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Anfängerfragen zu Staatsanleihen-ETF

Guten Abend zusammen,

Ich habe mich schon etwas durch das Forum gewühlt, habe aber noch ein paar Fragen an die Experten hier.

1 .Laufzeiten

Oliver hat sich für europäische Staatsanleihen mit Restlaufzeiten von 7-10 Jahren entschieden Link. Kürzere Laufzeiten sind wahrscheinlich weniger volatil, bieten aber keinen Vorteil ggü. Bankguthaben. Das würde sich vermutlich bei einer anderen Zinspolitik wieder ändern. Sehr lange Laufzeiten sind in den meisten ETFs eher unterrepräsentiert. Ich schätze mal, die werden aufgrund einer höheren Volatilität nur vorsichtig beigemischt um die Rendite zu erhöhen?

2. Diversifikation

Sicher macht auch bei Staatsanleihen eine Risikostreuung Sinn. Anders als bei Aktien hat man hier aber zusätzlich die unterschiedlichen Laufzeiten als Stellschraube. Daher frage ich mich, warum man bspw. gesamt-europäische Anleihen einem einzelnen Land vorziehen sollte. Ob ich nun eine langfristige, risikoreiche, renditenstarke deutsche Anleihe, oder eine kurzfristige, risikoreiche, renditenstarke griechische Anleihe als Rendite-Booster in meinem ETF habe macht doch keinen Unterschied oder? Einzig eine mögliche Staatspleite wäre das hier weg-diversifizierte Risiko, was meines Erachtens eher gegen eine Diversifikation in Europa mit den ganzen südeuropäischen Wackelkandidaten spricht. Wie seht ihr das?

3. Währungsrisiko?

Ich tue mich schon seit Jahren schwer mit der deutsch-europäischen Politik, auch in Sachen Fin/Wirtschaft. Daher fällt es mir unglaublich schwer in diese Richtung zu diversifizieren. Ich bin z.B. froh, dass MSCI & Co ein US-Bias haben und rede mir immer ein, die Beimischung eines Euro-ETFs würde nur mehr Transaktionskosten bedeuten. Umso schwerer ist es natürlich für mich bei Staatsanleihen, Gläubiger einer Schuldnergemeinschaft zu sein, der ich Mittelfristig (so 10 Jahre) nicht viel zutraue. Ist vermutlich irrational, aber ein Investment in US-, UK, oder australische Anleihen würde mir deutlich leichter fallen (Mein Favorit).

Nun habe ich schon öfters gehört, dass man Anleihen immer in Heimatwährung kaufen sollte, es also nicht sinnvoll ist bspw. US-Staatsanleihen zu nehmen. Ist es wegen des Währungsrisiko, oder gibt es noch weitere Gründe?

Wie immer Danke für eure Antworten!

Zwei Gedanken von mir:

Währungsrisiko - bitte nicht Berichtwährung und Wechselkursrisiko verwechseln. Gerd Kommer hat was dazu geschrieben: https://www.gerd-kommer-invest.de/wann-ist-waehrungsabsicherung-sinnvoll/

Langfristige Anleihen: Wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse. Den Spruch haben wir vor 30 Jahren gelernt. Gilt natürlich auch andersherum. Je länger Deine Anleihe läuft, desto mehr Zinsänderungsrisiko hast Du. Nun überlege ich als Laie mir, wie groß die Chance auf weitere Zinssenkungen (= Kurssteigerungen) in den nächsten 15 Jahren ist und wie groß die auf Zinssteigerung (= Kursrückgang). Eins ist sicher: Bei Langläufern ist das Risiko von Schwankungen größer. Und wenn Anleihen für mich eine stabile Gegenposition zu meiner Risikoposition (Aktien) darstellen sollen, wähle ich die risikoärmste Variante, die Kurzläufer.

Zusatzinfo zu Deiner Aussage, Bankguthaben und kurzlaufende Staatsanleihen seien gleichwertig: Hier empfehle ich Dir noch einen weiteren Blogartikel von Gerd Kommer: https://www.gerd-kommer-invest.de/risiko-von-bankguthaben/

Hallo @aboutf,

ich würde da noch einen Punkt anfügen:

 

0. Zweck

Warum möchtest du Anleihen(-ETFs)?

- als risikoarmer Teil des Portfolios? Dann bleiben nur Anleihen von Staaten kurzer bis mittlerer Laufzeiten mit sehr guter Bonität. Die haben aber keine nennenswerte Rendite oder sogar negative Rendite. Solange du nicht mindestens hohe 6stellige Summen anlegen willst, wären Tagesgeld oder Festgeldkonten die günstigere Option.

- als risikobehafteter Teil? Könnte Sinn machen zur weiteren Diversifikation, aber dann brauchst du nicht Europa- oder gar EUR-Anleihen, sondern z.B. EM-Anleihen-ETFs, damit auch eine gewisse Rendite rumkommt. Ob die in gutem Verhältnis zum Risiko steht, weiß ich allerdings nicht.

@christine danke, kannte ich noch nicht!

@thewanderer So habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich bin noch lange innerhalb der Einlagensicherung, daher macht es natürlich gar keinen Sinn kurzfristige Anleihen zu nehmen, sondern eben Tagesgeld 😳  So kann ich meinem Bauchgefühl gut nachgehen und Fremdwährungsanleihen dem risikobehafteten Teil zuschlagen.

Zu den Fremdwährungsanleihen. Das ist natürlich ein komplexes Thema und lässt sich hier in aller Kürze nicht behandeln.

Grundsätzlich ist es so, dass ja schon die Entwicklung der Renditen und Kurse von EUR Anleihen nur schwierig bzw. gar nicht prognostizierbar sind.

Jetzt fügst du dem ganzen auch noch eine Währungskomponente hinzu. Devisen sind nun ein Markt der schon gar nicht prognostizierbar ist und dann beides zusammen, also die Entwicklung der Anleihen erst recht nicht.

Angenommen du willst US Treasury Bonds kaufen. Woher willst du wissen, wie sich die Renditen in den USA entwickeln? Und dann auch noch USD/EUR? Und dann besteh ja zwischen beidem auch noch eine Abhängigkeit.

Wenn du Emerging Markets Anleihen in den letzten Jahren gekauft hast, hattest du zum Kaufzeitpunkt vielleicht höhere Zinssätze aber in vielen Ländern hat die Währung gegenüber dem EUR abgewertet.

Aus der eigenen Praxis: mit USD Anleihen habe ich vor Jahren mal ganz gute Gewinne eingefahren. Mit EM Anleihen eher Verluste.

Ich würde an deiner Stelle de Finger davon lassen.