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Hallo aus Oldenburg,

ich bin Keno, komme aus Oldenburg und werde bald 23 Jahre alt.

Meinen Weg bis hierhin würde ich wie folgt beschreiben: In meiner Kindheit kannte ich keinen Mangel, wenn ich etwas wollte musste ich sparen und es mir davon kaufen. Mit Geld konnte ich also schon früh eine gesunde Beziehung aufbauen. Ich habe ein Gymnasium besucht und musste aufgrund einer Depression nach der 11. Klasse abbrechen. Ich begann eine Ausbildung in einem Industrieunternehmen mit Sitz in OL. Ich fand zügig nach der Schule den Weg aus der Depression, diese hat insgesamt circa ein halbes Jahr angehalten. Mein Arbeitgeber hat mich übernommen und mir eine Weiterbildung (staatl. geprüfter Techniker) als Fernstudium finanziert, die Kosten dafür muss ich in einer Zeit von 2 Jahren "abarbeiten" oder bei verlassen des Unternehmens zurückzahlen. Ich bin jetzt am Ende der 3 Jahre Fernstudium und die Abschlussprüfungen stehen an, bis jetzt zumindest (Corona-und-so). Nach bestandener Prüfung soll ich eine Gehaltsgruppe aufsteigen.

Wie ich auf Frugalismus gestoßen bin: Ich bin 1.500km auf Teilen der Jakobswege gewandert, vorab beschäftigte ich mich intensiv mit der Ausrüstung. Ich stieß relativ schnell auf die Grundsätze des Ultraleichtwanders, um Gewicht und somit den täglichen Ballast zu minimieren. Das ganze war dann schon recht ähnlich zum Minimalismus/Frugalismus und so machte ich mir auch immer wieder auf dem Weg Gedanken dazu. Ich stellte schnell gewisse Dinge für mich fest und zog meine Konsequenzen daraus. Als ich nach 2 Monaten zuhause ankam, und so gelebt habe wie noch nie, versuchte ich diese Grundsätze auf meinen Alltag zu übertragen. So verbrannte ich mein Bett und schlief ab dem Tag, seit nunmehr fast 3 Jahren, auf dem Boden und war kritisch mit meinen Besitz und ebenfalls meinen Konsum. Partys und sonstige Feste interessieren mich gott-sei-dank nicht, da mich Alkohol langfristig irgendwie traurig macht, außerdem bin ich nicht der Freund von großen Menschenansammlungen... Ich konnte trotz meines nicht allzu hohen Gehalts mittlerweile ca 38.000€ (s.unten) ansparen. Im Dezember merkte ich dass ich etwas mit meinen Ersparnissen tun sollte und so lernte ich über Frugalismus und stieg dann im Corona-Crash mit dem Investieren ein. Ein Auto hatte ich, wollte es aber nie wirklich, doch dann kam der Tag an dem ich mich damit überschlug und ich es als Zeichen nahm mir kein neues anzuschaffen. So fuhr ich wieder Zug und suchte mir eine Wohnung in der Nähe meines Arbeitsplatzes.

Meine jetzige Situation: Ich lebe in einer 1-Zimmerwohnung neben meinem Arbeitplatz, das Miete zahlen ist mir ein Dorn im Auge (400€ warm) und ich habe eine Sparquote von ca 60%. Meine Einkünfte sind ca 24.000€ netto, nach der Weiterbildung ca 35.000€ netto.  Eine Wohnung für mich zur Eigennutzung zu kaufen verbinde ich irgendwie nicht als Anlage sondern als Stress, falls ich diese mal wieder verkaufen/vermieten muss. In der Stadt, wie momentan, möchte ich auch nicht auf lange Sicht bleiben. Die ganzen "Vorteile" aus dem Stadtleben nutze ich weitestgehend nicht, außer die Trainingsmöglichkeiten (Kletterhalle und mein Verein mit dem ich lange zusammenarbeite). Ich weiß nicht was ich will... Unzufrieden mit meinem Job bin ich generell nicht, nur irgendwie fehlt etwas, was das ist kann ich nicht mal beschreiben. Geld ist es jedenfalls nicht, alles was mehr ist wird eh nur gespart.

Ich werde erstmal die Schulden bei meinem Arbeitgeber abarbeiten und dann sehen wo es mich hintreibt, da ich mir so ungewiss in allem bin, dass eine Entscheidung für oder gegen irgendwas für mich zu schwer ist. (liegt auch in meiner Persönlichkeit - scheiß Perfektionismus)

Ich glaube in "Mit 40 in Rente" wurde das auch angesprochen, "lebe so als wärst du schon unabhängig". So bastel ich im Kopf meine eigene Philosophie aus Minimalismus und dem zufälligem Nebeneffekt des Sparens mit einem "asketischem" Lebensstil und nutze das bisschen Wissen des Investierens das ich habe...

Meine finanziellen Ersparnisse: 2.000€ cash, 1.200€ Arbeitgeberaktien, 10.000€ in Fonds bei meiner Bank, 22.000€ in ETF (im Corona-Crash gekauft), 3.000€ Einzelaktien um ein bisschen zu "pokern" (Corona-Crash)

Selbst wenn ich jetzt finanziell unabhängig wäre, wüsste ich wahrscheinlich nicht was ich will... Generell fühlt sich die Welt für mich fast wie ein falscher Ort an, ich bin so unzufrieden mit den Dingen die passieren und vermeidbar wären. Die einsame Hütte in den Bergen wird mir immer sympathischer

Ich hoffe es war nicht allzu lang;D

 

Herzlich Willkommen,

Du hast dein Bett abgebrannt? Du schläfst auf dem Boden? Ohne Matratze? Oder nur ohne Bettgestell? - ich komm nicht drauf klar 😀 ich liebe mein Bett 😀

Herzlich Willkommen,

interessanter Post den du da über dich geschrieben hast. Ich glaub du brauchst ne Frau. Vielleicht auch Kinder. Dann hast du automatisch immer neue Herausforderungen und auch schöne Erlebnisse. Vor allem hast du keine Zeit mehr, um dir Gedanken darüber zu machen was dir im Leben fehlt (wahrscheinlich fehlt dir dann auch nichts mehr).

LG

Gova

Auf dem Boden, ohne weiteres. Die erste Zeit nutzte ich noch eine dünne Schaumstoffmatte, mittlerweile benutze ich einfach meinen Teppich als King-Size Bett, aus dem man nicht rausfallen kann:D Das ganze hat sich aus dem wandern ergeben, wo ich zu faul war meine Isomatte aufzublasen und schlief fortan auf Rasen. Auch heute schlafe ich viel draußen auf meinem Balkon, meistens so ab ca 8°C in der Nacht. Wenn man seinen Komfort tief hält ist man auch mit einfachem zufrieden:)

"Ich glaub du brauchst ne Frau. Vielleicht auch Kinder."

Das kann ich mir auch gut vorstellen:D Ich trainiere schon Kinder im Verein, nur leider hat man da wenig Zeit sich mit denen wirklich beschäftigen.

Zitat von Gova am 4. Mai 2020, 15:07 Uhr

Ich glaub du brauchst ne Frau. Vielleicht auch Kinder. Dann hast du automatisch immer neue Herausforderungen und auch schöne Erlebnisse.

Ehrlich gesagt waren das beim Lesen auch eine Gedanken

Hi PiepkeOl,

was ist dein Warum? Welcher Impuls taucht immer wieder aus dir heraus auf.

Die Reduzierung durch Minimalismus oder die Ausrichtung durch Frugalismus geben keine Antwort darauf. Es ist meiner Meinung nach mehr ein Rahmen für Antwort.

 

 

was ist dein Warum? Welcher Impuls taucht immer wieder aus dir heraus auf.

Ich habe heute aus Zufall mit einem Freund meine Zeugnisse aus Schulzeiten angeschaut und folgendes entdeckt: 1. Klasse "Keno malt gern und zeigt Freude am bewegten Spiel", 2. Klasse"...schreibt großräumig", "übende Wiederholung nimmt er nicht ernst", 3. Klasse "Keno zeigt viel Freude, Geduld und Einfallsreichtum bei der Ausführung seiner Kunstaufgaben", 4. Klasse "...zeigte besonders viel Einsatz bei der Gestaltung seiner Kunstaufgaben".

Tja und da bin ich heute im Maschinenbau gelandet, ich kreativer Freigeist. Ich hatte sogar das Kunstabitur gewählt, ich konnte nicht allzu gut mit der Lehrerin und sie wollte mich von der Schule werfen, anscheinend war mein depressives-ICH sehr anstrengend. Aber Kunst war beruflich keine wirkliche Option in meiner Familie, zumindest fühlte ich das bei der Ausbildungssuche, da gab es nur Technik (Vater, Stiefvater, Bruder) beruflich gesehen. Ich habe privat gesprayt, meine Möbel versaut mit Farben, mich an Airbrush probiert und male meine Deko stets selber. Vielleicht ist das der "richtigere" Weg für mich, innerlich gefühlt habe ich das schon öfter, aber die Sicherheit der Industrie ist zumindest beruhigend, doch ausgesprochen habe ich diese Gedanken nie.

Die Reduzierung durch Minimalismus oder die Ausrichtung durch Frugalismus geben keine Antwort darauf. Es ist meiner Meinung nach mehr ein Rahmen für Antwort.

Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich familiär aus einem enormen Überfluss an materiellem komme. Bei meiner Stiefoma haben alle schon zu Lebzeiten gesagt, dass das ein Horror wird das Haus auszuräumen. Mein Stiefvater ist da ganz ähnlich, so dass immer überall Kram rumliegt, man nichts wiederfindet und man nicht mal in die Garagen fahren kann, weil so viel Zeug drin steht. Da graust es mir schon vor das ganze Zeug (es ist wirklich viel, wir haben zwei alte Ställe, eine große Scheune, zwei Garagen, eine große Diele: alles voll mit Zeug) verkaufen zu müssen, wenn er verstirbt; zu Lebzeiten wird das wohl nichts mehr. Diese Erfahrungen haben meine Entwicklung vielleicht unterstützt, der Tod ist sowieso nicht einfach, da muss man es den Angehörigen nicht noch schwerer machen und sie mit meinem Zeug unnötig belasten. Meine mütterliche Seite lebt relativ einfache Leben, meine leibliche väterliche Seite ist eher auf Luxus gepolt (Auto, Geld und Hightechkram).

Hi PiepkeOl,

bin auch im technischen Bereich gelandet.  Ich finde meinen Beruf interesant, die Rahmenbedingungen stimmen, dennoch ist es nicht meine Bestimmung.

Für mich ist das Frugalimusding im Grunde die Umsetzung  meines Wunsches finanziell unabhängig von dem Einkommen aus der Erwerbsarbeit zu sein. Hier bin ich nun bereits in Zielnähe. Das Minimalismusding ist bei mir die Umsetzung nichts unwesentliches um mich herum anzuhäufen. Irgendwie unterstützt mich das darin selbst wesentlicher zu werden.

Die Frage nach meinem Warum beantwortet beides bei mir zumindest nicht, aber es schafft gute Rahmenbindungen.

Liebe Grüße

 

 

Willkommen!

Bett verbrennen... gut, man kann auch mal eine Zeit ohne - hat bei mir dann aber eher den Effekt, dass ich mich ziemlich freue, wieder in einem Bett zu liegen. Und auch Sachen, die ich nicht brauche, können mir Freude bereiten.

Der Gedanke "der Junge braucht Frau und Kinder" kam mir jetzt beim Lesen der Vorstellung nicht - mir wäre da eher ein Kloster in den Sinn gekommen. Gut, mit Kindern kommt man weniger leicht dazu, nicht zu wissen, was man eigentlich machen will...

Kunst als Job: Da wird es nicht sehr viele geben, die sich voll ihrer Kunst widmen können, und nicht auch (z. B. des Geldes wegen) substanziell Sachen machen müssen, die sie nicht erfüllen. Nicht jede Auftragsarbeit törnt einen an, und auch wenn man einen Mäzen finden sollte, ist man in einem Abhängigkeitsverhältnis, und muss wahrscheinlich gewisse Sachen machen, egal, ob sie einem gefallen. Das geht vielleicht mit reichen Eltern, die einen da auch unterstützen wollen, oder einem entsprechenden Ehepartner. Wenn der technische Job nicht wirklich belastet, erschiene mir die Kunst nebenher praktikabler. Der Stundenlohn in der Industrie dürfte höher sein. Mit einer 60% Stelle (wenn das möglich ist) und drei Arbeitstagen die Woche müsste man im Schnitt nur an einem von drei Tagen in die Arbeit... Wenn man sonst keine Verpflichtungen hat (z. B. Kinder), sollte eigentlich auch neben einer vollen Stelle noch Luft sein.

Was den Camino angeht - wenn du ihn konsequent gehst, kommst du nach Compostella. Compostella ist schön, das Apostelgrab zu besuchen mag für viele Sinn und Erfüllung sein, aber darum geht es nicht unbedingt jedem. Wenn man das mit der Pilgerschaft (auch) eher... wie sagt man... auf jeden Fall nicht auf Reliquien beschränkt... sieht, ist der Jakobsweg doch eher ein Wegweiser für den eigentlichen Weg - leider ist der nicht unbedingt so gut als Weg erkennbar und mit gelben Pfeilen, die die Richtung weisen, übersät.. . Natürlich muss man verstehen, worauf ein Wegweiser hindeutet, vielleicht ist es auch gut, ihn sich wirklich genau anzuschauen, vielleicht auch nochmal zurückzugehen, wenn man das Gefühl hat, dass man ihn irgendwie falsch verstanden hat... Aber irgendwann wäre es nicht schlecht, den Wegweiser auch hinter sich lassen. Soll nicht heißen, dass der Wegweiser einem nicht auch zeigen wollte, dass man ohne Bett am besten weiterkommt...

Gruß und Ultraia!

Also ich bin auch ein absoluter Pilgerfan. Ich kann es nur empfehlen. Man braucht nicht viel Geld. Bewegt sich nur mit seinen Füßen fort und merkt dann relativ schnell das man eigentlich nichts weiter braucht als das was man im Rucksack hat. Das erdet immer wieder ganz gut. Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen ohne ein Bett leben zu wollen :D.

Zitat von Lex am 6. Mai 2020, 8:30 Uhr

"bin auch im technischen Bereich gelandet.  Ich finde meinen Beruf interesant, die Rahmenbedingungen stimmen, dennoch ist es nicht meine Bestimmung.

Die Frage nach meinem Warum beantwortet beides bei mir zumindest nicht, aber es schafft gute Rahmenbindungen."

Ja das kommt mir bekannt vor, die Bedingungen bei mir sind auch super.

 

Zitat von n am 6. Mai 2020, 21:53 Uhr

"... mir wäre da eher ein Kloster in den Sinn gekommen. Gut, mit Kindern kommt man weniger leicht dazu, nicht zu wissen, was man eigentlich machen will...

Ich hab wirklich letztmal nach einem Shaolinkloster in Deutschland geschaut:D Für die Kampfmönchausbildung wäre ich schon zu alt... aber gesitiger Mönch geht immer. Kinder geben einem einen Grund für sein handeln, zumindest denke ich das.

"...die sich voll ihrer Kunst widmen können, und nicht auch (z. B. des Geldes wegen) substanziell Sachen machen müssen, die sie nicht erfüllen. Wenn der technische Job nicht wirklich belastet, erschiene mir die Kunst nebenher praktikabler."

Ja das denke ich auch, komplett von der eigenen Kunst zu leben, die nicht Auftragsarbeiten beinhaltet, ist sehr brotlos am Anfang.  Mit der finanziellen Unabhängigkeit wäre das natürlich möglich:)

 

Was den Camino angeht - wenn du ihn konsequent gehst, kommst du nach Compostella. Compostella ist schön...

Ich bin in Compostella gewesen und erlitt einen fürchterlichen Kulturschock, auch schon 2 Tage vor Ankunft. Ich bin vorher in Frankreich einen Monat alleine gewesen, ab Spanien war es dann ganz nett mal Gleichgesinnte zu treffen. Nach einer Woche auf dem "Del Norte" waren es dann zu viele Gleichgesinnte, so dass ich auf den Primitivo wechselte und wieder ein wenig die Ruhe und die Berge genießen konnte. Aber ab dem Punkt wo die Wege zusammenlaufen hatte ich echt Probleme Orte zu finden, wo man allein sein konnte. Compostella war dann, für mich, eine reine Souvenir und Touristenstadt, ich habe mir nicht mal die Urkunde geholt, weil gefühlte 300 Leute anstanden. Ich bin dann schnell zum Busbahnhof und habe die Nacht in einem Busch davor verbracht, weil die Polizei dort wohl zeltende Leute sucht, weil diese ja nicht den Tourismus unterstützen. Seitdem bin ich kein Freund mehr von Massen-Tourismus, was der Camino in Spanien für mich irgendwie leider schon ist...

ist der Jakobsweg doch eher ein Wegweiser für den eigentlichen Weg - leider ist der nicht unbedingt so gut als Weg erkennbar und mit gelben Pfeilen, die die Richtung weisen, übersät.. . Natürlich muss man verstehen, worauf ein Wegweiser hindeutet, vielleicht ist es auch gut, ihn sich wirklich genau anzuschauen, vielleicht auch nochmal zurückzugehen, wenn man das Gefühl hat, dass man ihn irgendwie falsch verstanden hat... Aber irgendwann wäre es nicht schlecht, den Wegweiser auch hinter sich lassen.

Das ist schön gesagt. Auch passend weil ich mich sehr oft verlaufen habe in Frankreich