dazu bin ich dabei mir psychologische Unterstützung zu suchen. Was es mir auch schwer macht zu gehen, ist das Gefühl dort ratsgeprügelt zu werden, ich gehe irgendwie nicht erhobenen Hauptes.

Ich weiß, dass ich da eigentlich nie richtig glücklich war oder in meinem Job aufgegangen bin. Aber wieviel kann man von einem Job erwarten. Ich hatte gute Arbeitszeiten und habe ein gutes finanzielles Polster bilden können.

Da mein Mann nun auch wieder arbeitet, wäre auch nur eine Tätigkeit in Teilzeit denkbar. D.h. sollte nochmal ein Abfindungsangebot kommen, würde sich das auf Teilzeitbasis berechnen, was dann der Hälfte entspräche.

Ich glaube viel macht auch das entgangene Geld aus. Entgangenes Gehalt, entgangener Anteil Betriebsrente, ... Davon kann ich mich mental schwer lösen.

Ich habe auch noch einen Kinderwunsch. Bisher hat es leider nicht geklappt. Ich weiß auch nicht, ob das was ändern würde.

Sollte ich das Angebot annehmen, müsste ich bis Mitte des Jahres das Unternehmen verlassen. Die Abfindung würde sofort ausbezahlt werden oder im Januar des Folgejahres, oder des darauffolgenden Jahres.

 

Zitat von Mimi am 10. März 2021, 9:12 Uhr

Meine Führungskraft möchte mich unbedingt loswerden und nur noch ein ausgewähltes Team um sich herum haben. Von den anderen die gehen sollten, sind bis auf einen Kollegen alle weg. Sie hat halt auch keine feine Art an sich, wenn man erstmal ihr Feindbild ist.

Wurde dir das so direkt gesagt, oder ist das dein "Gefühl"?
Hast du mal mit dem Betriebsrat Kontakt aufgenommen?
Die können, nach meiner Erfahrung, auch in Richtung Abteilungswechsel unterstützen.

Allgemein kann ich nur sehr schlecht Entscheidungen treffen. Bei allen großen Entscheidungen meines bisherigen Lebens lag ich bisher falsch. Ich habe die Entscheidungen bereut.

Puh. Also die Grundeinstellung und das damit verbundene Selbstbild lässt bei mir alle Alarmglocken läuten. Ich rate dir daran zu arbeiten.

In der Zeit als ich Alleinverdienerin war, war ich sehr froh um meinen Job und sehr erleichtert als Frau soviel zu verdienen, dass ich problemlos für als anfallenden Kosten aufkommen kann. Ich war auch sehr zufrieden. Allerdings lag das daran, dass ich ein Projekt in einem anderen Bereich mit sehr netten Kollegen hatte. Als meine Chefin das bemerkt hat, wurde ich sofort zurückbeordert. Sie hatte sich erhofft mich mit dem Projekt zu demotivieren.

Hast du dir das selbst zusammengereimt, oder hat deine Vorgesetzte dir das so gesagt?

Einen Ausweg in Richtig Projekt oder andere Abteilung wird es für mich also nicht geben.

Hast du das denn mal versucht? Hast du die Personalabteilung kontaktiert?
Betriebsrat?

Ich fasse mal zusammen:
Du warst in einem Projekt, das hat dir Spass gemacht, dann wurdest du aus dem Projekt wieder abgezogen und daraus schliesst du, dass es für dich "keinen Abteilungswechsel geben wird". Ich bekomme das Bild von einer sehr negativen Grundeinstellung.

Sollte überhaupt eine Chance auf Stellenwechsel bestehen, dann unter Einkommensverlusten.

Das wäre in einem Grosskonzern, wie du ihn beschreibst, aber ausgesprochen ungewöhnlich.

Mein Selbstvertrauen ist nach dieser Zeit ziemlich dahin. Ich traue mir nichts mehr zu und kann mir, sollte ich gehen, auch erstmal nicht vorstellen direkt zu arbeiten. Ich denke ich brauche erstmal Regeneration. Es gab in den letzten Jahren leider einige Schicksalsschläge und ich fühle mich noch nicht so belastbar.

Aber für ein weiteres Kind fühlst du dich bereit und einen Säugling zu versorgen, dafür bist du belastbar genug?
Das passt für mich nicht zusammen.

Andererseits denke ich, dass ich wahrscheinlich erstmal in ein Loch fallen werde und Arbeit ganz tut täte, aber vielleicht wäre das auch nur Ablenkung und ich muss erstmal den Verarbeitungsprozess starten. Dazu bin ich dabei mir psychologische Unterstützung zu suchen.

Gute Idee!

Was es mir auch schwer macht zu gehen, ist das Gefühl dort ratsgeprügelt zu werden, ich gehe irgendwie nicht erhobenen Hauptes.

Das entscheidest du doch selber. Jemand der mit 200.000€ bezahlt wird, ist in meinem Augen nicht "rausgeprügelt".

Ich weiß, dass ich da eigentlich nie richtig glücklich war oder in meinem Job aufgegangen bin.

Dafür hast du aber überraschend lange durchgehalten.

Was ist denn nun eigentlich das Problem? Will deine Chefin dich unbedingt (und unberechtigt) rausekeln, oder bist du selber nicht in der Stelle zufrieden?
Wenn du selber nie glücklich warst in der Position und darin nicht aufgegangen bist ist es doch gar nicht so ungewöhnlich, dass das Unternehmen dir ein Angebot zur Vertragsaufhebung unterbreitet.

Aber wieviel kann man von einem Job erwarten. Ich hatte gute Arbeitszeiten und habe ein gutes finanzielles Polster bilden können.

Also 65.000 bei 32h Woche sind halt über 80.000 bei einer vollen Stelle (40h).
Du sagst du seist "in der Buchhaltung" tätig.
Ich schliesse daraus, dass du nicht studiert hast, respektive nicht in dem Bereich deines Studiums arbeitest.

Das ist eine extrem gute Bezahlung, für diese Rahmenbedinungen.

Da mein Mann nun auch wieder arbeitet, wäre auch nur eine Tätigkeit in Teilzeit denkbar. D.h. sollte nochmal ein Abfindungsangebot kommen, würde sich das auf Teilzeitbasis berechnen, was dann der Hälfte entspräche.

Würde da nicht eher geschaut werden wie viel du schon in der Vergangenheit an Pensum hattest usw.?

Ich glaube viel macht auch das entgangene Geld aus. Entgangenes Gehalt, entgangener Anteil Betriebsrente, ... Davon kann ich mich mental schwer lösen.

Ich habe auch noch einen Kinderwunsch. Bisher hat es leider nicht geklappt. Ich weiß auch nicht, ob das was ändern würde.

Diese zwei Sätze widersprechen sich.

Sollte ich das Angebot annehmen, müsste ich bis Mitte des Jahres das Unternehmen verlassen. Die Abfindung würde sofort ausbezahlt werden oder im Januar des Folgejahres, oder des darauffolgenden Jahres.

Hast du dich denn schon bei anderen Unternehmen beworben, in einer ähnlichen Position?
Würdest du dort deutlich weniger verdienen?

Ich habe insgesamt den Eindruck, dass es ganz ganz viele Möglichkeiten in deiner aktuellen Situation gibt und du allgemein immer von dem denkbar schlechtesten ausgehst. Auf der anderen Seite schreibst du, dass du selber sehr unzufrieden in dem Job bist, aber dass dir jetzt eine Abfindung angeboten wird liegt nicht daran, dass du vielleicht nicht ideal auf die Stelle passt, sondern dass du bei deiner Chefin auf der Abschussliste stehst.
Das ist eine ungesunde Mischung aus Pessimismus und der Verantwortungszuschiebung auf die Aussenwelt.

Vielleicht sind das ein paar Denkanstösse für dich.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

... seit 23 Jahren bei einem Konzern in der Buchhaltung beschäftigt. Dieser bietet gerade Aufhebungsverträge an und es besteht in meinem Fall unbedingter Arbeitgeberwille zur Trennung. Im Moment bin ich im Krankengeld und schon der Gedanke in diese Abt. zurückzukommen macht mir große Magenschmerzen. ...

Die Abfindung beträgt bei mir knappe 200K brutto (130 ? netto), meine Rücklagen belaufen sich auf knappe 300K. Ich habe Anspruch auf eine Betriebsrente von 80-100 K die mit Renteneintritt ausgezahlt wird.

... (Ich müsste eh auf 18 Stunden reduzieren)

Einen vergleichbar gut bezahlten Job zu finden ist unwahrscheinlich.

  1. zur Frage oben:
    UM WAS willst(?) Du bzw. könntest Du kämpfen?
    um einen Job, der Dich ankotzt und krank macht???

--> das Abfindungsangebot ist doch ein Geschenk des Himmels!

allenfalls könntest Du mit der "Drohung" Dich als schwerbehindert einstufen zu lassen - was wohl ein faktisches Kündigungshindernis darstellen würde? - noch um eine kleine Aufstockung der Abfindung kämpfen?

 

Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

Mein behandelnder Arzt ... würde für das Arbeitsamt ein Attest ausstellen, so das evtl. die Sperre wegfallen würde.

warum so kompliziert?

siehe https://der-privatier.com/kap-9-3-2-10-hinweise-zum-dispositionsjahr-einen-tag-laenger/

Warum nimmst Du Dir nicht erst mal 13 oder 14 Monate eine Auszeit?
(z.B. um zur Ruhe zu kommen / zu klären, wie Du zukünftig FÜR DICH gute Entscheidungen triffst / usw.)
und meldest Dich nach 13 oder 14 Monaten arbeitslos?

--> die Sperrzeit wäre dann ja wohl kein Thema mehr!

(und ob Du die 12 Monate ALG 1 ein Jahr früher oder später beziehst ist ja wohl egal!)

 

Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

Wir wohnen zur Miete. Meine Mann hat ein Jahresgehalt von 60K ...

... Möglichkeit ... einen Schwerbehindertenantrag mit Aussicht auf 30-50 zu stellen ...

... müsste eh auf 18 Stunden reduzieren

60 k€ brutto oder netto?

wie sind Eure laufenden Kosten?
(Miete? üblicherweise anfallender Cash-Bedarf um Dich und die beiden Kleinen und den Gatten "durchzufüttern"?)

--> erst dann wäre eine sinnvolle Kalkulation möglich ...

und warum Schwerbehindertenantrag?
welche Einschränkungen hast Du?
(die ja wohl GENERELL Deine zukünftigen Handlungsmöglichkeiten/Entfaltungsspielräume/usw. betreffen)

und allgemein:
was macht Dir Spaß?
welche Tätigkeiten/Aktivitäten füllen Dich aus?

Zitat von exit-tbd am 10. März 2021, 12:03 Uhr

60 k€ brutto oder netto?

60k netto in der Buchhaltung bei 32h die Woche, jetzt geht es aber los.

Was sie zu verlieren hat ist die Jobsicherheit. Nicht mehr und nicht weniger.

ALG1 zu beantragen, wenn man nicht wirklich nach einer neuen Anstellung sucht, ist Sozialbetrug.

Zitat von Sparschwein am 10. März 2021, 13:25 Uhr

60k netto in der Buchhaltung bei 32h die Woche, jetzt geht es aber los.

das ist doch das Gehalt des Gatten!

(vermutlich in Vollzeit?)

 

Zitat von Sparschwein am 10. März 2021, 13:25 Uhr

ALG1 zu beantragen, wenn man nicht wirklich nach einer neuen Anstellung sucht, ist Sozialbetrug.

mir scheint zumindest ein grundsätzlicher Wille zu arbeiten da zu sein!
(nur halt nicht in der derzeitigen Abteilung - es wird ja schon überlegt, ob nicht unter Verzicht auf die Abfindung ein Wechsel in eine andere Abteilung mit besserem Arbeitsklima möglich wäre!)

Zitat von Sparschwein am 10. März 2021, 11:21 Uhr
Zitat von Mimi am 10. März 2021, 9:12 Uhr

Meine Führungskraft möchte mich unbedingt loswerden und nur noch ein ausgewähltes Team um sich herum haben. Von den anderen die gehen sollten, sind bis auf einen Kollegen alle weg. Sie hat halt auch keine feine Art an sich, wenn man erstmal ihr Feindbild ist.

Wurde dir das so direkt gesagt, oder ist das dein "Gefühl"?
Hast du mal mit dem Betriebsrat Kontakt aufgenommen?
Die können, nach meiner Erfahrung, auch in Richtung Abteilungswechsel unterstützen.

Hallo @sparschwein

Danke für Deine Antwort. Ja, das hat sie mir so gesagt. Mit dem BR habe ich gesprochen. Antwort: Entweder die Abfindung nehmen oder Dickes Fell anlegen, Schwerbehindertenantrag stellen und aussitzen. Abteilungswechsel ist sehr schwierig. Alle Abteilungen haben Abbauziele, Stellen die durch Abfindung frei wurden, dürfen nicht nachbesetzt werden.Projekte sind größtenteils verschoben.

Allgemein kann ich nur sehr schlecht Entscheidungen treffen. Bei allen großen Entscheidungen meines bisherigen Lebens lag ich bisher falsch. Ich habe die Entscheidungen bereut.

Puh. Also die Grundeinstellung und das damit verbundene Selbstbild lässt bei mir alle Alarmglocken läuten. Ich rate dir daran zu arbeiten.

Es ging um zwei wichtige Entscheidungen, bei denen ich mich falsch entschieden habe.

Ich habe auch viele gute Entscheidungen getroffen, aber die schlechten wiegen schwer.

Was die Arbeit betrifft, fühle ich mich im goldenen Käfig.

 

In der Zeit als ich Alleinverdienerin war, war ich sehr froh um meinen Job und sehr erleichtert als Frau soviel zu verdienen, dass ich problemlos für als anfallenden Kosten aufkommen kann. Ich war auch sehr zufrieden. Allerdings lag das daran, dass ich ein Projekt in einem anderen Bereich mit sehr netten Kollegen hatte. Als meine Chefin das bemerkt hat, wurde ich sofort zurückbeordert. Sie hatte sich erhofft mich mit dem Projekt zu demotivieren.

Hast du dir das selbst zusammengereimt, oder hat deine Vorgesetzte dir das so gesagt?

Direkt nicht, war zwischen den Zeilen aber nicht zu überlesen.

 

 

Einen Ausweg in Richtig Projekt oder andere Abteilung wird es für mich also nicht geben.

Hast du das denn mal versucht? Hast du die Personalabteilung kontaktiert?
Betriebsrat?

Ich fasse mal zusammen:
Du warst in einem Projekt, das hat dir Spass gemacht, dann wurdest du aus dem Projekt wieder abgezogen und daraus schliesst du, dass es für dich "keinen Abteilungswechsel geben wird". Ich bekomme das Bild von einer sehr negativen Grundeinstellung.

 

 

BR habe ich weiter oben geschrieben. In das Projekt war ich verliehen, d.h. ich habe die Projektabteilung kein Geld gekostet. Das fand meine Vorgesetzte nicht gut, zumal es nur positives Feedback über mich gab. Ist natürlich auch nicht so toll, wenn man jemanden loswerden will. Die Abteilung würde mich gerne behalten, kann aber keine Stelle schaffen.

 

Sollte überhaupt eine Chance auf Stellenwechsel bestehen, dann unter Einkommensverlusten.

Das wäre in einem Grosskonzern, wie du ihn beschreibst, aber ausgesprochen ungewöhnlich.

Ich würde bei Versetzung eine Karenzzeit von max. 3 Jahren Gehaltsabsicherung haben. Bei Bewerbung auf eine andere Stelle allerdings sofort auf das geringere Gehalt kommen.

Mein Selbstvertrauen ist nach dieser Zeit ziemlich dahin. Ich traue mir nichts mehr zu und kann mir, sollte ich gehen, auch erstmal nicht vorstellen direkt zu arbeiten. Ich denke ich brauche erstmal Regeneration. Es gab in den letzten Jahren leider einige Schicksalsschläge und ich fühle mich noch nicht so belastbar.

Aber für ein weiteres Kind fühlst du dich bereit und einen Säugling zu versorgen, dafür bist du belastbar genug?
Das passt für mich nicht zusammen.

Passt für mich sehr gut zusammen und ist kein Wiederspruch. Wir führen ein glückliches Familienlieben und meine Familie gibt mir Kraft und Energie.

Die Arbeit im Konzern wie sie jetzt ist raubt sie mir.

Andererseits denke ich, dass ich wahrscheinlich erstmal in ein Loch fallen werde und Arbeit ganz tut täte, aber vielleicht wäre das auch nur Ablenkung und ich muss erstmal den Verarbeitungsprozess starten. Dazu bin ich dabei mir psychologische Unterstützung zu suchen.

Gute Idee!

Was es mir auch schwer macht zu gehen, ist das Gefühl dort ratsgeprügelt zu werden, ich gehe irgendwie nicht erhobenen Hauptes.

Das entscheidest du doch selber. Jemand der mit 200.000€ bezahlt wird, ist in meinem Augen nicht "rausgeprügelt".

Das ist die eine Seite. Ich finde aber, dass die Art und Weise Schin einen großen Unterscheid machen kann. Man kann sich im guten trennen und mit offenen Karten spielen. Monatelang Mitarbeiterverunsicherung auf hohem Niveau zu betreiben ist keine Maßnahme mit der man das Gefühl hat eine freie Wahl treffen zu wollen. Kollegen/innen die zuerst auf der Abschussliste standen und gezögert haben, wurden zum Gespräch gebeten. Da wurden dann Pausen und offline Zeiten im Homeoffice diskutiert, Zeiten überprüft, Dateien geprüft, angebliche Erreichbarkeiten angeprangert, einfach Gründe gesucht um Abmahnungen vorzubereiten und maximal Druck im Gespräch ausgeübt. Der BR war übrigens anwesend in den Gesprächen, sonst wäre es wahrscheinlich noch unangenehmer geworden.

Ich weiß, dass ich da eigentlich nie richtig glücklich war oder in meinem Job aufgegangen bin.

Dafür hast du aber überraschend lange durchgehalten.

Was ist denn nun eigentlich das Problem? Will deine Chefin dich unbedingt (und unberechtigt) rausekeln, oder bist du selber nicht in der Stelle zufrieden?
Wenn du selber nie glücklich warst in der Position und darin nicht aufgegangen bist ist es doch gar nicht so ungewöhnlich, dass das Unternehmen dir ein Angebot zur Vertragsaufhebung unterbreitet.

Ja, das stimmt. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich einen guten Ausgleich habe. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass ich da unbeschadet rausgekommen bin.

Ja will sie.

Bin ich nicht.

 

Aber wieviel kann man von einem Job erwarten. Ich hatte gute Arbeitszeiten und habe ein gutes finanzielles Polster bilden können.

Also 65.000 bei 32h Woche sind halt über 80.000 bei einer vollen Stelle (40h).
Du sagst du seist "in der Buchhaltung" tätig.
Ich schliesse daraus, dass du nicht studiert hast, respektive nicht in dem Bereich deines Studiums arbeitest.

Das ist eine extrem gute Bezahlung, für diese Rahmenbedinungen.

Ich habe BWL studiert.

Das weiß ich und daher fällt es mir auch schwer diese gute Rahmenbedingung aufzugeben.

Da mein Mann nun auch wieder arbeitet, wäre auch nur eine Tätigkeit in Teilzeit denkbar. D.h. sollte nochmal ein Abfindungsangebot kommen, würde sich das auf Teilzeitbasis berechnen, was dann der Hälfte entspräche.

Würde da nicht eher geschaut werden wie viel du schon in der Vergangenheit an Pensum hattest usw.?

Nein.

Ich glaube viel macht auch das entgangene Geld aus. Entgangenes Gehalt, entgangener Anteil Betriebsrente, ... Davon kann ich mich mental schwer lösen.

Ich habe auch noch einen Kinderwunsch. Bisher hat es leider nicht geklappt. Ich weiß auch nicht, ob das was ändern würde.

Diese zwei Sätze widersprechen sich.

Für mich nicht.

Sollte ich das Angebot annehmen, müsste ich bis Mitte des Jahres das Unternehmen verlassen. Die Abfindung würde sofort ausbezahlt werden oder im Januar des Folgejahres, oder des darauffolgenden Jahres.

Hast du dich denn schon bei anderen Unternehmen beworben, in einer ähnlichen Position?
Würdest du dort deutlich weniger verdienen?

Ich habe insgesamt den Eindruck, dass es ganz ganz viele Möglichkeiten in deiner aktuellen Situation gibt und du allgemein immer von dem denkbar schlechtesten ausgehst. Auf der anderen Seite schreibst du, dass du selber sehr unzufrieden in dem Job bist, aber dass dir jetzt eine Abfindung angeboten wird liegt nicht daran, dass du vielleicht nicht ideal auf die Stelle passt, sondern dass du bei deiner Chefin auf der Abschussliste stehst.
Das ist eine ungesunde Mischung aus Pessimismus und der Verantwortungszuschiebung auf die Aussenwelt.

Vielleicht sind das ein paar Denkanstösse für dich.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Ich denke es ist schon sehr schwer etwas vergleichbares zu finden. Ich habe keine Probleme damit, mich gut zu verkaufen. Ich möchte aber gar nicht in diese Art der Arbeitswelt zurück, sollte ich mich für die Abfindung entscheiden. Ich möchte jetzt Zeit für meine Kinder und Familie haben. Später kann ich wieder mehr arbeiten.

Mich würde interessieren, welche Möglichkeiten außer gehen oder bleiben Du da siehst?

 

Zitat von exit-tbd am 10. März 2021, 12:03 Uhr
Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

... seit 23 Jahren bei einem Konzern in der Buchhaltung beschäftigt. Dieser bietet gerade Aufhebungsverträge an und es besteht in meinem Fall unbedingter Arbeitgeberwille zur Trennung. Im Moment bin ich im Krankengeld und schon der Gedanke in diese Abt. zurückzukommen macht mir große Magenschmerzen. ...

Die Abfindung beträgt bei mir knappe 200K brutto (130 ? netto), meine Rücklagen belaufen sich auf knappe 300K. Ich habe Anspruch auf eine Betriebsrente von 80-100 K die mit Renteneintritt ausgezahlt wird.

... (Ich müsste eh auf 18 Stunden reduzieren)

Einen vergleichbar gut bezahlten Job zu finden ist unwahrscheinlich.

  1. zur Frage oben:
    UM WAS willst(?) Du bzw. könntest Du kämpfen?
    um einen Job, der Dich ankotzt und krank macht???

--> das Abfindungsangebot ist doch ein Geschenk des Himmels!

Hallo @exit-tbd

Danke für Deinen Input

Im Grunde hast Du vollkommen recht. Ich komme nur aus diesem Sicherheitsgedanken nicht raus, einen sicheren Job aufgeben, wer macht das schon, gerade jetzt.

Andererseits hab ich das Gefühl, es wird Zeit endlich auszusteigen und die Gelegenheit beim Schopf zu packen.

allenfalls könntest Du mit der "Drohung" Dich als schwerbehindert einstufen zu lassen - was wohl ein faktisches Kündigungshindernis darstellen würde? - noch um eine kleine Aufstockung der Abfindung kämpfen?

Ich habe schon einen Anwalt eingeschaltet und der stößt auf Granit. Die Arbeitgeberseite bewegt sich nicht, macht aber deutlich, dass sie das Arbeitsverhältnis auslösen wollen, aber nichts an den Konditionen schrauben können. Konzernunflexibilität?

Im Grunde ist die Beschäftigungsgarantie bis 2030 schon ein Kündigungshindernis.

 

Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

Mein behandelnder Arzt ... würde für das Arbeitsamt ein Attest ausstellen, so das evtl. die Sperre wegfallen würde.

warum so kompliziert?

siehe https://der-privatier.com/kap-9-3-2-10-hinweise-zum-dispositionsjahr-einen-tag-laenger/

Warum nimmst Du Dir nicht erst mal 13 oder 14 Monate eine Auszeit?
(z.B. um zur Ruhe zu kommen / zu klären, wie Du zukünftig FÜR DICH gute Entscheidungen triffst / usw.)
und meldest Dich nach 13 oder 14 Monaten arbeitslos?

--> die Sperrzeit wäre dann ja wohl kein Thema mehr!

(und ob Du die 12 Monate ALG 1 ein Jahr früher oder später beziehst ist ja wohl egal!)

Danke für den hilfreichen Hinweis und den Link.

Deinen Vorschlag finde ich gut.

Wie hoch das ALG ggf. sein würde weiß ich gar nicht, da ich nach der Elternzeit gerade erst 1 Jahr arbeite und in Kurzarbeit und Krankengeld war.

 

Zitat von Mimi am 9. März 2021, 21:16 Uhr

Wir wohnen zur Miete. Meine Mann hat ein Jahresgehalt von 60K ...

... Möglichkeit ... einen Schwerbehindertenantrag mit Aussicht auf 30-50 zu stellen ...

... müsste eh auf 18 Stunden reduzieren

60 k€ brutto oder netto?

wie sind Eure laufenden Kosten?
(Miete? üblicherweise anfallender Cash-Bedarf um Dich und die beiden Kleinen und den Gatten "durchzufüttern"?)

--> erst dann wäre eine sinnvolle Kalkulation möglich ...

und warum Schwerbehindertenantrag?
welche Einschränkungen hast Du?
(die ja wohl GENERELL Deine zukünftigen Handlungsmöglichkeiten/Entfaltungsspielräume/usw. betreffen)

und allgemein:
was macht Dir Spaß?
welche Tätigkeiten/Aktivitäten füllen Dich aus?

Brutto. Er verdient das was unsere Lebenshaltungskosten deckt. Da ist kein großer Spielraum für Ausgaben.

Wohnung ungefähr 1500 und noch mal 1500 die wir für Ausgaben haben.

Der Schwerbehindertenantrag war eine Idee des BR. Laut Arzt würden 30-50 dabei rauskommen. Ich fühle mich aber nicht beeinträchtigt und habe auch keine Ambitionen für den Antrag.

Die Arbeit macht mir dort keinen Spaß mehr, es ist reiner Geldverdienst.

Ich habe jetzt lange arbeitsmäßig nur funktioniert, was ich wirklich möchte muss ich erst wieder rausfinden. Für mich ist das Umfeld sehr wichtig. Das man eben auch Spaß hat im Büro und sich gut versteht. Das kenn ich auch so aus vorhergehenden Abteilungen. Natürlich gab es auch da wechselhafte Tage, aber keiner ist zum lachen in den Keller gegangen. In dieser Abteilung ist es mucksmäuschenstill, kein Austausch, schräge Blicke, wenn man zu lange auf Toilette war, etc.

Ich fühle mich da wie ein Pinguin im Sandsturm.

Zitat von Mimi am 10. März 2021, 14:16 Uhr
... Abteilungswechsel ist sehr schwierig. Alle Abteilungen haben Abbauziele, Stellen die durch Abfindung frei wurden, dürfen nicht nachbesetzt werden.Projekte sind größtenteils verschoben.

...

Mich würde interessieren, welche Möglichkeiten außer gehen oder bleiben Du da siehst?

auch wenn die Frage nicht an mich adressiert ist:

wie ist die Firmenpolicy über einen 10 Jahres-Zeitraum?

wird in Aufschwungphasen mit Freiberuflern/neudeutsch Freelancern gearbeitet?

--> warum nicht JETZT die Abfindung nehmen ... zu den (anderen) Abteilungsleitern, mit denen Du gut kannst, locker im Kontakt bleiben ... und wenn es in 3 oder 5 Jahren wieder mehr Arbeit als Leute gibt freiberuflich in einzelnen Projekten mitarbeiten?

(meinem Vater wurde auch mal in einer Abbauphase gekündigt, und 5 Jahre später hat er von derselben Firma als Freiberufler zu guten Stundensätzen Aufträge bekommen)

Zitat von exit-tbd am 10. März 2021, 13:39 Uhr
Zitat von Sparschwein am 10. März 2021, 13:25 Uhr

60k netto in der Buchhaltung bei 32h die Woche, jetzt geht es aber los.

das ist doch das Gehalt des Gatten!

(vermutlich in Vollzeit?)

Genau, Brutto und 40h.

 

Zitat von Sparschwein am 10. März 2021, 13:25 Uhr

ALG1 zu beantragen, wenn man nicht wirklich nach einer neuen Anstellung sucht, ist Sozialbetrug.

mir scheint zumindest ein grundsätzlicher Wille zu arbeiten da zu sein!
(nur halt nicht in der derzeitigen Abteilung - es wird ja schon überlegt, ob nicht unter Verzicht auf die Abfindung ein Wechsel in eine andere Abteilung mit besserem Arbeitsklima möglich wäre!)

Das ist er.

Absolut. In meiner Projektabteilung würde ich sofort einsteigen. Arbeit ok, gutes Klima.

Wenn ich allerdings einen Strich drunter setzen sollte, würde Schmier gerne die Zeit nehmen und mich erstmal zu sammeln. Ich glaube sich nach 22 Jahren "Beziehung" gleich in die nächste zu stürzen ist nicht empfehlenswert.

 

Zitat von Mimi am 10. März 2021, 14:49 Uhr

Wohnung ungefähr 1500 ...

... Ich fühle mich aber nicht beeinträchtigt ...

ich weiß nicht, WO ihr wohnt ...

und ob Du z.B. handwerkliches Geschick und Spaß am (körperlichen) Arbeiten hast?

eine Option könnte ja - in Gegenden mit niedrigen Immobilienpreisen - sein, eine heruntergewohnte Hütte (Oma´s altes Häuschen, wo die Oma gestorben ist und die Enkel keinen Bock auf den alten Kasten haben) günstig einzusammeln und über die nächsten 1 oder 2 Jahre in Eigenleistung zu renovieren?

würde mittelfristig einen großen Fixkostenblock einsparen!

@exit-tbd

Mit Freelancer wird gar nicht gearbeitet.

Der Bereich hat einen enormen Transformationsprozess zu stemmen. Die Arbeitsplätze werden in Zukunft drastisch einbrechen. Da ist nicht damit zu rechnen, dass es nochmal Bedarf geben wird.

Hallo Mimi,

ok, danke für deine umfassende und sehr offene Antwort. Diese hilft mir deine Situation einzuschätzen und -noch viel wichtiger- deine emotionale Verfassung nachempfinden zu können.

Ich selbst arbeite in einem Großkonzern, hatte aber davor auch Tätigkeiten in KMUs. Bei uns gibt es in regelmäßigen Abständen RS/IA, so alle 2-3 Jahre. In meinen nun 10 Jahren waren es in Summe 3 und der 4. deutet sich gerade an.

Rein statistisch gesehen erwischt es einem in einem langen Konzern Leben mindestens einmal. Vor wenigen Jahren war ich dann auch mal direkt betroffener und durfte die gesamte Klaviatur an psychologische HR Spielchen, im Rahmen des Zulässigen aber dennoch massive Bedrängung, das aufhetzten unter den Kollegen zwecks Selbstzerfleischung usw. kennen lernen. Es war für mich eine harte Zeit und eine steile Lernkurve. Ich habe letztendlich viel dabei gelernt, vor allem über mich selbst.

Das schwerste war mein (männliches) Ego zu brechen. Zu begreifen, dass es nicht um mich und meine Leistung persönlich geht, sondern um das dumpfe Interesse der Firma, nämlich um Head Count Reduktion. Ich war und du bist quasi ein "Kollateralschaden". Du bist mit 65T€ p.a. ein kleines Licht, dein Chef und Chef-Chef hat viel mehr zu verlieren. Ich bin AT und habe mehr als das Doppelte Einkommen (keine FK) und schwimme aber immer noch in einer recht breiten Masse.

Ich versuche es mal wie folgt zu gliedern, was die Firma will und für Möglichkeiten hat und was deine Interessen sind und deine Möglichkeiten:

Konzern:

  • Versucht massive Verunsicherung in der Gesellschaft zu streuen/ den MA in seinen Grundbedürfnissen zu treffen => Sicherheit
  • Versucht dir die Wertschätzung und Aufmerksamkeit komplett zu entziehen => keine/blöde Aufgaben/ allgemeiner Liebesentzug
  • Die Führungskräfte und HR haben die Abbauziele in ihren Planvorgaben und auch in der Bemessung ihres Bonus
  • Deine Ängste und Nöte haben andere auch => vermeide zu viele Flurgespräche und Ratschläge von Kollegen, es sind alle toxisch!
  • Konzern weiß dass er in D ab einer gewissen Größe faktisch nicht kündigen kann => Deine Angst vor Kündigung ist 99% unbegründet
  • Der Konzern kann ab einer gewissen Standortgröße dich nicht versetzten (in deiner Gehaltsklasse schon gar nicht)
  • Auch wenn dir die Abfindung hoch vorkommt, für den Konzern ist es eine günstige Möglichkeit der langfristigen Kostenbereinigung => im Abschreibungsjahr Peanuts
  • Der Sozialplan wird vorbeigehen und danach sortieren sich die Dinge wieder => dich wird er verändern - weniger Corporate Identity dafür aber vielleicht positiv auf dich fokussiert sein.
  • Für den Konzern ist es ein sachlicher Vorgang, für dich ist es emotional und persönlich. => versuche dir die Sichtweise des Unternehmens zu eigen zu machen, dann können sie dich quasi nicht einfangen.
  • Der Konzern malt dir derzeit immer und immer wieder Flecken ins Gesicht und sagt dir dann das du krank und hässlich aussiehst => bleib bei dir!
  • Mach einfach immer genau das Gegenteil was die HR dir empfiehlt, dann machst du es genau richtig.

Du

  • Es löst Stress in dir aus, du wirst deiner Komfortzone beraubt, es passt nicht zu dem was der Konzern dir in guten Zeiten vermeidlich bieten konnte => Sicherheit
  • Du wirst fahrig, zu Entscheidungen gedrängt, hast Angst falsche Entscheidungen zu treffen, weil du eigentlich gar nicht intrinsisch motiviert entscheiden willst => lass dich zu nichts drängen, es gibt keinen Handlungsdruck! Dein Arbeitsplatz ist sicher und du gehst nur wenn du gehen willst und das Paket dir einen Mehrwert bietet
  • Wenn du deinen Marktwert nicht schon erkundet hast, wirst du die Erfahrung machen, dass du mit einem Lohnabschlag von 20 – 30% rechnen musst!
  • Mit, wie bei dir 23 Jahre nur in einem Betrieb, ist es schwierig bei einem kleineren Betrieb die Vertrauensbasis herzustellen. Sie werden dir nicht trauen, weil sie unterstellen, dass dir die Erfahrung in der Breite fehlt, der monetäre Anreiz und einfach zu gepampert bist. Vermutlich hast du eine Berufsausbildung gemacht. In der Ebene dürfte es noch einfacher sein. Ich habe mich enorm schwer getan diese Vertrauensbasis zu finden trotz Gehaltskompromisse.
  • In einen Konzern kommst du schwer wieder rein. Auch du selbst wirst bei kleineren Unternehmen ein Vertrauensproblem haben. Schätze dich realistisch ein. Ein Verwaltungsbeamter wird sich in einem Startup nicht wohlfühlen!
  • Der Betriebsrat ist im Interessenskonflikt. Er hat den Vertrag mit ausgehandelt und gleichzeitig einen erweiterten Kündigungsschutz => Ich traue den Brüdern und Schwestern überhaupt nicht und habe schlechte Erfahrungen gemacht.
  • Du brauchst einen Plan B und eine Perspektive. Lass dich zu nichts drängen, versuche aber auch dich und festsitzende Glaubenssätze zu hinterfragen, sprich wie flexibel bist du wirklich im Kopf? => Angst ist ein schlechter Ratgeber!
  • Bewerbe dich auf alle Fälle - breit gestreut. Sondiere den Markt und deinen Wert. Bekomme ein Gefühl dafür ob es woanders so viel besser wird. => Ich musste die Erfahrung machen, dass in meiner Ebene entweder toxische Feuerlösch Jobs oder andere Unattraktive dabei waren und bin dann geblieben.
  • Versuche zu beurteilen ob es wiederholt in der Vergangenheit Abfindungsmöglichkeiten gab und diese wieder kommen => Für mich war es sinnvoller zu bleiben, noch eine Runde zu drehen und dann mit einer noch wertvolleren Abfindung zu gehen, anstatt einen neuen Job der nicht passt, mit weniger Gehalt und ohne dann mögliche Abfindungsoption.
  • Es klingt für mich nicht so, dass du mit der Arbeit im Konzern generell tot unglücklich bist => wenn ja, dann raus und was Neues wagen, wenn nicht sehr genau abwägen.

Das ist jetzt alles etwas lang geworden, aber es ist eine sehr spezielle Situation die jemand außerhalb der Konzernwelt kaum nachvollziehen kann. Am ehesten diejenigen die auch für das Kapital arbeiten. Am wenigsten Beamte oder auch Selbständige, die nicht fürs Kapital arbeiten oder selbst Kapitalgeber sind.

Die Konzernwelt ist nicht schlecht und sprichwörtlich der goldene Käfig. In den kleineren Unternehmen war ich glücklicher und habe auch gelebt und gespart. Jetzt bin ich aber einfach versaut und mit fast 50 zu alt. Ich habe viel über mich und Abgrenzungen gelernt. Mache meine Arbeit durchaus interessiert und gut, jedoch ohne irgendwelche Erwartungshaltung

=> Arbeit raus, Geld rein – fertig!

Wenn du bleibst ist dein einzig wirkliche Projekt die nächste Zeit dieser Sozialplan. Für dich heißt das bei dir zu bleiben, dich nicht in Außen zu verlieren. Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen sein zu lassen. Kein ganz leichtes Projekt. Mir hat Meditation sehr geholfen. Heute bin ich froh geblieben zu sein.

Beim nächsten SP/IA bin ich reif und habe weiter überdurchschnittlich verdienen dürfen und die Kompensation wird immer dicker. Man muss auch die Vorzüge sehen – macht vieles erträglicher!

Zitat von Mimi am 10. März 2021, 14:59 Uhr

...

Der Bereich hat einen enormen Transformationsprozess zu stemmen. Die Arbeitsplätze werden in Zukunft drastisch einbrechen. Da ist nicht damit zu rechnen, dass es nochmal Bedarf geben wird.

das klingt so, als ob Dein Arbeitsbereich in der Firma GENERELL keine Zukunft hast?

--> dann werden die Arbeitsbedingungen/das Betriebsklima eher weiter unter Druck bleiben - evtl. auch bald in anderen Abteilungen, wenn der "gute" Chef sich was besseres gesucht hat!

oder eventuell auch die Firma/der Konzern wenig Zukunft hat??

vielleicht besser jetzt die Abfindung nehmen ...

...als in 3 oder 5 Jahren nur noch Insolvenzgeld zu bekommen???

@Exit-tbd: Sorry aber du hast wenig Ahnung von der Konzernwelt und wenig Gefühl für psychologische Belange. Mimi sieht derzeit alles schwarz und der Konzern will das auch so. Du bist nicht hilfreich für Mimi und erzeugst nur Druck

Zitat von Muslime_Frugi am 10. März 2021, 15:48 Uhr

@Exit-tbd: Sorry aber du hast wenig Ahnung von der Konzernwelt und wenig Gefühl für psychologische Belange. Mimi sieht derzeit alles schwarz und der Konzern will das auch so. ...

die Frage ist nur:

wie lohnend ist es, in der Firma zu bleiben?

kommen noch BESSERE Abfindungsangebote?

vor allem wenn Mimi eh von jetzt 32 auf 18 h/Woche reduzieren will:
dann "verkauft" sie gegen die Abfindung ihren ganzen Job, den sie zu 14/32 = rund 45 % eh loswerden will 😉

entscheidend ist doch eher, sich Perspektiven zu erschließen, was man (bzw. frau/familie) mit den dann 300 k€ zzgl. weiteren 130 k€ Netto-Abfindung finanziellem Puffer die nächsten 23 Jahre machen WILL?

--> mal ne Weltumsegelung?

--> mit 100 k€ Kaufpreis und 50 k€ Materialkosten UND zwei Jahren Eigenleistung zu nem kleinen, aber gemütlichen Häuschen mit Garten kommen?

--> oder was wären lohnende Lebensinhalte/-ziele?

(wir sind hier in diesem Forum ja wohl nicht, um die (Lohn)arbeit/den Job als wichtigsten und einzigen Lebensinhalt zu sehen!
und Sinn von FI ist ja, sich aus einem Job, der keinen Spaß mehr macht, schnellstmöglich zu verabschieden)

In manchen Fällen kann es ja gut sein die Abfindung auszucashen, so wie bei mir in der nächsten Runde dann in den Privatierstatus oder wenn ein Folgejob in Kombi mit der Abfindung irgend einen Mehrwert bringt.

Wir kennen die Branche und Firma nicht. Ich vermute Automobil? Aber ist ja auch egal. Ich kenne den psychischen Druck und wie Menschen darauf reagieren, da helfen Vorschläge mit vielen emotionalen Fragezeichen hier wenig. Mimi beschreibt sich eher als verängstigte Person und typisch für eine Konzernprägung. Meiner Erfahrung nach taten sich die Stammgewächse die im Berufsleben nichts anderes gesehen haben besonders schwer damit mit der Situation umzugehen.

Sie könnte im Konzern die Abteilung wechseln, in TZ gehen und später wieder auf Vollzeit (Teilzeitgesetz) und dann später mit Abfindung raus. In TZ einen externen und adäquaten  Job zu finden ist noch viel schwieriger als VZ.

Mimi hat 2 Kinder und weiteren Kinderwunsch. Klingt nicht nach Weltumsegelung.

Wenn es einen größeren Strukturwandel gibt ist das super für so einen Plan. Vielleicht ist es auch gut für sie zu gehen, oder, oder, oder...wer weiß? dies ist nur ein Forum!

Unüberlegte Schnellschüsse in einer angespannten Situation und Umfeld sind nicht ratsam. Ich schreibe aus reichlich Erfahrung!

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