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Alles zum Thema Suffizienz

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Finde deine Eindrücke spannend @konsument, meine aus Lateinamerika und insbesondere Mexiko sind dann doch sehr anders. Ich muss jetzt auch verallgemeinern: Gerade bei den Mexikanern spürt man trotz aller schweren Probleme im Land eine unglaubliche Lebensfreude. Dabei hat die breite Mehrheit materiell kaum mehr als das Lebensnotwendige. Lebensmittel sind günstig und werden z.T. selbst angebaut, die meisten wohnen im eigenen Heim. Dann hört es aber schnell auf, es fehlen oft z.B. elementare Versicherungen. Wer Geld hat, gibt zumindest im Notfall etwas an die Verwandschaft ab. Es gibt ein starkes Wohlstandsgefälle bis zu extremer Armut im ländlichen Süden, wie die Zufriedenheit dort ist kann ich nicht aus erster Hand beurteilen.

Mexikaner sind stolz auf die eigene Kultur. Sie schimpfen (ähnlich wie wir) unter sich ohne Ende über ihr eigenes Land, verteidigen es aber mit Klauen und Füßen gegen jede Kritik von außen. Was ich bisher gehört habe, sind die meisten mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden. Trotzdem ist ein Leben in Europa für viele ein (i.d.R. nicht erreichbarer) Traum. Die Deutschen sind insgesamt sehr beliebt, im starken Kontrast zu eher unbeliebten US-Amerikanern. Diejenigen mit Europa-Erfahrung berichten von arroganten Spaniern und Franzosen, während D als offen und freundlich wahrgenommen wird.  Das Land hier wird als sicherer empfunden als es real vielleicht ist. Anders als bei den Thai kommen aber vor allem verhältnismäßig wohlhabende und gut ausgebildete Leute hier her, als Studenten oder als Angestellte in Lateinamerika operierender deutscher Konzerne. Die Wahrnehmung dieser Gruppe ist vermutlich eine ganz andere, als wenn man mit schmierigen Deutschen in Zwangsehe leben muss. Andersherum kennt man in Mexiko außerhalb von Quintana Roo kaum deutsche Touris. Dafür arbeiten viele Deutsche vor Ort, vielleicht hinterlassen die ja ein besseres Bild von uns als der gemeine Thailand-Touri. 🙂

Davon ganz ab: Ich teile ehrlich gesagt auch eure Erfahrung mit der Deutschen Mentalität nicht. Habe nach den letzten Posts hier verstärkt auf die Leute im Alltag geachtet, und die allermeisten waren doch sehr freundlich. Eben auf eine etwas eigene Art. Hatte mit der Verkäuferin beim Bäcker z.b. gerade einen schönen Abtausch von Späßen und Sprüchen. In D zeigt man damit Sympathie und Vertrauen, aus Sicht anderer Kulturen wird sowas schnell als Unfreundlichkeit oder gar als offensives Flirten missverstanden. Vielleicht müssen wir für mehr Zufriedenheit auch toleranter gegenüber uns selbst werden?

Ein guter Freund von mir ist Mexiko Fan seit langem, der schildert es ähnlich wie Du.

Das mit dem unbeliebt sein der Deutschen bezog sich jetzt mehr auf Europa (siehe ESC), wobei man das auch nicht pauschalisieren sollte. In Italien, wo ich meist hinfahre, bin ich bisher immer freundlich empfangen worden, liegt natürlich viel an einem selbst „wie ich in den Wald hineinrufe ...“ so ist es dann auch im täglichen Umgang bei uns, ich plausche ebenfalls immer gerne mit Leuten und spreche spontan jemand an, bisher vorwiegend positive Erfahrungen gemacht.

In Thailand sind deutsche sehr beliebt, gute Manieren, verwüsten nichts, zahlen brav, da gibt es ganz andere unbeliebte Länder. Die vorher genannte spezielle Klientel ist deutlich in der Minderheit, das muss man ganz klar sagen und konzentriert sich auf die beiden genannten Hot Spots. Diese Klischees halten sich leider dauerhaft. Es gibt aber soviele schöne Locations hier ohne diese Auswüchse und der Großteil der Urlauber sind junge Leute, Backpacker, Familien oder auch gutsituierte ältere Paare. Und ich, der zukünftige Vorruheständler 😀

In der Schweiz ist es auch schon etwas lockerer als in Deutschland. Der allgemeine Umgang ist herzlich und nicht so steif. Es wird in der Schweiz auch mehr geduzt als in Deutschland.

Mein Neffe ist gerade einige Wochen in Spanien, Region Malaga. Er fühlt sich wie ein Oligarch und träumte das auch, wie er mir heute schrieb! Das herrliche Wetter und das Meer haben halt schon auch eine aufheiternde Wirkung auf die Menschen. Das Leben gestaltet sich sonniger und gemütlicher.

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Laura_Maelle am 31. Mai 2022, 14:10 Uhr

In der Schweiz ist es auch schon etwas lockerer als in Deutschland. Der allgemeine Umgang ist herzlich und nicht so steif. Es wird in der Schweiz auch mehr geduzt als in Deutschland.

Mein Neffe ist gerade einige Wochen in Spanien, Region Malaga. Er fühlt sich wie ein Oligarch und träumte das auch, wie er mir heute schrieb! Das herrliche Wetter und das Meer haben halt schon auch eine aufheiternde Wirkung auf die Menschen. Das Leben gestaltet sich sonniger und gemütlicher.

Spannend, nach meinen persönlichen Vorurteilen ist die Schweiz das einzige Land, das noch steifer ist als D. 🙂 Mag aber individuelles Pech sein, mein "Sommerurlaub" am Brienzer See war eine einzige Katastrophe. Es war tagelang und verregnet, Berge waren nicht zu sehn. Beim Frühstück war der Aufschnitt abgezählt und viel zu wenig, das Personal ausgesucht unfreundlich. Aus der Not raus haben wir Höhlen und Modellbahnen besucht und ein halbes Vermögen ausgegeben. Nach vier Tagen dann spontan nach Italien an die Adria "geflohen" und einen wunderschönen sonnigen Resturlaub verbracht.  Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass wir Jahre später bei einem Metal-Festival in Zürich auch viele supernette Schweizer und sogar akzeptables Weter erlebt haben. 🙂

Bei den Schweizern ist die Abschottung, Neutralität und ein gewisses „Minderwertigkeitsgefühl“ wesensprägend.

Selbst Deutsche die über mehrere Jahre da arbeiten kommen nicht tief in die Schweizer Communities, haben schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten und müssen als erster gehen bei Jobabbau.

Ähnlich ist es in Norwegen.

Letztendlich sorgt der Reichtum und Wohlstand für Verlustängste und Protektionismus. Normal halt… so etwa das Gegenteil was Konsument über Thailand geschrieben hatte.

Trotzdem ist die Schweiz Einwanderungsland Nr 1 bei den Deutschen. Wer in der Schweiz nicht klarkommt, unterliegt einem Missverständnis über die Kulturunterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz. Das angebliche Minderwertigkeitsgefühl der Schweizer ist in Wirklichkeit ein bewusst anerzogener Anstandskodex in der Schweiz. Wenn Deutsche das missverstehen und sich selbstbewusst darüber hinwegsetzen und dies missachten, werden sie entsprechend abgestraft, weil ein solches Verhalten als sehr unhöflich empfunden wird von den Schweizern. Die Schweizer sind aber für die Italiener genauso direkt und unhöflich, wie viele unangepasste Deutsche für die Schweizer. Ich kenne die Hintergründe, weil ich aus einer Familie komme, die aus allen drei Kulturkreisen kommt. Also deutsche Fachkräfte haben in der Schweiz immer eine Chance, wenn in der Schweiz zu wenige in dem Beruf arbeiten, z. B. Ärzte, Pflegekräfte, Zugführer. Aber es ist besser, sich gleich einzubürgern, sobald es geht, damit man nicht ausgeschafft wird bei Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug und Schulden. Das hat sich in der Schweiz massiv verschlechtert für Ausländer.

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Absprung_2020 am 6. Dezember 2021, 9:15 Uhr

Ein Begriff, der in der Medizin (bei Organen), im Umweltschutz (Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch) aber immer mehr auch in der Psychologie und der Glücksforschung aufgegriffen wird um die Zufriedenheit im Hinblick auf (materielle) Bedürfnisse und Erwartungen zu messen oder auch individuell zu definieren......

Hm, so habe ich den Begriff Suffizienz noch nicht definiert. Ich habe den Begriff "Suffizienz" im Untertitel meines Blogs und definiere in eher mit der Einsparung von Material und Energie.

Liebe Grüße, Flitzekittel --------------------------------------------- www.miteigenenhaenden.de - Minimalismus, Selbstversorgung, Konsumreduzierung, Suffizienz, DIY -

Sind wir in unserem Luxus und Überfluss also zufriedenere Menschen als die, die vor 100, 200 oder 2.000 Jahren gelebt haben? Lachen und freuen wir uns mehr als Menschen die in anderen Kulturkreisen leben wo der Konsum noch nicht einer der obersten Leitsätze ist? Die Antwort scheint klar: Natürlich nicht!

Ich denke schon, dass das Leben entspannter/einfacher und letztendlich auch zufriedener  ist-es laufen ja nicht alle dem Konsum hinterher-ich finde man kann sich ohne viel Arbeit und Stress ein wunderbares Leben machen, ohne das harte, entbehrungsreiche Leben wie vor 100-300 Jahren! Man muss sich einfach mal vor Augen halten wie gut wir (naja die Meisten 😉 ) es haben!

Ich empfehle das Hörbuch "Utopien für Realisten-von Rutger Bregmann" . Die Einleitung bringt schon einiges auf den Punkt.

Das Hörbuch gibts bei Spotify.

Viel Spaß und ein schönes Wochenende 😆

 

 

@hansen2000

Sie gehen von sich selbst aus und schließen auf "den Rest der Welt". Die Glücksforschung sieht anders als Sie keinesfalls nur wirtschaftliche Sicherheit und Bequemlichkeit als allein bestimmende Faktoren, also vordergründig rein materielle Dinge. Sonst gäbe es bei wohlbetuchten ja keinerlei Unglück, Scheidung, Depression usw.

Es geht oft um Zugehörigkeit und Anerkennung und das damit verbundenen Sicherheitsgefühl als Bestandteil einer sozialen Gruppe. Daher auch mein Hinweis, dass es mit Sicherheit nicht so sein wird, dass Menschen vor 500 Jahren ganz selbstverständlich unglücklicher waren als heutzutage. Man wird es nie sicher erfahren, Hinweise geben aber Quervergleiche mit anderen sozialen Gruppen in "ärmeren Ländern", dass es eben ab einer bestimmten Wohlstandsschwelle allein durch Wohlstandsmehrung keine weitere Glückszunahme gibt. Andere Faktoren spielen dann die größere Rolle, wie z.B ein stabiles soziales Umfeld, Kontakte, Zugehörigkeit, Familie aber auch Gesundheit.

 

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