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700T wie anlegen?

Hallo,

Ich muss für meine Eltern ca. 700T anlegen und ich weiss nicht wo ich anfangen soll. Ihre Wohnung ist abbezahlt und sie haben mit einer Rente und einer Mietwohnung genug zum leben was die täglichen Ausgaben betrifft.

Die 700T werden also nicht weniger aber auch nicht mehr da sie aktuell nur auf einem Tagesgeld Konto liegen. Das ist schon jahrelang so und die Kaufkraft des Geldes wird von der Inflation weg gefressen. Sie haben mich gebeten sie beim anlegen zu unterstützen. Ich kenne mich allerdings nicht wirklich gut im Deutschen System aus da ich im Ausland wohne.

Ich wäre wirklich sehr dankbar für Tips, die Vorschläge mit den Renditen die die Sparkasse meinen Eltern gezeigt hat sehen für mich nicht besonders attraktiv aus.

Besten Dank im Voraus!

Da einen Rat zu geben, halte ich für fahrlässig. Wir kennen Deine Eltern nicht und bis auf (zu) wenige Eckpunkte auch nicht ihre Situation. Wer die persönliche Situation samt Erfahrung und Zielen nicht abfragt, darf keinen Rat geben.

Ich lade Dich ein, Dich durch Olivers Blogbeiträge zu arbeiten und dann in diesem Forum weiterzumachen. Dir ein eigenes Wissen zu erarbeiten und dann nochmal gründlich mit Deinen Eltern zu sprechen, womit sie sich wohlfühlen. Auch erbrechtliche Punkte (Zahl der Erben, Freibeträge usw.) zu bedenken.

Die meisten Ratgeber-Bücher (bspw. https://www.finanzwesir.com/angebote/finanzbuch) sind doch für Menschen gedacht, die noch in der Aufbauphase sind und noch längere Zeit vor sich haben. Vielleicht mögen Deine Eltern es trotzdem lesen und sich selbst auch weiterbilden. Es ist für Einsteiger geschrieben.

Hallo @truthbelow, erst einmal Glückwunsch deinen Eltern zu ihren erfolgreichen Finanzen! 700 TEUR sind eine ganz schöne Verantwortung. Da würd ich erstmal nichts überstürzen, lieber in Ruhe ein paar Wochen schlaumachen und ein paar Promille an die Inflation verlieren als eine Fehlentscheidung treffen.

Disclaimer vorweg: @Christine hat natürlich recht, dass konkreter Rat bei den wenigen Infos schwierig bis nicht möglich ist. Das Folgende basiert auf ein paar Annahmen, die auch dabeistehen. Gleiche unbedingt ab, ob das Gesagte auf eure Situation überhaupt passt. Sieh das unten als meine Meinung zu einem sinnvollen Vorgehen, aber hör und lies dir noch möglichst viele andere Meinungen an. Ergänze noch möglichst viele Details zu deinem Fall, dann kann man dir auch noch gezielter helfen.

Nun aber los. 🙂 Als erstes müsst ihr eine passende Anlageform finden. Da du im Ausland lebst und deine Eltern vermutlich nicht mehr die Jüngsten sind, aus deiner Frage und aus dem Betrag auf dem Konto schließe ich mal, dass ihr keine Börsenerfahrung habt und eine seriösen und etablierte Anlageform sucht, wo man sich möglichst nicht kümmern muss. Damit sind vermietete Immobilien, aktives Investieren an der Börse raus, Exoten wie P2P, Bitcoin etc. sowieso. Da würde sich, wie hier oft betrieben, passivem Investment in weltweit über möglichst viele Branchen und Länder gestreute Aktien-ETFs anbieten. Evtl. ergänzt durch kleinere Anteile Gold und/oder Rohstoffe, aber das sind dann schon Details. Das einfachstmögliche Depot würde wahrscheinlich aus einem einzigen ETF bestehen, eine gute Wahl wäre sicher ein ETF auf den MSCI ACWI. Weiter würd ich das hier noch nicht aufdröseln, erstmal hören was du dir so vorstellst. Vielleicht möchten deine Eltern auch noch etwas ganz anderes, Sofortrente z.B. Da kann ich dir aber wenig zu sagen, mach dich wie gesagt in Ruhe schlau, was es alles so gibt, bevor du aktiv wirst.

Falls es ein ETF-Depot werden soll, dann solltest du mit deinen Eltern zusammen herausfinden, wie risikotolerant sie sind. Davon hängt dann ab, welchen Anteil der 700 TEUR sie in risikobehaftetere Anlagen verschieben können. Deinen Eltern muss bewusst sein, dass heute jede Anlage mit deutlich über Tagesgeldrendite Verlustrisiken mit sich bringen. Beim oben erwähnten MSCI ACWI ETF müssen sie mit Schwankungen von z.T. 50% und mehr nach unten rechnen, und mit jahrelangen Schwächephasen. Das schwächst du ab indem ein Anteil der 700 TEUR auf dem Konto verbleibt. Selbst wenn ihr nur ein Drittel der Summe anlegt, habt ihr gute Chancen langfristig die Inflation mehr als auszugleichen.

Wenn ihr das geklärt habt, braucht ihr das passende Depot. Wenn deine Eltern seit vielen Jahren bei der Sparkasse sind, dann würd ich dort auch bleiben und eben den S-Broker nehmen. So kostet das Depot zwar ein paar Euro Gebühren mehr pro Jahr, dafür hat man nicht den operativen Aufwand mit einer zusätzlichen Bank. Das gilt besonders, wenn sie heute schon das Onlinebanking nutzen.

Was ich dagegen nicht machen würde, ist von der Sparkasse eine gute Beratung erwarten. Die Chance ist hoch, dass deinen Eltern dort etwas aufgeschwatzt wird, was nicht in ihrem Interesse ist, z.B. ein teurer aktiver Deka-Fonds. Das Depot lässt sich online eröffnen und der ETF lässt sich online kaufen, dafür braucht ihr kein Vertriebsgespräch.

Du kannst die Investition in einem Rutsch machen oder stückeln. Hier wird das im Detail diskutiert: https://www.finanzwesir.com/blog/markttiming-zeitlich-diversifizieren

Drei Hinweise noch:

- Bevor du zur Tat schreitest, lies dir am besten mal in Ruhe die wichtigsten Artikel des o.g. Finanzwesir Blogs durch. Mit der Einmalanlage ist es ja nicht getan, ihr müsst auch richtig (nämlich möglichst gar nicht) reagieren, wenn der nächste Crash kommt. Je gefestigter du bei deinen Ansichten und dem Verständnis der Börsenmechanismen bist, desto eher werdet ihr in Krisen richtig reagieren.

Falls ihr nach dem Investment noch mehr als 100 TEUR auf Konten bei der Bank habt, dann teile diese unbedingt auf mehrere Banken auf, so dass bei keiner Bank mehr als 100 TEUR liegen. Alles über diesem Betrag ist nicht von der deutschen Einlagensicherung erfasst und daher latent in Gefahr.

Sollten seine Eltern das Geld voraussichtlich nicht mehr selbst brauchen sondern vererben wollen, und du bzw. eventuelle Geschwister würden mehr als 400.000€ pro Person erben (Immobilien eingerechnet!), dann muss alles darüber hinaus versteuert werden. Um das zu vermeiden, könnten sie euch jetzt schon einen Teil übertragen, nach 10 Jahren habt ihr den Freibetrag von 400.000€ dann nochmal. Das war nur ganz grob beschrieben, wenn das bei euch relevant ist, lasst euch besser von einem spezialisierten Anwalt beraten.

Tausend Dank Euch schon einmal fuer diese ausführlichen Infos! Das klingt alles soweit sehr logisch. Ich hatte auch an Index Fonds oder ETF's gedacht, hier in den USA laufen die sehr gut für mich bisher und scheint mir auch hier alles etwas einfacher zu sein. Zum Thema aufschwatzen der Sparkasse, die haben meinen Eltern einen "Schatzbrief" (?) empfohlen der ab dem Jahr 2032 monatlich als Rente ausbezahlt werden würde oder als Einmalzahlung wieder zurueckbezahlt wird. Die garantierte Rueckzahlung 2032 entspräche min. -0.9% pro Jahr Rendite, die max. theoretische Rückzahlung entspräche +3.6% pro Jahr nach meinen Berechnungen). Alternativ sich das als lebenslange Rente auszahlen zu lassen sah fuer mich den monatlichen Betraegen nach zu urteilen auch nicht gut aus. Da habe ich ehrlich gesagt schon ein bisschen gekocht als sie mir das erzählt haben, aber ich weiss auch dass die Renditen in Deutschland in den letzten 10 Jahren insgesamt ziemlich schlecht aussahen. Das Ziel meiner Eltern ist das Geld möglichst nie antasten zu müssen und ja, langfristig wollen sie es weitervererben, ich werde das umgekehrt mit meinen Kindern fortführen wollen und möglichst nicht antasten wollen, daher wären langfristige index Funds oder ETFs wahrscheinlich das Beste oder? Vielen Dank nochmal, das hilft echt SO VIEL weiter mit Leuten zu reden die das objektiv beurteilen können und einem nicht versuchen etwas zu verkaufen...

Zitat von truthbelow am 5. Oktober 2020, 0:34 Uhr

Da habe ich ehrlich gesagt schon ein bisschen gekocht als sie mir das erzählt haben, aber ich weiss auch dass die Renditen in Deutschland in den letzten 10 Jahren insgesamt ziemlich schlecht aussahen.

Auch wenn man selbst risikofreudiger ist, darf man dem zu Beratenden nicht seine eigene Sicht überstülpen. Die Bank hat mit Sicherheit nach dem Anlagehorizont und dem Sicherheitsbedürfnis Deiner Eltern gefragt, sie sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet. Und wenn da ein beispielsweise 80-jähriger zur Beratung kommt, kann der Berater nicht guten Gewissens von einem Anlagehorizont von über 10 Jahren ausgehen.

Schau doch ins Beratungsprotokoll der Sparkasse, was da angegeben ist. Erkundige Dich bei Deinen Eltern, ob sie einen Ehevertrag haben, je nachdem kann nämlich das mit dem Vererben anders laufen, als Du Dir das jetzt grade vorstellst. Wie gesagt, es spielen sehr viele Punkte da mit rein, die man mit bedenken muss.

 

Wir wissen ja nun überhaupt nichts über deine Eltern: Bildung Alter etc. Wenn die zb eine geringe finanzielle Vorbildung haben und schon älter sind, würde ich die 700k nicht in Aktien ETFs anlegen. Vielleicht 200 T, aber auch nicht mehr.

Was und wie willst du in 2 Jahren mit denen diskutieren, wenn im Depot Auszug auf einmal nur noch 300.000 steht?

Zitat von Privatier am 5. Oktober 2020, 9:27 Uhr

Wir wissen ja nun überhaupt nichts über deine Eltern: Bildung Alter etc. Wenn die zb eine geringe finanzielle Vorbildung haben und schon älter sind, würde ich die 700k nicht in Aktien ETFs anlegen. Vielleicht 200 T, aber auch nicht mehr.

Was und wie willst du in 2 Jahren mit denen diskutieren, wenn im Depot Auszug auf einmal nur noch 300.000 steht?

Sie sind Anfang 60 Akademiker und was die finanzielle Vorbildung angeht, sind sie schon relativ fit. Das Problem ist dass sie in der Vergangenheit hauptsächlich auf Unternehmensanleihen und Festgeld gesetzt haben, die damals locker alle um die 6% abgeworfen haben, in den letzten 10 Jahren ist das aber alles fällig geworden und nun ist die Frage wie anlegen. Das Ganze Thema, das ich mich schlau machen soll, ist ja wie gesagt daraus entstanden dass sie nicht mit den Renditen zufrieden sind die ihnen angeboten wurden (zu Recht denke ich). Bei Aktien ist tatsächlich der Zeithorizont ein anderer und ich verstehe dass man die Liquidität nicht aus den Augen verlieren darf. Danke nochmal für die Beiträge bisher.